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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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wiedergeben. Um einen Pornographen, um einen Sänger, in den sie verliebt war und von dem sie …«
    »Halt, halt«, unterbrach ihn der Major. »Ist ja interessant, wie viele Dinge des toten Mädchens sich bei Ihnen befanden. Die Haarspange, das Tagebuch, und alles rein zufällig. Und dann taucht plötzlich dieser mysteriöse Mann auf, der sich als Shenjas Onkel ausgibt. Und dem haben Sie wahrscheinlich das Tagebuch gegeben.«
    »Nein. Das habe ich nicht. Ich habe es hier.« Rodezki nahm ein Heft in einem Papierumschlag mit Teddybären aus der Aktentasche.
    Der Major wollte danach schnappen, doch der Ermittlungsleiter kam ihm zuvor. Der alte Lehrer bemerkte die Blicke, die beide wechselten.
    »Das können Sie bestimmt nicht lesen«, sagte Rodezki.
    Der Kriminalist schlug das Heft auf und hob eine Braue.
    »Stimmt, eine scheußliche Handschrift.«
    »Macht nichts, unsere Graphologen schaffen das schon«, meldete sich der Major wieder und ließ plötzlich seine Hand vorschnellen. »Sagen Sie bitte, wie ist das hier in Ihren Besitz gelangt?«
    Vor Rodezkis Nase baumelte eine schmale Goldkette mit einem kleinen Anhänger.
    »Das habe ich noch nie gesehen«, sagte er, während er den Anhänger mit dem winzigen blauen Stein betrachtete.
    »Sind Sie sicher?«
    »Selbstverständlich bin ich sicher.«
    »Merkwürdig.« Der Major blies die Backen auf und runzelte die Brauen. »Dieser Anhänger gehörte dem ermordeten Mädchen, Ihrer Schülerin Shenja Katschalowa. Sie hatte vor kurzem Geburtstag. Ihren fünfzehnten. Den Saphiranhänger hat ihr Vater ihr geschenkt. Haben Sie eine Erklärung dafür, wie er in Ihre Manteltasche gelangt ist?«

Neunundzwanzigstes Kapitel
    Sie hatten es nicht eilig, in die Hotelwohnung zu fahren, sie setzten in Ruhe die Durchsuchung fort. Die falsche Blondine Toma kippte schweigend sämtliche Schubladen aus und sah sich jedes Papier an. Schließlich sagte sie »Wow!« und reichte Matwej eine Plastikmappe.
    »Ein Mietvertrag für ein Bankschließfach«, murmelte Matwej, »sehr gut. Welche Bank? Ah, kein Problem.«
    Sein Handy klingelte.
    »Ja. Was sagst du, wie heißt sie? Olga Filippowa? Ach was? Mein Lieber, das weiß ich selber, dass sie in Guschtschenkos Team gearbeitet hat. Bist du sicher, dass der Anruf aus ihrem Zimmer kam? Hm. Verstehe. Dann handle wie abgesprochen.«Matwej stand mit besorgter Miene auf und verließ rasch das Zimmer.
    Als er wiederkam, wirkte er mürrisch und schwerfällig, als wäre er schlagartig gealtert.
    »Warum fahren wir nicht?«, fragte Ika. »Ist der Mörder jetzt nicht das Wichtigste?«
    »Wir wissen ja nicht, wohin.«
    Er schaute sie eine ganze Weile merkwürdig an. Ika fröstelte. Sie wollte schon den Mund öffnen, um die Adresse zu nennen, dachte aber plötzlich: Klar, ich sag sie ihnen, und dann bringen sie mich um!
    Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie eigenartig Matwejs Augen waren. Furchtbar kalt. Nicht böse, nein, einfach totes Glas ohne jeden Ausdruck. Sie erinnerte sich, dass Shenja ihren letzten Kunden als Kyborg bezeichnet hatte.
    »Weißt du, er hat eigentlich ein ganz nettes, sympathisches Gesicht, aber die Augen bohren sich richtig in dich rein. Er schaut dich an, ohne zu blinzeln, und du denkst, gleich stürzt er sich auf dich und verschlingt dich.«
    Genau dieses Gefühl hatte Ika jetzt unter Matwejs Blick – als würde er sich gleich auf sie stürzen und sie verschlingen.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie gelernt, Menschen einzuschätzen, und ein untrügliches Gespür für Gefahr entwickelt. Mark verkaufte sie nicht häufig an Kunden, seltener als die anderen, aber sie fürchtete jedes Mal, an einen Sadisten oder einen Sexualmörder zu geraten. Besonders seit der Geschichte, an die Matwej sie gerade erinnert hatte.
    Damals, vor anderthalb Jahren, waren drei von einem Psychopathen getötete Jugendliche gefunden worden, zwei Mädchen und ein Junge. Mark hatte gesagt, sie seien Kollegen von Ika, Shenja, Stas und Jegorka gewesen.
    Mark wusste alles über Kinderpornographie. Er sah sich ständig die Produktionen seiner Konkurrenten an.
    Einmal hatte Ika ihn in der Wohnung in der Woikowskaja mit zwei kleinen Mädchen erwischt, die eine war acht, dieandere neun. Ika kam zufällig vorbei und schloss mit ihrem eigenen Schlüssel auf. Nein, sie stieß auf nichts Schlimmes, Mark unterhielt sich nur mit den Kleinen. Nach einer Viertelstunde begleitete er sie hinunter.
    »Da siehst du, wie gut das Ganze organisiert ist«, sagte er zu Ika, »die Kinder

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