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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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gebildet und klug. Er verfügt über eine gute Selbstbeherrschung und über Suggestivkraft, vielleicht sogar über Erfahrung mit Hypnose. Ich weiß, für Sie als Profis klingen meine Überlegungen dilettantisch, aber glauben Sie mir, er ist kein simpler Triebtäter. Er ist ein Missionar, ein Fanatiker. Er hat sein Äußeres verändert, der Bart war vermutlich falsch. Dazu die getönte Brille. Trotzdem könnte ich ihn wahrscheinlich identifizieren.«
    »Danke«, sagte Solowjow und reichte ihm ein Formular. »Unterschreiben Sie bitte.«
    »Was ist das?«
    »Eine Verpflichtung, dass Sie die Stadt nicht verlassen.«
    »Sie nehmen mich also nicht mit und bringen mich ins Gefängnis?«
    »Nein.«
     
    Der neue Patient war ein bekannter Schauspieler. Er war direkt von einem Serienset in die Klinik gebracht worden, mit einer alkoholbedingten Halluzinose. Der verdiente Volksschauspieler, ein genialer Komiker, der mehrere Generationen mit seinem Talent gerührt und zum Lachen gebracht hatte, behauptete, sämtliche Figuren, die er in seinen vierzig Berufsjahren auf der Bühne und im Film verkörpert hatte, hätten sich in seinem Kopf niedergelassen.
    »Sie verlangen, dass ich sie sofort bei mir anmelde. Sie sagen, der Wohnraum stehe ihnen rechtmäßig zu«, flüsterte der Schauspieler, wobei er argwöhnisch um sich blickte. »Wissen Sie, einige von ihnen sind Kriminelle, von denen ist alles zu erwarten. Außerdem werden sie von der Miliz gesucht, darum werde ich ständig überwacht, man hat mir Abhörgeräte ins Gehirn montiert. Alles, was darin passiert, wird sofort dem Minister gemeldet.«
    Die sechzigjährige Aufnahmeärztin Irina, klein und dünn wie eine Halbwüchsige, weinte fast vor Mitleid. Sie bewunderte diesen Schauspieler und hatte alle seine Filme gesehen. Sie hätte nie gedacht, dass ihr Idol Quartalstrinker war.
    Dauernd schauten Pfleger, Schwestern und Ärzte unter irgendeinem Vorwand herein. Die Kunde, dass eine Berühmtheit eingeliefert worden war, hatte sich in der Klinik rasch verbreitet.
    »Warum sehen Sie mich an? Überprüfen Sie ihre Papiere und ihre Fingerabdrücke«, sagte der Schauspieler. »Schließen Sie die Tür ab und lassen Sie niemanden herein!«
    Schließlich wurde er in eine Box gebracht.
    »Weißt du, Olga«, sagte Irina und schnäuzte sich geräuschvoll, »als junges Mädchen war ich in ihn verliebt. Ja, wirklich. Normalerweise verlieben sich Mädchen in schöne Männer, in Helden und Liebhaber, aber ich verliebte mich in ihn. Ich habe sogar meinen ersten Mann nur geheiratet, weil er meinem Idol ähnlich sah. Mein Gott, was für eine banale und traurige Geschichte. Was meinst du, ist er ein hoffnungsloser Fall?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht geschieht ja ein Wunder.« Olga sah auf die Uhr.
    »Hast du es eilig? Oder trinkst du noch einen Tee mit mir? Ich brauche nämlich deinen Rat. Der Chefarzt hat mir den Aufsatz eines jungen Mannes gegeben und mich gebeten, ihm beim Zusammenstellen von Faktenmaterial zu helfen. Der Aufsatz hat nicht das Niveau eines Doktors, sondern das eines schlechten Oberschülers. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Heißt der schlechte Schüler zufällig Iwanow?«, fragte Olga lächelnd.
    »Ja. Sag bloß, bei dir waren sie auch schon?«
    »Hmhm.«
    »Und du hast dich geweigert?«
    »Selbstverständlich.«
    »Klug von dir. Ich fürchte, ich kann das nicht.« Irina seufzte. »Der Chef hat angedeutet, er wolle mich in Rente schicken.«
    »Das wird er nicht. Für unser Gehalt findet er keinen Neuen.«
    Olga schaute in Irinas faltiges Gesicht, sah, wie das graue Haar zitterte, und begriff, dass dieser Iwanow Glück hatte. Er hatte einen gelehrten Idioten, genauer gesagt, eine Idiotin, gefunden, die ihm den Aufsatz und die Dissertation schreiben und nicht einmal Geld dafür verlangen würde – das konnte sie einfach nicht.
    »Danke, Olga. Ein Glück, dass du zufällig hier warst.«
    »Sie haben mich doch gebeten, vorbeizukommen.«
    »Ich?« Die schwarzen Augen rundeten sich erstaunt, die schmalen Brauen hoben sich und verschwanden unter dem Pony. »Nein, Olga, das habe ich nicht. Wer hat das denn behauptet?«
     
    »Komm, steh auf, wir gehen zur Behandlung.«
    Die Kopfschmerzen trübten Marks Verstand, seine Gedanken verhedderten sich zu einem scheußlichen Schlangenknäuel.
    »Sie hat gesagt, du sollst mir Analgin geben«, erinnerte Mark den Pfleger.
    »Jaja.« Slawa nickte. »Gleich. Bleib so lange hier sitzen.«
    Er setzte Mark auf einen Hocker und ging.
    Es war

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