Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
Vom Netzwerk:
Tod des Mädchens hat, dann nur sie, das verfluchte Aas! Oh, ich kann nicht weiterreden, Nina ist aufgestanden. Denken Sie daran, sie weiß von nichts!«
    »Warten Sie, Maja, können Sie morgen früh zu mir ins Büro kommen?«
    »Nein. Ich muss um acht zur Arbeit, da darf ich mich nicht verspäten.«
    Eine Frauenstimme stöhnte betrunken: »Maja! Mit wem quatschst du da? Lass uns was trinken! Scheiße, ist der Kognak etwa alle?«
    »Gleich, Nina, ich komme!«, rief Maja und flüsterte in den Hörer: »Wissen Sie was, in zwei Stunden schläft sie wieder, dann komme ich raus, und Sie warten unten vorm Haus, um neun. Oder ist das zu spät? Wir können im Auto reden, oder wir setzen uns in ein Café.«
     
    Es ist immer noch dieselbe Nacht, aber es wird schon hell.
    Ich schreibe wieder. Ich kann nicht schlafen. Das passiert mir zum ersten Mal. Nach diesem namenlosen Kyborg fühle ich mich wirklich beschissen.
    Er ist gleich ins Bad gegangen und hat sich das Gesicht angemalt. Ich glaube, ich habe sogar geschrien, als ich ihn sah. Grünbraune Streifen und Flecke. So sieht wahrscheinlich eine halbverweste Leiche aus. Ich hab gefragt: Was ist das? Er hat gegrinst und gesagt: Tarnbemalung. So tarnen sich Aufklärer im Hinterland des Feindes. Wir machen jetzt ein Spiel – ich bin der Aufklärer und du ein gefangener Feind.
    Ich hab gedacht: Das war’s, Shenja, nun bist du an einen echten Irren geraten. Gleich wird er mich foltern. Aber dann hab ich kapiert. Er hatte einfach Schiss, dass im Schlafzimmer eine Wanze ist, eine versteckte Videokamera. Übrigens zu Recht. Es gibt tatsächlich eine Kamera. Ich weiß nur nicht, wo genau.
    Dann hat er mich ausgezogen und angefasst. Hat mich abgetastet und untersucht, wie ein Arzt irgendwie. Als wäre ich ein seltenes Exemplar, ein Wesen von anderer Art, kein Mensch. Ich hab regelrecht gezittert, so kalt war er.
    Was passiert, wenn V. von dem Kind erfährt, kann ich mir vorstellen. Aber wenn er von dem anderen erfährt? Von Mark,
von Nick, von den ganzen alten Knackern und was die mit mir gemacht haben? Womöglich glaubt er dann, das Kind wäre nicht von ihm? Nein, ich will nicht daran denken! Nick hat schließlich auch nichts geahnt, obwohl wir uns schon seit zwei Jahren treffen. Wenn ich nicht gequatscht hätte, würde er noch immer glauben, er wäre der Erste und Einzige.
    Vielleicht hätte ich ihm lieber nichts erzählen sollen? Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist. Ich habe überhaupt nicht an die Folgen gedacht, als ich ihn mit meinen Problemen vollgelabert hab. Ich konnte es einfach nicht mehr für mich behalten.
    Ich bin natürlich nicht so blöd, dass ich Nick die ganze Wahrheit erzähle. Ich hab ihm einen Haufen Blödsinn aufgetischt, von wegen, Mark hätte mich von Anfang an erpresst und damit eingeschüchtert, dass er die Kassetten an Mama, Papa und an die Schule schicken würde.
    Was Nick für ein Gesicht gemacht hat! Ich dachte, wenn er Mark tatsächlich findet, erwürgt er ihn eigenhändig.
    Obwohl, ich bin sicher, dass Nick niemanden töten würde. Am Ende hab ich ihn nur um Geld gebeten. Ich will V. nicht zur Last fallen, und Papa wird mir nichts mehr geben, wenn er erfährt, wen ich heirate. Und Mama hat einfach nichts.
    Eigentlich schade, dass ich mich von Nick trennen muss. Ich hab mich an ihn gewöhnt. Ich weiß, er würde mich nie umbringen oder mir weh tun. Manchmal habe ich mich mit ihm sogar wohl gefühlt.
    Der neue Kunde ist wie geschaffen dafür, der Letzte zu sein. So was Widerliches hatte ich noch nie.
    Wenn ich Angst habe, werde ich rotzfrech. Ich hab ihn als alten Bock beschimpft und als impotent und dachte, gleich bringt er mich um. Aber er hat getan, als hätte er nichts gehört.
    Ich habe schreckliche Angst vor ihm. Die Angst blieb sogar, als wir bloß geredet haben. Er hat mich nach der Schule ausgefragt, nach meinen Eltern, ob mir das Lernen Spaß macht und was ich studieren will. Dabei war seine Stimme ganz normal, auch sein Lächeln. Ich dachte: Vielleicht ist er ja ganz in Ordnung? Ein
netter alter Kerl? Aber so oder so ist er der Letzte. Irgendwie halte ich das schon noch aus.
    Es ist wirklich Zeit, Schluss zu machen. Ich muss endlich ein ruhiges Leben führen, ohne Abenteuer. Mein Kind großziehen, V. lieben, nur noch mit ihm schlafen. Dann studieren, eine coole Managerin werden, Geschäftsführerin in einer schicken Firma, mit eigenem Büro.
    Der Bioroboter hat mich im Voraus bezahlt, für zwei Mal. Das nächste Mal treffen wir uns

Weitere Kostenlose Bücher