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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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herausgefunden hast über die Leiche aus den Fernsehnachrichten.«
    Solowjow erzählte, der Alte trank Kaffee und schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe nicht, warum sie strikt ablehnen, dass es eine Serie ist. Das ist doch Unsinn.«
    »Stimmt, das ist Unsinn.« Solowjow nickte und murmelte: »Sie weisen eine Serie genauso von sich wie damals die Kinderporno-Hypothese.«
    »Die These von deiner Olga Luganskaja, dass Moloch Kinder tötet, die mit Kinderpornos zu tun haben?«
    Solowjow runzelte die Stirn und trommelte auf das Fensterbrett.
    »Olga Filippowa«, sagte er gereizt, »Luganskaja ist ihr Mädchenname. Ja, Doktor Filippowa hat im Team von Professor Guschtschenko gearbeitet und diese Hypothese aufgestellt. Am Ende wurde die Gruppe aufgelöst.«
    »Na siehst du! Und das Heim in Dawydowo ist abgebrannt!«
    »Was hat Dawydowo damit zu tun?« Solowjow verschluckte sich vor Überraschung.
    »Eine Menge! Deine Olga war damals bei mir und hat mich nach dem Würger von Dawydowo ausgefragt.«
    »Ich verstehe nicht – was hat das mit der Serie von Moloch zu tun?«
    »Das verstehst du nicht?« Der Alte wandte sich ab und kniff die Lippen zusammen. »Sehr bedauerlich. Der Fall liegt nun Jahre zurück, aber dieser Pjanych lässt mich noch immer nicht los.«
    »Glauben Sie genau wie Doktor Filippowa, dass er es nicht war?«
    »Ich weiß es nicht! Da kam so vieles zusammen. Nach der vierten Leiche, als Guschtschenko seinen Verdacht geäußert hatte, wurde Pjanych vernommen, sein Haus und sein Schuppen wurden durchsucht, aber es wurde nichts gefunden. Und nach der fünften Leiche plötzlich – bumm! Die Schatulle. Ein ganzer Strauß Indizien. Und sofort war vergessen, dass sich in der Nähe des Heims hin und wieder ein blinder alter Mann mit einem Stock herumgetrieben hatte. Keiner wusste, woher er kam und wo er geblieben war. Er war jedesmal vor den Morden gesehen worden. Der Pförtner hatte ihn mal angesprochen,nach seinen Papieren gefragt, aber der Alte hatte nur gegrunzt, seinen Stock geschwungen und war gegangen.«
    »Sie glauben, dass war der verkleidete Mörder?« Solowjow lachte skeptisch.
    »Gut möglich. Als das Heim dann bewacht wurde, tauchte er nicht mehr auf. Der Pförtner meinte, für einen Blinden habe sich der Alte viel zu sicher bewegt. Außerdem hatte ein Kind erzählt, irgendein Opa schenke ihnen manchmal Bonbons. Die Mutter von Pjanych erklärte, jemand habe mehrere Nächte hintereinander versucht, sich Zutritt zu ihrem Grundstück zu verschaffen, aber nachts lief ihr Hund frei herum. Dann starb der Hund plötzlich; der Tierarzt sagte, er sei vergiftet worden. Und danach wurde im Schuppen die Schatulle gefunden.«
    »Das klingt ja alles sehr interessant und überzeugend, aber Pjanych hat gestanden.«
    »Bist du wirklich so naiv, Dima? Während der Jagd auf Tschikatilo, Golowkin, Sliwko und Michassewitsch haben eine Menge Leute gestanden, einige sind sogar hingerichtet worden. Die wirklichen Serienmörder wurden erst nach zehn, zwanzig Jahren gefasst. Die Nerven der Ermittler lagen blank, sie griffen nach jedem, der ihnen in die Hände fiel, manipulierten Indizien, übten bei den Vernehmungen Druck aus, erpressten Geständnisse. Das ist ein Grund dafür, warum Anfang der Neunziger die Akten über Serientäter vernichtet wurden.«
    »Trotzdem, was hat Moloch damit zu tun?«, wiederholte Solowjow störrisch. »Soweit ich weiß, hat der Würger die Kinder vergewaltigt. Und nie Babyöl benutzt.«
    Lobow seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Aber Wasser. Und was die Vergewaltigungen angeht, ist das gar nicht so sicher. Keiner kam auf die Idee, dass die blinden Kinder schon vor ihrer Ermordung vergewaltigt worden sein könnten, das wurde dem Täter zugeschrieben. Da alle im Wasser gelegen hatten, war eine genaue Untersuchung schwierig.Aber es gab offenkundige Spuren, die darauf hinwiesen, dass die Kinder regelmäßig sexuell missbraucht worden waren.«
    »Mein Gott, wer tut denn so was?« Solowjow sprang auf und lief in der kleinen Küche hin und her. »Kleine blinde Waisen …«
    »Genau das ist der Punkt. Blinde können niemanden identifizieren. Höchstens am Geruch, an der Stimme oder mit den Händen. Aber das ist vor Gericht nicht viel wert. Und Waisenkinder können sich nicht bei ihren Eltern beklagen.« Lobow goss sich ein Glas Wasser ein und leerte es in einem Zug. »Einiges wurde ermittelt, allerdings erst später. Das habe ich deiner Olga aber nicht erzählt. Ich wollte sie nicht damit belasten, die

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