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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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waren. Das war ein ständiges Klatschen und Fegen gewesen, wenn die dünnen Zweige gegen die Wand geschleudert wurden.
    Und Großmutter hinter mir hatte gesagt: »Der greißliche Pudschek, der greißliche.«
    Ich hatte damals die ganze Nacht wach gelegen und dem Klatschen der Zweige und der kleinen Bisonherde auf der Hauptstraße gelauscht. Und der Wanninger war auch da gewesen, und sein Blick war so maßlos entsetzt gewesen. Aber wieso? Ich wusste nur, er hatte nichts gesagt, sondern nur geguckt, und damals wusste ich ganz genau, was er sich in dem Moment gedacht hatte.
    »Ja, genau. Der Sturm«, sagte ich dann nur, weil der Schorsch nichts mehr sagte. Als wäre damit die Frage beantwortet. War der Pudschek unter dem Schmalzl-Kamin gelegen? Daran müsste ich mich doch erinnern?
    »Unser Telefon geht nicht«, log ich, weil der Schorsch immer noch nichts sagte.
    »Ja, wie g’sagt. Du und deine Wawa, solltetst aufs Revier kommen.«
    »Und wieso?«, fragte ich misstrauisch.
    »Reine Routine«, sagte er in einem eigenartigen Tonfall.
    Endlich hatte sich mein Blatt gewendet. Ich war in ausgesprochen guter Laune, als ich mit meinem Auto durchs Dorf brauste, um zur Redaktion zu fahren. Mein Chef hatte ein Einsehen gehabt und mir wieder grünes Licht für meine Arbeit gegeben. Vielleicht lag es auch daran, dass sich die Sekretärin eine Sehnenscheidenentzündung geholt und der Kare eine echt üble Bronchitis hatte. Da griff man gern auf die mordverdächtigen Volontärinnen zurück. Aber egal. Ich durfte jedenfalls einen richtig langen Artikel über das Rauchverbot in Gaststätten schreiben. Nicht nur so eine kleine Spalte über den Kaninchenzüchterverein.
    Als ich gerade bei der Kirche vorbeirauschte, stellte sich mir und meinem Auto die Langsdorferin mit ihrem Gehwagerl in den Weg und winkte. Die Langsdorferin sieht fast nichts. Deswegen blieb mir nichts anderes übrig als anzuhalten, auch wenn ich wusste, was mir dann blühte.
    »Fahrst mi heim«, sagte sie auch prompt und ließ sich schwer atmend auf den Beifahrersitz plumpsen. »Meine Fiaß.«
    Ihre Füße waren das Standardthema. Wobei Füße nicht nur die Füße an sich sind, sondern auch die Beine. Wenn man Glück hatte, musste man sie nur nach Hause fahren. Wenn man Pech hatte, hatte sie noch Erledigungen zu machen. Heute war nicht mein Tag. Außerdem war es total umständlich, so ein blödes Gehwagerl in ein kleines Auto hineinzubekommen.
    »I muass no zum Metzger«, sagte sie auch prompt und deutete in die Gegenrichtung, als ich schließlich das Gefährt verstaut hatte. »Wartst scho, gell, Mädl?«
    Ich wäre im ganzen Dorf unten durch, wenn ich die Langsdorferin vor der Metzgerei absetzen und einfach weiterfahren würde. Da könnte ich auch gleich in der Nacht Jagd auf kleine Kinder machen.
    Ich blieb im Auto sitzen, beobachtete durch die angelaufenen Scheiben, wie die Langsdorferin ihre Bestellung aufgab. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Zeit. Ich war plötzlich eine wichtige Person in unserer Redaktion. Vielleicht hätte ich den Zwischenstopp nutzen können, um ein wenig zu ermitteln, wer uns den Orgelschlüssel vor die Tür geworfen hatte. Das lag jetzt zwar schon ein paar Tage zurück, aber vielleicht hatte doch jemand etwas gesehen. Außerdem hätte ich die Recherche in der Metzgerei nutzen können, um mir ein Meinungsbild über das Rauchverbot zu verschaffen.
    Aber eigentlich hatte ich keine Lust, mich der öffentlichen Meinung auszusetzen. Die Gefahr war zu groß, dass jemand sagte, ich sollte lieber dafür sorgen, dass Großmutter un-bewaffnet ihr Weihwasser holte. Oder mich fragte, was ich um Himmels willen am Vormittag beim Schorsch gemacht hatte. Ich sah mir meine Fingerspitzen noch einmal an, ob sie schwarz waren.
    Das mit dem Orgelschlüssel lag mir ziemlich schwer im Magen. Nichts war belastender als Orgelschlüssel vor dem Gartentürl. Ich hatte mir schon eine ganze Weile den Kopf darüber zerbrochen, wer ihn da verloren haben könnte. Es kam eigentlich nur der Mörder infrage. Aber mir fiel partout nicht ein, wie ich weiter ermitteln konnte. Das mit den Fingerabdrücken machte ja die Polizei. Und wie ich den Schorsch kannte, kam der nur zu dem blöden Schluss, dass ich der Mörder sein musste, nur weil meine Fingerabdrücke drauf waren.
    Aber es mussten ja noch andere Fingerabdrücke drauf sein. Um das herauszufinden, hatte ich nicht viele Möglichkeiten. Ich könnte Max befragen. Den blöden Sturschädel, den blöden. Der würde garantiert

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