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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Da siehst du mal, Max, dachte ich mir böse. Es gibt sogar zwei von der Sorte, und jetzt habe ich ihn.
    Als ich im ersten Stock ein Geräusch hörte, machte ich, dass ich wieder in die Speisekammer kam. Wieso ich nicht einfach durch die Haustür ging, fragt man sich vielleicht. Ich fragte mich das auch, als ich wieder in dem kleinen Fensterchen steckte. Vermutlich um mir selbst zu beweisen, dass ich in der kurzen Zeit mehrere Pfund durch die Aufregung abgenommen hatte.
    Hatte ich aber nicht. Ich zappelte so lange, bis die Leiter umfiel und ich schließlich hinterher.
    Uump, sagte meine Lunge, als ich aufschlug. Aber ich habe nicht einmal den Schlüssel losgelassen, dachte ich stolz, als ich endlich wieder Luft bekam.
    Als ich mich aufrappelte, standen Max und Blomberg vor mir.


    Es war direkt heimelig, zwischen Rosl und Großmutter in der Kirche zu sitzen und sich unheimlich zu gruseln. Obwohl ich brav nach vorne sah und die Spitzendeckchen auf den kleinen Altären anstarrte, spürte ich es ganz deutlich. In meinem Rücken bitzelte und juckte es. Und nur, weil hinter mir der Tatort war.
    So gut besucht war die Kirche wahrscheinlich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gewesen, als sich die Leute hier versammelten, um für ihr eigenes Heil zu beten. Jetzt war der Grund natürlich ein anderer. Ein Getuschel und Gewisper erfüllte das Kirchenschiff, von all den Stimmen, die am besten wussten, wer wie gestorben war. Und dass alles ein böses Ende nehmen würde. Darin waren wir uns sowieso alle einig.
    Ich war mehr der Meinung, dass die Sache mit Max und mir ein böses Ende nehmen würde. Seit meinem Einbruchsversuch hatte ich den Eindruck, dass Max und Blomberg von mir dachten, ich sei komplett verrückt (Max) oder eine Mörderin (Blomberg). Denn mein Einbruchserfolg war durch den Pfarrer Daschner ziemlich geschmälert worden, als dieser nämlich erklärte, dass er tagsüber die Haustür nie absperrte, wonach jeder Mensch, der eine Klinke runterdrücken konnte, den Schlüssel hätte klauen können. Ich will nicht behaupten, dass Max gegrinst hätte, aber seine Augen hatten verdächtig danach ausgesehen.
    Der Gedanke daran machte mich schon wieder unglaublich wütend, und ich musste mich ziemlich auf meine Atmung konzentrieren, um nicht zu hyperventilieren.
    Gottlos, wisperte die Rosl gerade hinter mir lauter als alle anderen. Gottlos sei das. Und unsere ganze Gemeinde stehe vor dem Abgrund. Meine Atmung beruhigte sich wieder. Man durfte sich von kleinen Rückschlägen bei den Ermittlungen nicht entmutigen lassen. Immerhin hatte ich weder einen Trümmerbruch des Sprunggelenks noch einen Schleimbeutelriss im Knie. Das war doch schon mal was.
    In meinem Nacken begann der Grusel zu kribbeln, als das Glöckchen läutete, und jeder wusste, dass der Gottesdienst nun losging.
    Das Gewisper verstummte abrupt. Schließlich war es nicht alltäglich, dass jemand in unserer Kirche ermordet wurde. Wer wusste da schon, was heute passierte. Der Pfarrer kam mit seinen Ministranten und Ministrantinnen aus der Sakristei. Was für ein Anblick. Als würde er sich selbst in der Kirche fürchten, hatte er zu diesem Gottesdienst eine so gewaltige Schar an Ministranten rekrutiert, dass man hätte meinen können, Weihnachten und Ostern sei an einem Tag. Vielleicht hatten sich aber auch die Ministranten darum geprügelt, bei diesem historischen Gottesdienst anwesend zu sein.
    Das Fehlen der Orgelmusik war vielleicht das gruseligste überhaupt. Denn man hörte die Kutten des Pfarrers und der Ministranten rascheln und die Tritte von vielen gut geputzten Schuhen auf den kalten Kirchenfliesen hallen. Alle warteten auf etwas, das nicht kam. Aber man konnte nie wissen. Vielleicht hatte der Mörder ja eine Waffe dabei und fing an, wild um sich zu ballern. Oder richtete sich selbst. Stand auf und schrie, seht her, ich musste es tun. Für euch und unsere Kirche.
    Peng.
    Oder so ähnlich.
    Als der Pfarrer endlich gemessenen Schrittes den Mittelgang erreicht hatte, hörten es alle.
    Das Knarren.
    Ein Peng war nichts gegen dieses Knarren. Und jeder wusste, was das bedeutete.
    Jemand ging gerade die Orgeltreppe hoch. Jedes Knarzen der Holztreppe wurde von einem dumpfen Stöhnen der Gemeinde begleitet.
    »Heiliger Gottvatter«, wisperte Rosl hinter uns. »Des is er.«
    Also, der Wanninger-Pudschek. Besser gesagt, sein Geist. Die Tür oben knarrte, hallte laut durch die Kirche. Dann: ein Geräusch, als würde die Orgelbank bewegt. Ich glaubte, den

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