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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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nett an.
    »Des lassen wir dann durch den Computer durch. Und dann wissen wir, wer’s war. Wenn wir die Fingerabdrücke von dem Täter haben«, verbesserte er sich rasch.
    Ich versuchte nebenbei zu lesen, was Schorsch vorher in den Rechner eingegeben hatte. Tatsächlich, die Reisingerin hatte zur Anzeige gegeben, dass jemand in ihren Blumenbeeten umher gegangen war. Vermutlich aus Spionagezwecken. Anscheinend hatte sie sich zu oft mit meiner Großmutter unterhalten.
    »Und das speichert ihr dann im Computer«, stellte ich fest und blinkerte ein wenig mit den Augenlidern.
    »Was denn sonst«, sagte der Schorsch gereizt. »Hast du was im Auge?«
    »Nein«, sagte ich seufzend. »Aber das mit den Fingerabdrücken ist schon eine feine Sache, oder? Aber auch schwierig. Denk ich mir. Zum Beispiel bei so einem Orgelschlüssel.«
    Aah. Ich war zum Ermitteln einfach nicht geeignet.
    »Da ist doch wenig Platz für Fingerabdrücke. Sieht man da, wer den schon alles in der Hand gehabt hat. . .«
    Schorsch grinste plötzlich von einem Ohr zum anderen. »Also deinen Fingerabdruck sieht man prima.«
    Na toll.
    Hinter mir ging die Tür auf.
    »Wer hat denn da so viel Lehm verloren . . .«, fragte Max’ Stimme.
    »Die Lisa«, erklärte Schorsch. »Die ist anscheinend voll durch den Letten gegangen.«
    Heute war einfach nicht mein Tag.
    Als ich ins Hause kam, roch es im Flur, als hätte unser Haus zu brennen angefangen und würde langsam vor sich hinkokeln. Ich ließ alles, was ich in der Hand hatte, auf unser Schuhkästchen fallen und rannte in die Küche. Großmutter saß am Küchentisch und drückte an ihrem Strahlenapparat herum. Sie murmelte Bibelsprüche, die ich nicht verstand. In Verbindung mit dem Apparat bekam man aber eher den Eindruck, dass sie Hexensprüche übte. Mit einem Satz war ich beim Herd und schaltete ihn aus. Das Apfelmus, das dort vor sich hinblubberte, hatte bestimmt schon eine dicke Kohleschicht am Topfboden gebildet. Dickflüssige Blasen des zähen Muses hoben sich alle paar Sekunden nach oben und platzten auf. Jede Menge heiße, apfelmusdurchtränkte Luft schoss aus diesen kleinen Vulkanen empor, und einer dieser Spritzer erwischte mich am Arm. Ich warf einen Deckel auf den Topf und schob ihn eilig von der glühenden Platte.
    Sie hatte es anscheinend geschafft, die Äpfel klein zu schneiden und in den Topf zu geben. Ich sah meine ganzen Nachmittagspläne den Bach hinuntergehen.
    »Großmutter«, sagte ich, während ich mir fluchend die Finger verbrannte. »Du darfst nicht kochen, während ich weg bin.«
    »Apfelmus muss man ständig rühren«, sagte sie zu mir, sah aber nicht auf.
    »Ja genau. Du hättest es rühren müssen. Rühren.«
    Sie sah nun doch auf, ihr Blick war verständnislos. Die Küche roch bestialisch. Es würde Tage dauern, bis der Geruch sich verzogen hatte. Und bis dahin hatte Großmutter bestimmt schon den nächsten Topf einkokeln lassen. Ich ließ mich verzweifelt auf einen Küchenstuhl fallen. Gab es Kindersicherungen für Herde? Babysitterinnen für Großmütter? Irgendwann würde sie uns das Haus über dem Kopf anzünden mit ihrer ständigen Kocherei. Ich rieb meinen Arm, dort, wo mich der Apfelmusspritzer verbrannt hatte. Großmutter sah mich traurig an, und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Jeder konnte einmal was vergessen, oder? Und so oft passierte es ja nun auch nicht. Sie beugte sich wieder über ihre Bedienungsanleitung. Nur weil ich so eine Versagerin in Ermittlungssachen war, musste ich meine schlechte Laune nicht an Großmutter auslassen.
    Immerhin wusste ich jetzt, dass der Schorsch seine Ermittlungsdaten auf seinem Rechner aufhob. Notfalls konnte ich also immer noch bei der Polizei einbrechen und versuchen, dem Computer das zu entlocken, was der Schorsch nicht preisgeben wollte.
    »Der Schorsch hat jetzt einen Laubsauger«, sagte ich ablenkend.
    »Der Schorsch sollt sich besser um seine Arbeit kümmern«, sagte Großmutter, ohne aufzusehen.
    Arbeit? Wenn Laubsaugen keine Arbeit war, dann wusste ich auch nicht.
    »Da hat doch der Fischer Loisl vor Kurzem angerufen, dass er verfolgt wird.«
    Wer den Fischer Loisl verfolgte, der musste hochgradig pervers sein. Jemanden zu verfolgen, der sich die meiste Zeit volltrunken an Hauswänden entlangtastete, war nicht ganz normal. Aber von dem Gerücht hatte ich auch schon gehört. Wenn sich der Schorsch weigerte, ihn nach Hause zu fahren, was er seit den Panikattacken vom Loisl meist machte, ging der Loisl mitten auf der Straße

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