Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
Vom Netzwerk:
das Album hin, begleitet wieder von diesem Kinnzucken. Ich sah auf die Bilder. Sie waren allesamt total unscharf. Sein Kinnzucken wurde noch ausdrucksstärker. Als ich noch immer nicht verstand, wurde er griesgrämig: »Des is er. Der Hundsmiserabliche.«
    Ich versuchte, den Wanninger auf dem Bild zu erkennen. Es waren mehrere Leute abgebildet, Frauen und Männer. Und man erkannte keinen einzigen davon. Meistens erkannte man nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau war.
    »Des war mei Weib«, erläuterte der Troidl, als würde das alles sagen.
    Ich erkannte auf dem unscharfen Foto niemanden. Im Hintergrund war aber die Kirche zu sehen. Unsere Kirche. Das immerhin erkannte man deutlich, weil der Fotograf auf den Hintergrund scharf gestellt hatte und nicht auf die Leute. Ich hatte noch immer nicht kapiert, weshalb er mir dieses Foto zeigte.
    Dann klappte er das Album wieder zu und stopfte es zusammen mit all dem herausgequollenen Papier zurück in den Schrank.
    Er bekam wieder das Kinnzucken, und diesmal schien es zu heißen, dass ich keine weiteren Informationen bekommen würde.
    Ich war so froh, wieder aus dem Haus zu kommen, dass ich keine Fragen zu seiner Frau und dem Wanninger stellte, sondern in mein Auto flüchtete. Als der Wagen über den matschigen Hof schoss, kam ich mir selbst ausgesprochen feige und entwürdigend ängstlich vor. Vielleicht war er aber der Mörder, versuchte ich mir selbst recht zu geben. Und dann war es allemal besser, das Weite zu suchen.
    Wo ich jetzt schon so richtig mit meinen Ermittlungen in Fahrt war, wollte ich noch einen kleinen Abstecher zum Schorsch machen. Vielleicht konnte ich ihm ja ein paar Fakten über den Orgelschlüssel aus der Nase ziehen. Ich parkte ziemlich schief neben dem Polizeiauto und rannte fast hinein, um nicht den Mut zu verlieren. Eigentlich wollte ich nämlich gar nichts aus dem Schorsch herauskitzeln.
    Als ich ihn vor seinem Kaffee sitzen sah, bezweifelte ich auch bereits, dass ich wirklich wertvolle Hinweise erfahren würde.
    »Servus, Schorsch«, sagte ich so freundlich wie ich konnte.
    »Servus, Lisa«, sagte der Schorsch nicht besonders deutlich, weil gerade das letzte Stück einer Quarktasche in seinem Mund verschwand. »Und, was ist bei euch passiert?«
    Bei uns?
    »Passiert?«, fragte ich misstrauisch.
    »Ja. Was willst du zur Anzeige bringen?«, fragte der Schorsch ziemlich hochgestochen und genervt. »Den ganzen Tag nichts als Anzeigen. Als hätte ich sonst nichts zu tun. Grad war erst die Reisingerin da.«
    »Ich habe damit nichts zu tun«, erklärte ich fest und fragte mich, was um alles in der Welt unsere Nachbarin, die hauptsächlich damit beschäftigt war, ihren Müll in unserer Tonne fremdzuentsorgen, der Polizei zu melden hatte.
    Er sah etwas verzweifelt zum Himmel. »Damit hat wahrscheinlich nur eine greißlich Katz was zu tun.«
    Katze? War er jetzt am Durchknallen?
    »Wir haben keine Katze«, stellte ich richtig.
    »Hab ich auch gar nicht gesagt. Aber die Reisingerin meint, dass irgendwelche Einbrecher in ihren Beeten herumtrampeln.«
    Einbrecher bei Reisingers. Ich ließ für eine Sekunde meinen Mund offen stehen, dann klappte ich ihn hastig zu.
    »Nein. Ich will keine Anzeige machen«, sagte ich und setzte mich grazil auf den Rand seines Schreibtisches. An dieser Stelle hatte ich geplant, dass Schorsch so hingerissen von meinen Beinen sein würde, dass er jede meiner Fragen bedenkenlos beantwortete. Wenn man allerdings vorher dem Troidl einen Besuch abgestattet hatte, trug man ziemlich viel Dreck an den Schuhen, und das schaute nicht besonders erotisch aus.
    »Sondern?«, fragte der Schorsch missmutig und beachtete mich gar nicht.
    »Ich mache eine Serie über . . . innovative Polizeiarbeit«, erklärte ich und bemerkte, dass sich schon ziemlich viel Lehm von meinen Schuhen auf dem polizeilichen Fußboden verselbstständigt hatte. »Und da dachte ich mir, der Schorsch, der ist da der erste Ansprechpartner.«
    Mein Ansprechpartner sah mich ziemlich misstrauisch an. Vielleicht hatte er erwartet, dass Max diese Rolle übernehmen würde.
    »Zum Beispiel. Mit so Fingerabdrücken. Wie macht ihr das?« Ich strahlte ihn an.
    »Des Zeug kommt ins Labor«, sagte der Schorsch kurz angebunden.
    »Und dann?«
    »Dann kommt’s wieder zurück.« Er trommelte leicht genervt auf die Tischplatte. »Ich hab jetzt keine Zeit für so einen Schmarrn.«
    »Und wo hebt ihr das dann auf? In Ordnern? Oder im Computer?«, fragte ich und lächelte ihn möglichst

Weitere Kostenlose Bücher