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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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hätte meinen können. Zum Beispiel der Stammtisch beim Schmalzl-Wirt. Wanninger war der Einzige, der SPD wählte. Wie konnte er nur. Man munkelte sogar, dass er eine eigene Ortsgruppe gründen wollte. Was daran gescheitert war, dass eine Person selbst bei uns im Dorf noch keine Gruppe bildete. War er auf Stimmenfang gegangen? Wie man in unserer Gemeinde auf Stimmenfang gehen konnte, war mir zwar nicht ganz klar, weil sich kein Mensch bei uns fangen lassen würde. Aber das musste nichts heißen. Außerdem hatte ich von Wahlen keine Ahnung, weil ich nie zum Wählen ging. Wenn man nicht CSU wählte, hatte man das Gefühl, dass einen alle anstarrten.
    Meine Ermittlungen waren eine Katastrophe. Alle Verdächtigen waren tot oder im Besitz von Gehwagerln, hatten Parkinson oder einen Schlaganfall überlebt. Ich sah mir die Bet genauer an. Die war wenigstens fit. Aber ob so gute Menschen Organisten erstachen und bissen, war immer noch die Frage.
    Inzwischen warf auch die Resi böse Blicke nach hinten. Echt. Bös schauen, aber ihren blöden Köter nicht unter Kontrolle kriegen.
    »Was schaut s’ denn so, die alte Bixn?«, fragte Großmutter. »Nicht amal auf‘n Friedhof kannst gehen, ohne dass s’ bös schaun.«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht.
    Großmutter hätte jetzt gesagt, dass meine Beziehung zu Max ein Glücksgriff ist. Man wusste schließlich nie, wann man Beziehungen zur Staatsgewalt brauchen konnte.
    Bis jetzt hatte mir mein direkter Draht zur Staatsgewalt allerdings wenig gebracht, weil Max von Vetternwirtschaft ja leider nicht viel hielt.
    Ich fuhr eine Runde um die Kirche. Sexuell gesehen war meine Beziehung zu Max ein Glücksgriff. Ob das weiterhin so blieb, wenn ich auf eigene Faust ermittelte, wusste ich nicht so genau. Ermittlungstechnisch war Max nämlich etwas eigen. Aber ich würde von ihm lernen, dachte ich erbost. Das mit dem Pathologiebericht zum Beispiel würde ich ihm so schnell nicht verzeihen.
    Großmutter würde jetzt sagen, überleg dir das gut, Mädl. Das sagte sie nämlich auch dann, wenn sie gar nicht wusste, um was es ging. Das hatte alles seine Vor – und Nachteile. Richtig. Denn Max besaß durchaus auch gute Seiten. Er konnte kochen. Er erwartete nicht, dass ich für ihn Einzelsocken zu Paaren sortierte oder die Fenster seiner Wohnung putzte. Außerdem war er überhaupt nicht pervers. Er machte guten, herkömmlichen Sex, bei dem man weder gefesselt noch geschlagen wurde. Und das war mir im Moment sogar lieber, als eine gute Beziehung zur Staatsgewalt zu haben.
    Ich redete mir gut zu, während ich zum zweiten Mal an der Kirche vorbeifuhr.
    Um ehrlich zu sein, war es auch nicht die Beziehung zu Max, die mich so unschlüssig machte, sondern dass meine einzige konkrete Spur der Troidl Xaver war. Denn neben den Leichenfunden gab es noch so ein paar Dinge, die ich ausgesprochen gruselig fand. Dazu gehörte, mutterseelenallein zum Troidl Xaver rauszufahren, der auf einem einsamen Hof wohnte und entweder ein Transvestit war oder durchgeknallt oder beides und der mir etwas zeigen wollte.
    Während ich das dritte Mal um die Kirche rotierte, beschloss ich, dass ich ganz koordiniert ermitteln musste. Und ein wichtiges Indiz war der Biss, den durfte ich auf gar keinen Fall aus den Augen verlieren. Allerdings bedeutete das, dass damit schon mal alle Frauen als Täterinnen wegfielen. Die grausten sich sicher davor, den Wanninger zu beißen. So wie es aussah, blieb mir tatsächlich nichts anderes übrig, als mit dem Troidl anzufangen.
    Die Zufahrt zum Troidl-Hof führte an jeder Menge Fahrzeugen vorbei, die allesamt mit Planen zugedeckt waren. Am Ende des Wegs sah ich den alten Bulldog stehen. Der Troidl war also zu Hause. Ob das Glück war oder nicht, wusste ich noch nicht.
    Ich ließ mein Auto neben den Bulldog rollen und sah auf die Haustür. Über einen guten Aufhänger, wieso ich ausgerechnet den Troidl besuchen sollte, hatte ich noch nicht nachgedacht. Angestrengt überlegte ich mir eine journalistische Mission, die nicht mit dem Rauchverbot und den Anonymen Alkoholikern zusammenhing. Bestimmt fühlte sich der Troidl total geschmeichelt, wenn ich so tat, als würde ich ihn interviewen. Wenn es nicht gerade um das Rauchverbot und die Anonymen Alkoholiker ging. Aber ich stand momentan auf der Leitung. Bestimmt ergab sich das dann. Spontan.
    Eine Weile blieb ich noch im Schutz des Autos sitzen und betrachtete das alte Haus. Direkt neben der Eingangstür stand eine finstere Fichte, in der noch

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