In Ewigkeit, Amen
dem Fall nichts mehr zu tun«, antwortete er nebulös.
»Man kann hier gar nicht hinsehen«, beharrte ich. »Wie soll mich jemand gesehen haben?« Das ist doch bestimmt ein Komplott, hätte Großmutter gesagt.
Max’ Blick schweifte von meinem Gesicht zu einem Punkt hinter mir. Das war bestimmt der greißliche Blomberg, der greißliche, dachte ich mir. Wieso hatte Großmutter nur den greißlichen Wanninger, den greißlichen gefunden? Ansonsten würde ich jetzt vor meinem Laptop sitzen und meinen Artikel über den Männergesangsverein zu Ende schreiben. Das war zwar auch nicht prickelnd, aber immerhin überschaubar.
»Am Orgelschlüssel sind keine Fingerabdrücke von Großmutter«, sagte er schließlich leise. »Nur die von dir. Und Teile eines Fingerabdrucks einer dritten Person, die wir aber nicht kennen.«
Ich sah ihn auffordernd an.
»Wir können nicht das ganze Dorf antreten lassen«, sagte er widerwillig, ohne dass ich etwas sagen musste. »Es muss ein begründeter Tatverdacht vorliegen.«
Was war das wieder für ein blödes Wort. Begründeter Tatverdacht. Wenn sie eh annahmen, dass ein verrückter Fremder gekommen war, dann brauchten sie auch in unserem Gartenhäusl nichts zu suchen. Wenigstens die Fingerabdrücke vom Metzger und vom Troidl könnten sie doch nehmen, das wäre schon einmal ein Anfang. Hatten sie alle schon wieder die blutige Metzgerschürze vergessen? Und dass der Troidl ein bisschen cholerisch war, das wussten alle. Außer dem Max und dem Blomberg.
»Die Metzgerschürze. Habt ihr über die schon eine Weile nachgedacht?«, forschte ich nach, um ihm einen geistigen Rempler zu geben.
Max seufzte als Erstes nur, dann antwortete er doch. »Auf der Schürze war Schweineblut.«
Hm. Na und? Das war vielleicht nur ein Trick, ein fieser.
»Er war in der Kirche und hat etwas herausgeholt«, erinnerte ich ihn. »Habt ihr herausgefunden, was das war? Vielleicht irgendwelche Indizien?«
Welche Indizien groß, schwer und sperrig sein konnten, war mir zwar nicht klar, aber das herauszubekommen war schließlich Aufgabe der Polizei.
»Außerdem hatte er seinen Hass auf den Pudschek«, half ich ihm auf die Sprünge. Ich wusste zwar noch nicht, wieso, aber so schwer konnte es doch nicht sein, das herauszufinden.
Jetzt seufzte Max nur noch.
Eigentlich verstand ich dieses Polizeiaufgebot wegen des Pudschek-Kistls gar nicht. Schließlich ging es um den Wanninger und nicht um den Janker vom Pudschek. Der Wanninger hatte die Pudschek-Kiste zwar auch eine ganze Weile benutzt, bis sie irgendwann verschwunden gewesen war. Aber bis die Polizei diese ganzen Zusammenhänge verstanden hatte, war ich wahrscheinlich schon in der Untersuchungshaft vergammelt.
Ich starrte an Max vorbei auf das Autodach. Der Wanninger. Vielleicht hatte der Wanninger den Pudschek ermordet, und daraufhin hatte . . . Hm.
Hätte ich doch bloß den blöden Orgelschlüssel in den Gully gekehrt. Aber immerhin waren Großmutters Fingerabdrücke nicht darauf, was ja wohl nur bedeuten konnte, dass sie nicht mehr verdächtig war. Aber der Schlüssel vor unserer Haustür und der Janker in unserem Gartenhäusl . . . Und dann hatte noch die Bet diese blödsinnige Aussage gemacht, dass keiner aus der Kirche gekommen war, außer Großmutter.
Und dass die Lehmerin in den polizeilichen Überlegungen überhaupt nicht auftauchte, fand ich eine Zumutung. Mir war es als Kind schon höchst verdächtig vorgekommen, dass die Lehmerin ihren Sohn immer in die Schule brachte und wieder abholte. Diese ständige Überwachung. Das war doch ein Indiz dafür, dass sie eine total gestörte Einstellung zu ihrem Muttersein hatte. Und mit jedem Mittel für ihren Sohn kämpfen würde. Andererseits war es auch fies, wenn ich sie so bloßstellte. Vielleicht hatte sie mit dem Mord ja gar nichts zu tun.
Mein Hauptverdächtiger war noch immer der Metzger. Tierblut auf der Schürze hin, Tierblut auf der Schürze her.
»Habt ihr denn schon mal überprüft, wer damals durch der Reisingerin ihr Tulpenbeet getrampelt ist? Vielleicht war das der Gleiche, der uns das Munitionskistl ins Gartenhäusl gestellt hat.«
Max seufzte, diesmal bedeutungsschwanger.
»Kann ich Sie kurz sprechen, Kommissar Sander?«, fragte der Blomberg hinter mir.
Ausgerechnet die Spurensicherung in unserem Haus. Wo ich schon jahrelang nicht geputzt oder abgestaubt hatte. Das war furchtbar. Ich hätte vorher aufgeräumt, wenn ich das gewusst hätte. Großmutter würde sagen, was sollen die Leute von
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