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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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hatten.
    »Es war Herbst«, fiel mir abrupt ein.
    »Es war Herbst«, bestätigte Schorsch. »Du wirst ned wegen dem Pudschek verhaftet.«
    Vergiss den Pudschek, wollte er wohl sagen. Meine Gedächtniszentrale spuckte wieder alles Mögliche aus, was überhaupt nicht mit dem Mord zusammenhing. Meine Mutter fiel mir wieder ein. Im letzten Sommer, als sie noch bei uns war. Da hatte sie beschlossen, dass sie einen unserer Stühle abschleifen muss.
    »Das Braun ist doch scheußlich«, hatte sie erklärt.
    Sie stellte den Stuhl vor das Haus und lieh sich vom alten Reisinger, der damals noch gelebt hatte, eine Handschleifmaschine aus. Es war ein irres Getöse, und alle Leute blieben stehen. Nicht wegen des Lärms oder des Stuhls. Sondern weil Mutter in dem Staub stand, in ihrer engsten Jeans, mit hochhackigen Pumps und einem knappen Westchen. Und je länger sie an dem Stuhl arbeitete, desto öfter kamen bestimmte Männer vorbei, vielleicht um zu sehen, wo sich der Staub überall ablagerte. Großmutter hatte geschimpft wie ein Rohrspatz. »Du machst dich ganz staubig, schau dich doch an, Mädl.«
    Unter anderem kam der Pudschek sehr häufig vorbei, fiel mir wieder ein. Und die Bet war zu meiner Großmutter gegangen und hatte ihr gesagt, dass das so nicht weiterging.
    »Sag deinem Mädl, sie soll des hinterm Haus machen. Jetzt kommt der Pudschek schon zum zweiten Mal vorbei.«
    Ich fand das ganz lustig. Weil die Bet ja auch schon zum zweiten Mal vorbeigekommen war. Vielleicht hatte sie ja den Pudschek verfolgt?
    Großmutter hatte dann gesagt, sie solle sich lieber mal drum kümmern, dass die Kirche anständig geputzt war, bevor sie sich drum kümmerte, was ihre Tochter mit einem Stuhl machte.
    Darauf hatte Bet gegiftet: »Du sollst deine Tochter nicht zur Hurerei anhalten, dass nicht das Land Hurerei treibe und werde voller Schandtat.«
    Und dann hatte Großmutter gesagt . . . mein schwarzes Loch im Gehirn schien Masse zu verlieren, denn ich hörte Großmutter klar und deutlich sagen . . . wer im Glashaus sitzt . . .
    Wer im Glashaus sitzt?
    »Im Herbst«, sagte ich noch einmal zum Schorsch. »Und? Was ist passiert?«
    Schorsch sah irgendwo anders hin und murmelte etwas »vom Dach gefallen« und davon, dass er dringend in die Arbeit musste. Und dass es sich für einen Christen schickte, sich an die Gebote zu halten.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah dem energischen Kehren vom Schorsch genervt zu. Sogar in Zivil sah er aus wie ein Polizist, dachte ich gehässig. Vermutlich, weil er seit der letzten Leiche jeden Sonntag Tatort schaute. Und das bestimmt nicht, um Ermittlungsmethoden abzukupfern, dachte ich böse, sondern um sich modisch inspirieren zu lassen.
    Schorsch war fertig mit dem Zusammenkehren und wollte zurück ins Haus. »Natürlich verdächtigt ihr mich wegen dem blöden Pudschek«, sagte ich hartnäckig. »Wieso interessiert euch denn sonst dieses blöde Munitionskistl?«
    Der Schorsch schaute mich eine Weile schweigend an. Man sah ihm richtig an, dass er gerade gar nichts verstand.
    »Ja, weil’s das Kistl vom Pudschek ist«, sagte er und betrachtete dann mit gerunzelter Stirn den Besenstil.
    »Ihr meint also, dass der Pudschek mit dem Wanninger zu tun hat«, fragte ich misstrauisch. Woher wusste der Schorsch von meinem Verdacht? Oder wie war die Polizei darauf gekommen, dass der Tod des Pudscheks mit dem Wanninger zu tun haben könnte?
    Schorsch sagte wieder eine ganze Weile nichts. »Ja, wem hat denn jetzt das Kistl gehört?«, entfuhr es ihm schließlich. »Da waren doch die Noten vom Wanninger drin. Und der Janker vom Wanninger.«
    Schadenfroh schüttelte ich den Kopf. »So ein Schmarrn. Das war der Janker vom Pudschek. Eigentlich . . .« Ich war plötzlich wirklich erleichtert. »Eigentlich könnt ihr mir gar nichts vorwerfen. Weil, wieso sollte es nicht erlaubt sein, den Janker vom Pudschek aufzuheben?«
    Der Schorsch sah nicht so aus, als würde er etwas verstehen. Er sah eher so aus, als müsste er dringend zum Blomberg, um sich alles vom ihm erklären zu lassen.
    »Ja. Wenn des so ist. Dann kannst natürlich den Janker wieder haben«, schlug er vor.
    Ich rollte mit den Augen. So ein Schmarrn. Als hätte ich Lust, das alte Zeug aufzuheben. Der Schorsch hatte es jedenfalls sehr eilig, ins Haus zu kommen.
    Echt, der Schorsch wieder. Hatten die sich alle gedacht, der Janker und die Kiste wären vom Wanninger. Manchmal konnte man echt verzweifeln mit unserer Polizei. Und was hatte er vorhin zu

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