In feinen Kreisen
verschaffen, einem Teil davon sofort und mehr nach Major Stourbridges Tod, wann immer dieser eintreten mochte…«
»Warum sollte er sterben?«, protestierte sie. »Er ist noch ziemlich jung, nicht älter als fünfzig und bei bester Gesundheit! Er könnte noch dreißig Jahre oder länger leben!«
Er seufzte. »Von den Personen, die augenscheinlich Ihren Plänen im Wege stehen, sterben erstaunlich viele, Mrs. Gardiner. Die Polizei nimmt nicht an, dass Major Stourbridges Alter oder sein Gesundheitszustand Sie an irgendetwas hindern könnte.«
Sie schloss die Augen. »Das ist unfassbar!«
Während er ihr Gesicht betrachtete, ihren Mund und die Art, wie sie ihre Lippen zusammenpresste, konnte er nicht glauben, dass sie bis zu diesem Augenblick je über Harry Stourbridges Tod nachgedacht hatte, und jetzt, da sie es tat, schmerzte sie der Gedanke. Aber er konnte es sich nicht leisten, nachsichtig zu sein.
»Das ist das Verbrechen, das man Ihnen zur Last legt – Ihnen und Mrs. Anderson. Wenn Sie sich nicht gegenseitig beschuldigen, was bisher noch nicht der Fall war, wird über beide das gleiche Urteil gefällt werden, – Sie werden beide leben oder beide sterben.«
Sie hob langsam ihren Blick und musterte ihn, um herauszufinden, was in ihm vorging.
»Sie meinen, ich muss mich verteidigen, wenn ich nicht will, dass Cleo mit mir leiden wird?«
»Ja, genau das meine ich.«
»Es ist absolut unwahr. Ich… ich liebte Lucius.« Sie schluckte. »Ich hatte nichts anderes im Sinn, als ihn zu heiraten und glücklich zu sein, einfach weil ich an seiner Seite sein wollte. Wäre er so arm gewesen wie eine Kirchenmaus, hätte es für mich nicht den geringsten Unterschied gemacht.«
Er hatte das Gefühl, dass sie die Wahrheit sagte, und dennoch – warum hatte sie gezögert? Warum hatte sie über ihre Liebe zu Lucius gesprochen, als gehöre sie der Vergangenheit an? War ihre Liebe gestorben oder einfach nur ihre Hoffnung?
»James Treadwell hat Mrs. Anderson wegen der Medikamente erpresst, die sie aus dem Krankenhaus entwendete, um ihre Patienten zu behandeln. Er hat auch Sie erpresst.«
Sie riss den Kopf hoch, und ihre Augen weiteten sich. Sie schien diese Unterstellung vehement leugnen zu wollen, entschied sich dann aber dafür zu schweigen.
»Mrs. Gardiner«, sagte Rathbone eindringlich und beugte sich zu ihr. »Wenn ich Ihnen oder Mrs. Anderson helfen soll, dann muss ich die ganze Wahrheit wissen. Ich bin dazu verpflichtet, in Ihrem Interesse zu handeln, und Sie können mir glauben, wenn ich sage, dass die Aussichten für Sie beide nicht schlechter stehen könnten, als es ohnehin bereits der Fall ist. Was auch immer Sie mir anvertrauen, es kann Ihnen jetzt nicht mehr schaden, sondern eher nützen. Am Ende, wenn es zur Verhandlung kommt, werde ich Ihre Anweisungen befolgen, und falls ich dazu nicht in der Lage bin, werde ich den Fall niederlegen. Es ist mir nicht gestattet, über das mir Anvertraute ohne Ihre Erlaubnis zu sprechen. Wenn ich diese Regel nicht befolge, werde ich von der Verteidigerliste gestrichen und verliere damit meinen guten Ruf und mein Einkommen, was mir beides lieb und teuer ist. Also – hat James Treadwell Sie erpresst oder nicht?«
Sie schien einen Entschluss zu fassen. »Nein, das hat er nicht.
Er konnte nichts über mich wissen, womit er mir hätte schaden können, außer vielleicht der Tatsache, dass ich eine Verbindung zu Cleo und den Medikamenten hatte. Aber er hat mir gegenüber nie davon gesprochen. Ich wusste nicht, dass er Cleo erpresste. Hätte ich es erfahren, hätte ich versucht, etwas zu unternehmen.«
»Was hätten Sie tun können?« Er versuchte, seiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben.
Sie zuckte ein wenig mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Wenn ich es Lucius oder Major Stourbridge erzählt hätte, hätten sie ihn vielleicht ohne Zeugnisse entlassen und dafür gesorgt, dass er so schnell keine neue Anstellung mehr bekommen hätte.«
»Hätte das Treadwell nicht dazu veranlasst, Mrs. Andersons Vergehen bekannt werden zu lassen, um sich zu rächen?«, fragte er.
»Mag sein.« Dann versteifte sich plötzlich ihr Körper, und sie sah ihn entsetzt an. »Sie glauben doch nicht, ich hätte ihn getötet, um Cleo zu schützen?«
»Haben Sie es getan?«
»Nein! Ich habe ihn nicht getötet – weder aus diesem Grund noch aus einem anderen!« Ihre Antwort war leidenschaftlich, und es lagen Zorn und Kränkung darin. »Und Cleo hat ihn auch nicht getötet!«
»Wer war es
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