In feinen Kreisen
ein Wunder hoffen?«
»Eines bewirken«, sagte sie kläglich. Dann drehte sie sich um und ging wieder die Treppe hinauf.
Er folgte ihr und als sie draußen an der frischen Luft waren, fragte er, was sie gemeint habe.
»Es wurde noch eine andere Person erpresst, da sind wir uns fast sicher«, erklärte sie und blieb neben ihm stehen. »Treadwell hat erheblich mehr Geld ausgegeben, als er Cleo abgepresst oder selbst verdient hat…«
Ein Hoffnungsschimmer ließ Phillips’ Gesicht aufleuchten.
»Sie meinen, diese andere Person könnte ihn getötet haben? Wie sollen wir herausfinden, wer es war?« Er sah sie voller Zuversicht an, als baue er felsenfest darauf, dass sie die Antwort kannte.
»Ich weiß es nicht. Ich begnüge mich im Augenblick damit, lediglich zu beweisen, dass eine solche Person existiert.« Sie sah ihm fest in die Augen. »Wenn Sie es tun mussten… nein, wenn Sie es wollten, könnten Sie dann die genaue Menge der Medikamente ermitteln, die, sagen wir, in den letzten vier Monaten vor Treadwells Tod verschwunden ist?«
»Vielleicht… wenn ich einen wirklich guten Grund dafür hätte«, erwiderte er vorsichtig. »Allerdings würde ich mir erst darüber Gedanken machen, wenn mir klar wäre, warum es so wichtig ist.«
»Wenn Sie sich aber keine Gedanken machen, kommen wir nicht weiter«, erklärte sie unglücklich. »Wenn man sie wegen Mordes hängt, spielt es keine Rolle mehr, ob man sie auch noch wegen Diebstahls anklagt.«
Er erbleichte, aber er wich ihrem Blick nicht aus. »Was können Sie tun?«, fragte er sehr leise. »Mir liegt wirklich viel an Cleo. Sie ist zehnmal so viel wert wie dieses selbstherrliche Schwein in seinem eichenvertäfelten Büro!« Er brauchte Thorpe nicht beim Namen zu nennen. Sie teilte seine Gefühle, und er wusste es. Er beobachtete sie und wartete auf eine Antwort.
»Ich weiß es im Grunde selbst nicht – vielleicht ist es gar nicht viel«, gab sie zu. »Aber wenn ich weiß, wie viel fehlt und wie viel davon zu den Patienten gelangt ist, die Cleo behandelt hat, und wenn beides ungefähr übereinstimmt, dann muss Treadwell das Geld aus einer anderen Quelle bezogen haben.«
»Natürlich stimmen die Zahlen überein! Glauben Sie, sie hat ihm das Morphium zum Verkauf gegeben?« Er war entrüstet.
»Wenn mir ein Erpresser bis auf zwei Shilling die Woche alles wegnähme, was ich verdiene, wäre ich vielleicht gezwungen, mit Waren zu zahlen«, antwortete sie ihm.
Sie hatte Recht, und er wusste es. Seine Lippen wurden zu einer schmalen, harten Linie. »Ich bin froh, dass jemand diesen hinterhältigen Mistkerl erwischt hat«, sagte er rau. »Ich wünschte nur, wir könnten beweisen, dass es nicht die arme Cleo war. Oder, wenn ich es recht bedenke, überhaupt jemand, dem er so übel mitgespielt hat. Wie sollen wir vorgehen?« Er sah sie erwartungsvoll an.
»Sagen Sie mir, in welchen Mengen die Medikamente im Lauf der letzten Monate vor seinem Tod verschwunden sind, so genau wie möglich.«
»Das wird uns aber nicht sagen, wer die andere Person ist – oder die anderen Personen!«
»Mein Mann versucht herauszufinden, wo Treadwell sich aufgehalten hat. Vielleicht finden wir auf diese Weise weitere Erpressungsopfer.«
Seine Augen wurden schmal. »Versteht er sich denn auf solche Dinge?«
»Und ob. Er war früher einmal der beste Beamte bei der Polizei«, sagte sie voller Stolz.
»Oh? Und wer ist jetzt der Beste?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Er hat diese Arbeit aufgegeben.« Dann fügte sie, für den Fall, dass Phillips hinter Monks Ausscheiden aus der Polizei eine Unehrenhaftigkeit witterte, hinzu: »Ein Teil der Disziplin, die man dort von ihm forderte, missfiel ihm. Er kann auch Selbstherrlichkeit nicht ausstehen, erst recht nicht, wenn sie mit Ignoranz gepaart ist.«
Phillips grinste, wurde jedoch schnell wieder ernst.
»Ich fertige Ihnen eine Liste dieser Dinge an. Ich kann Ihnen ziemlich genaue Angaben machen, wenn das weiterhilft.«
»Das wird es.«
Den Rest des Tages und den frühen Abend verbrachte sie damit, mit Monks Liste von Cleos Patienten und Phillips’ Verzeichnis der verschwundenen Medikamente ein Haus nach dem anderen abzuklappern. Sie war an den Anblick kranker Menschen gewöhnt, das war seit vielen Jahren ihr Beruf, und sie hatte das Grauen der Schlachtfelder erlebt und die Seuchen, die darauf folgten, und wusste, was Angst, Erschöpfung, Kälte und Hunger bedeuteten.
Trotzdem war es schmerzlicher, als sie erwartet hatte, in diese
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