In feinen Kreisen
strahlte Monk an. »Bitte schön, Sir. Wie viele hätten Sie denn gern?«
»Drei Stangen, vielen Dank«, erwiderte Monk und fragte sich, wofür um alles in der Welt er sie benutzen konnte. »Gibt es hier in der Nähe einen guten Mietstall?«
Der Mann beugte sich über die Theke und wies mit einer weit ausholenden Geste nach links. »Ungefähr eine Meile in die Richtung, dann die nächste Straße. Sie können’s gar nicht verfehlen. Gegenüber von Mrs. Andersens Haus. Aber das wissen Sie ja sicher, da Sie doch Mrs. Gardiner so gut kennen. Das macht zusammen zehn Pence und einen halben Penny, Sir, bitte sehr. Oh… und hier hätten wir noch die Pfefferminzbonbons. Das sind dann noch einmal zwei Pence, Sir.«
Monk nahm die Bonbons, dankte dem Mann und zahlte, dann machte er sich auf den Weg zu dem Stall, sehr zufrieden mit sich, dass er so viel herausgefunden hatte. Obwohl die Einzelheiten von Miriams Jugend nur insofern bedeutsam waren, als sie ihr außerordentliches Benehmen erklären oder einen Hinweis darauf geben konnten, wo sie sich jetzt befand.
Der Mietstall war genau da, wo der Krämer es gesagt hatte.
»Ja«, meinte ein alter Mann, der an einem Strohhalm sog. Er hatte O-Beine und roch nach Stall, Pferdeschweiß, Heu und Leder. »Er war oft hier. Wirklich schöne Pferde, die beiden. Passten genau zusammen.«
»Er verstand sich gut auf Pferde, nicht wahr?«, fragte Monk beiläufig.
»Nun, gut würde ich nicht sagen«, erwiderte der Stallknecht.
»Ordentlich würde es eher treffen.« Er sah Monk mit zusammengekniffenen Augen an und wartete auf eine Erklärung.
Monk verzog angewidert das Gesicht. »Nicht das, was er mir erzählt hat. Deshalb dachte ich, ich höre mich mal um.«
»Das macht jetzt ohnehin keinen Unterschied mehr.« Der Stallknecht spuckte den Strohhalm aus. »Er ist tot, das arme Schwein. Nicht dass ich viel für ihn übrig gehabt hätte. Er war ein dreister Kerl, wenn Sie mich fragen. Immer das Maul offen.
Aber das hätte ich ihm dann doch nicht gewünscht. Sie sind nicht hier aus der Gegend, sonst wüssten Sie, dass er tot ist. Ermordet hat man ihn. Praktisch auf Mrs. Andersons Grundstück, und das ist eine kreuzbrave Frau. Sie hat meine Annie versorgt, die Mrs. Anderson, und sie war wunderbar zu ihr.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Mühe war ihr zu groß.«
Monk ergriff die Gelegenheit. »Eine großartige Frau«, pflichtete er dem anderen Mann bei. »Ich glaube, sie hat auch Mrs. Gardiner bei sich aufgenommen, als sie noch ein Kind war.«
Der Stallknecht suchte sich einen neuen Strohhalm und steckte ihn zwischen die Lippen. »O ja. Sie war ganz durcheinander und irrte herum, als man sie fand. Hat wirres Zeug geredet und wusste kaum ihren eigenen Namen, das arme Ding. Cleo Anderson hat sie zu sich genommen und sie gewaschen und dann großgezogen, als war’s ihre eigene Tochter. Eine Schande, dass dieser nichtsnutzige Aufschneider ausgerechnet vor ihrer Tür sterben musste.«
»Gegen einen Unfall kann man nichts machen«, erwiderte Monk lapidar, aber in Gedanken suchte er nach einem Grund, warum die kleine Miriam so gelitten haben mochte. Hatte sie etwas Ähnliches durchgemacht wie er nach seinem Unfall? Wusste auch sie nicht, wer sie war? War es das, was sie zu Tode erschreckt und von Lucius Stourbridge weggetrieben hatte?
Der Stallknecht spie auch diesen Strohhalm wieder aus. »Aber es war kein Unfall!«, rief er höhnisch. »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, er wurde ermordet! Hat eins über die Rübe bekommen.«
»Er hat seine Pferde ziemlich oft hier untergestellt«, bemerkte Monk und zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren.
»Das hab ich Ihnen doch schon gesagt, oder? Klar hat er seine Pferde hergebracht. Meilenweit der beste Stall, meiner hier. Es gibt nichts, was ich über Pferde nicht wüsste.« Er wartete förmlich darauf, dass Monk ihm widersprach.
Monk lächelte und warf einen Blick auf das Tier, das ihm am nächsten stand. »Das sehe ich«, sagte er anerkennend. »So etwas merkt man gleich. Und Ihre Meinung über Treadwell entspricht ziemlich genau dem, was ich selbst schon herausgefunden habe. Ein arroganter Kerl.«
Der Stallknecht schien zufrieden zu sein. Er nickte. »Genau das hab ich auch diesem Polizisten erklärt, der hier war und Fragen gestellt hat. Treadwell war nicht viel wert, hab ich ihm gesagt. Man kann eine Menge über einen Mann erfahren, wenn man weiß, wie er ein Pferd behandelt. Verstehen Sie, er war immer ein bisschen zu sehr von sich
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