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In Flammen

Titel: In Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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auf und knipste das Licht an. Das Zimmer war leer.

Mittwoch, 10. Februar 1999
    Siobhan hatte den Inspector bei ihrem Gespräch mit ihm auf die Erben Lavinia Fanshaws angesprochen. »Sie können nicht einfach darÜber hinwegsehen, dass sowohl Peter Haversley als auch Jeremy Jardine ein weit stärkeres Motiv hatten als Patrick O'Riordan«, sagte sie. »Sie wussten beide, dass sie von ihr erben wÜrden, und sie machten beide kein Hehl daraus, dass sie nur auf ihren Tod warteten. Lavinias Mann hatte eine Schwester, die inzwischen verstorben ist und nur ein Kind hatte, Peter, der selbst kinderlos ist. Und Lavinias einziges Kind, eine Tochter, ist ebenfalls tot. Ihr Sohn ist Jeremy, der nie geheiratet hat.«
    Er war erheitert Über ihre grÜndlichen Recherchen. »Wir haben das nicht Übersehen, Mrs. Lavenham. Es war sogar das Erste, was wir uns angesehen haben. Aber gerade Sie wissen doch besser als jeder andere, dass sie es nicht getan haben können. Sie und Ihr Mann haben ihnen ja die Alibis geliefert.«
    »Aber nur von Samstag acht Uhr abends bis Sonntag zwei Uhr morgens«, versetzte Siobhan. »Und mit Widerwillen. Haben Sie eine Ahnung, was fÜr ein Leben das in so einem Dorf wie Sowerbridge ist, Inspector? Da darf man am Freitag- oder Samstagabend nicht einfach zu Hause bleiben und vor der Glotze sitzen; Gott bewahre, man wird feierlich zum Abendessen eingeladen, und wehe, man geht nicht hin, weil man keine Lust hat, jedes Mal dieselben Leute und dieselben langweiligen Gespräche Über sich ergehen zu lassen. Da ist das Ansehen futsch!« Sie zuckte sarkastisch die Achseln. »Ich persönlich wÜrde mir lieber einen guten Krimi anschauen, als mir irgendjemands Urlaubserlebnisse oder Ansichten Über Altersvorsorge anzuhören, aber ich bin eben Irin, und jeder weiß ja, dass die Iren nichts als kleine Leute sind.«
    »Aber Sie werden ganz groß rauskommen, wenn Patrick der Prozess gemacht wird«, sagte der Inspector belustigt. »Sie werden diejenige sein, die die Alibis bestätigt.«
    »Das kann ich auch nur, weil wir es nicht geschafft haben, Jeremy und die Haversleys frÜher loszuwerden. Glauben Sie mir, Ian und ich haben sie nicht aufgehalten – wir haben mit allen Mitteln versucht, sie zum Gehen zu bewegen, aber sie haben auf unsere Winke Überhaupt nicht reagiert. Sam und Nora Bentley sind zu einer vernÜnftigen Zeit gegangen, aber die anderen haben sich nicht von der Stelle gerÜhrt. Sind Sie ganz sicher, dass Lavinia zwischen elf und Mitternacht getötet wurde? Finden Sie es nicht verdächtig, dass ausgerechnet meine Aussage Peter und Jeremy freispricht? Jeder weiß, dass ich der einzige Mensch in Sowerbridge bin, der weit lieber Patrick O'Riordan ein Alibi geben wÜrde.«
    »Was spielt das denn fÜr eine Rolle?«
    »Das bedeutet, dass ich eine Zeugin wider Willen bin, und das verleiht meiner Aussage zu Gunsten von Peter und Jeremy umso mehr Gewicht.«
    Der Inspector schÜttelte den Kopf. »Ich glaube, Sie nehmen Ihre Rolle in dieser Angelegenheit etwas zu wichtig, Mrs. Lavenham. Wenn wirklich Mrs. Haversley und Mr. Jardine sich verabredet hätten, Mrs. Fanshaw zu ermorden, wären sie dann nicht Übers Wochenende verreist – nach Irland zum Beispiel? So eine Reise wäre doch als Alibi weit Überzeugender gewesen als ein Abendessen bei einer feindseligen Zeugin. Im Übrigen«, fuhr er beinahe entschuldigend fort, »sind wir hinsichtlich der Todeszeit absolut sicher. Die Pathologen können heutzutage sehr genaue Berechnungen anstellen, besonders wenn die Leichen so bald gefunden werden wie in diesem Fall.«
    Siobhan war nicht bereit, so leicht aufzugeben. »Aber Sie mÜssen doch sehen, wie merkwÜrdig es ist, dass es ausgerechnet an dem Abend passierte, als Ian und ich diese Einladung gaben. Wir hassen solche förmlichen Geschichten. Wir laden unsere Freunde lieber mal im Sommer zum Grillen ein. Meistens ganz kurzfristig und zwanglos. Ich glaube einfach nicht daran, dass es Zufall war, dass Lavinia genau an dem einen Abend im ganzen Jahr ermordet wurde, zu dem wir ausnahmsweise mal in aller Form schon
sechs Wochen vorher
eingeladen hatten.«
    Er betrachtete sie nachdenklich. »Wenn Sie mir sagen können, wie sie es angestellt haben, könnte ich Ihnen vielleicht zustimmen.«
    »Entweder bevor sie zu uns kamen oder nachdem sie gegangen waren«, meinte sie. »Die Berechnungen des Pathologen sind falsch.«
    Er zog ein Blatt Papier von einem Stapel auf seinem Schreibtisch und legte es ihr hin. »Das ist eine Liste der

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