In Flammen
wach sei, aber es war alles still. Erleichtert, heute Abend nichts mehr erklären und niemanden trösten zu mÜssen, ging sie wieder nach unten. Rosheen hatten die anti-irischen Schmierereien am Kilkenny Cottage schon Angst genug gemacht; weiß der Himmel, wie sie reagieren wÜrde, wenn sie hörte, dass das Haus niedergebrannt war.
Rosheen war mehr durch Zufall als durch gezielte Suche zu ihnen gekommen, nachdem ihr vorheriges Kindermädchen – eine junge Frau mit einem Hang zum Dramatischen – nach zwei Wochen auf dem Land verkÜndet hatte, sie wÜrde »lieber sterben«, als auch nur noch eine Nacht die Lichter Londons zu entbehren. In ihrer Verzweiflung hatte Siobhan Brideys schÜchternen Vorschlag angenommen, Rosheen auf einen Probemonat aus Irland kommen zu lassen –»Sie ist die Tochter von Liams Bruder und kann wunderbar mit Kindern umgehen. Sie hat von klein auf fÜr ihre Geschwister und ihre Vettern und Cousinen gesorgt, und die lieben sie alle abgöttisch.« Siobhan war Überrascht gewesen, wie schnell und selbstverständlich das Mädchen sich in die Familie eingefÜgt hatte.
Ian hatte Vorbehalte –»Sie ist zu jung... sie ist mit ihren Gedanken dauernd woanders... mir passt diese enge Verbindung zu den O'Riordans nicht.« Aber er war doch beeindruckt gewesen, als sie nach Patricks Verhaftung trotz der Feindseligkeit im Dorf nicht einmal auf den Gedanken gekommen war, Siobhan oder Bridey im Stich zu lassen. »Ich wÜrde allerdings nicht darauf schwören, dass es Familienloyalität ist, die sie hier hält.«
»Was denn sonst?«
»Kevin Wyllie. Sie bekommt ja schon weiche Knie, wenn sie ihn nur sieht. Dass er wahrscheinlich bestens befreundet ist mit dem Gesindel, das Liam und Bridey terrorisiert, scheint Überhaupt keine Rolle zu spielen.«
»Das kann man ihm doch nicht zum Vorwurf machen. Er hat sein Leben lang hier gelebt. Ich bin sicher, die meisten Leute in Sowerbridge könnten Namen nennen, wenn sie wollten. Er hat wenigstens den Schneid, zu Rosheen zu halten.«
»Er ist ein Analphabet mit einem Intelligenzquotienten von unter Null«, entgegnete Ian. »Rosheen ist nicht dumm, was zum Teufel redet die mit dem Kerl?«
Siobhan lachte. »Ich glaube nicht, dass sie auf
Gespräche
scharf ist.«
Sie spÜrte, dass sie viel zu aufgedreht war, um jetzt schlafen zu können, und goss sich ein Glas Wein ein, das sie langsam trank, während sie den Anrufbeantworter abhörte. Nach einigen geschäftlichen Anrufen folgte eine Nachricht von Ian. »Hallo, ich bin's. An der Ravenelli-Front läuft's gut. Wenn alles glatt geht, wird die Firma Lavenham – Innenausstattungen spätestens im August handgedruckte italienische Seidenstoffe anbieten können. Gut, was? Ich weiß mindestens zwei Projekte, bei denen die Muster, die sie mir hier gezeigt haben, glänzend ankommen werden. Du wirst hingerissen sein, Shiv. Aquamarinblau mit allen Nuancen von Terrakotta, die du dir vorstellen kannst.« Pause fÜr ein Gähnen. »Ihr fehlt mir ganz fÜrchterlich, ruf mich an, wenn du vor elf zurÜck bist, sonst melde ich mich morgen. Ich mÜsste Freitag wieder zu Hause sein.« Er schloss mit einem schmatzenden Kuss, Über den sie lachen musste.
Die letzte Nachricht war von Liam O'Riordan und war offenbar von Rosheen abgefangen worden. »Hallo? Rosheen, bist du da? Ich –« sagte Liams Stimme, bevor sie vom Abheben des Hörers unterbrochen wurde. Aus Neugier drÜckte Siobhan den Zeitabfrageknopf, um zu hören, wann Liam angerufen hatte, und lauschte verblÜfft der Computerstimme, die ihr mitteilte, dass der letzte Anruf um »zwanzig Uhr sechsunddreißig« eingegangen und von Anschluss Nummer »acht-zwei-sieben-fÜnf-drei-acht« aus getätigt worden war. Sie kannte die Zahlenfolge auswendig, blätterte aber trotzdem im Telefonbuch, um ganz sicher zu sein. 'Liam & Bridey O'Riordan, Kilkenny Cottage, Sowerbridge, Tel.: 827538'.
Zum zweiten Mal an diesem Abend wollte sie sich instinktiv in Verleugnung flÜchten. Da muss ein Fehler vorliegen, sagte sie sich... Liam kann unmöglich um halb neun vom Kilkenny Cottage aus angerufen haben... Die O'Riordans waren in Winchester und standen fÜr die Dauer von Patricks Prozess unter Polizeischutz... Das Haus war leer gewesen, als das Feuer ausgebrochen war...
Aber, o Gott! Wenn es gar nicht leer gewesen war?
»Rosheen!« rief sie laut. Sie rannte die Treppe hinauf und hämmerte an die TÜr des Mädchens. »Rosheen! Ich bin's, Siobhan. Wachen Sie auf! War Liam im Haus?« Sie stieß die TÜr
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