In Flammen
Papier aus dem Umschlag und las den Text, der aus ausgeschnittenen Druckbuchstaben zusammengesetzt war.
'HäNGen ist Zu GUt fÜr gESinDeL WIe euch. iN dER höLLe sOllt IHr SCHmoREn!'
»An wen war das adressiert?« fragte er.
»An Bridey.«
»Warum hat sie den Brief Ihnen gegeben und nicht der Polizei?«
»Weil sie wusste, dass ich heute hierher kommen wÜrde. Da hat sie mich gebeten, ihn mitzunehmen. Er wurde ihr irgendwann vorgestern Nacht in den Briefkasten gesteckt.«
(»Ihnen werden sie viel eher zuhören als mir«, hatte Bridey drängend gesagt, als sie Siobhan den Brief in die Hand gedrÜckt hatte. »Machen Sie ihnen klar, dass wir in Gefahr sind, bevor es zu spät ist.«)
Er drehte den Umschlag um. »Warum vermuten Sie, dass Mrs. Haversley ihn geschickt hat?«
Weibliche Intuition, dachte Siobhan mit bitterer Ironie. »Weil einige der Buchstaben eindeutig aus dem Kopf des
Daily Telegraph
ausgeschnitten sind. Sie sind leicht zu erkennen. Und Cynthia hat den
Telegraph
abonniert.«
»Und Sie meinen, sie ist die Einzige in Sowerbridge?«
Sie lächelte dÜnn. »Nein, aber sie ist die Einzige, die fähig ist, solches Gift zu verspritzen. Die Leute gegeneinander aufzuwiegeln ist ihr Schönstes. Je mehr Unfrieden sie stiften kann, desto mehr genießt sie es. Es befriedigt sie, das GefÜhl zu haben, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen.«
»Sie mögen sie nicht.« Es war mehr Feststellung als Frage.
»Stimmt.«
»Ich auch nicht«, bekannte der Inspector, »aber das macht sie noch nicht schuldig, Mrs. Lavenham. Liam und/oder Bridey könnten sich problemlos einen
Telegraph
besorgt und den Brief selbst verfasst haben.«
»NatÜrlich. Bridey hat mir prophezeit, dass Sie das sagen wÜrden.«
»Vielleicht weil es den Tatsachen entspricht?«, meinte er milde. »Schauen Sie, Mrs. Haversley ist eine korpulente, schwerfällige Frau mit dicken Fingern, sie hätte das nie so hingekriegt, schon gar nicht mit Handschuhen. Das hier –« er tippte auf den Brief –« ist viel zu akkurat. Nicht ein Buchstabe sitzt schief.«
»Dann eben Peter.«
»Peter Haversley ist Alkoholiker. Seine Hände zittern.«
»Jeremy Jardine.«
»Das bezweifle ich. Solche verleumderischen Briefe werden erfahrungsgemäß meistens von Frauen geschrieben. Es tut mir Leid, Mrs. Lavenham, aber ich kann Ihnen schon jetzt garantieren, dass wir auf diesem Schreiben lediglich die FingerabdrÜcke von Bridey O'Riordan finden werden – außer Ihren und meinen natÜrlich. Und nicht deshalb, weil die Person, die das Schreiben zusammengestÜckelt hat, Handschuhe trug, sondern weil Bridey selbst die Urheberin ist.«
Donnerstag, 9. März 1999 – 1 Uhr 10
Sam Bentley schnalzte besorgt mit der Zunge, als er Peter Haversley, der ins Haus gegangen war, um den Anruf entgegenzunehmen, unsicheren Schrittes zurÜckkommen sah. Peters Gesicht wirkte im Licht des Feuerwehrautos wie ausgeblutet.
»Du gehörst ins Bett, Mann. Wir alle sollten uns aufs Ohr legen. Wir sind zu alt fÜr solche Aufregungen.«
Peter ignorierte ihn. »Das war Siobhan«, sagte er abgehackt. »Sie hat mich gebeten, der Polizei mitzuteilen, dass Rosheen verschwunden ist. Sie sagte, Liam hätte heute Abend um halb neun vom Kilkenny Cottage aus auf der Farm angerufen, und jetzt hat sie Angst, dass er und Rosheen im Haus waren, als das Feuer ausbrach.«
»Ach, das ist doch ausgeschlossen«, entgegnete Jeremy sofort.
»Woher weißt du das so genau?«
»Na, wir haben doch alle gesehen, wie sie heute Morgen nach Winchester abgefahren sind. Liam und Bridey, meine ich.«
»Und was ist, wenn Liam zurÜckgekommen ist, um auf sein Haus aufzupassen? Und wenn er Rosheen angerufen und gebeten hat, zu ihm zu kommen?«
»Herrgott noch mal, Peter!«, fuhr Cynthia ihn an. »Du kennst doch Siobhan. Sie will nur ärger machen.«
»Das glaube ich nicht. Sie wirkte sehr beunruhigt.« Er sah sich nach einem Polizisten um. »Ich werde es auf jeden Fall melden.«
Seine Frau packte ihn beim Arm. »Kommt nicht in Frage«, zischte sie wÜtend. »Lass Siobhan ihre schmutzige Arbeit allein machen. Wenn sie schon so eine Schlampe als Kindermädchen einstellt, dann soll sie gefälligst selbst auf sie aufpassen.«
Einen Moment lang war es totenstill. Peter sah seine Frau an, als hätte er eine Fremde vor sich. Dann hob er die Hand und schlug sie ins Gesicht. »Ich weiß nicht, wie tief du gesunken bist«, sagte er, »ich jedenfalls bin
kein
Mörder...«
Dienstag, 9. März
BÜrger greifen zur Selbstjustiz und
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