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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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aufgerufen hatte, in die Boote zu gehen, gegen die Spilltrommel geworfen wurde, zurückprallte und dann auf das Deck fiel, den Kopf zerschmettert von einer Pistolenkugel. Die rauchende Pistole hielt der für gewöhnlich gutmütige Chaworth in der Hand.
    » Ihr werdet in die Boote gehen, wenn ich es befehle!«, rief Chaworth. » Weder ist eine Kanone explodiert, noch gibt es ein Feuer! Nur Rauch …«
    Wie um seine Ausführung zu bestätigen, kam ein Dutzend heftig hustender Männer durch den Rauch den Niedergang hinauf. Ihre Kleider und Gesichter waren rußgeschwärzt.
    » … und außerdem ist es immer noch nicht mehr als eine Schaluppe«, fuhr der Kapitän fort, » also bemannt die Drehbassen und gebt Musketen und Pistolen aus! Säbel bereithalten.«
    Einer der Matrosen schob Chandagnac beiseite, um an eine der Drehbassen zu gelangen. Chandagnac zog sich wieder in die relative Sicherheit des an der Reling verkeilten Tisches zurück. Er begann langsam, die Orientierung zu verlieren. Verdammt, dachte er bestürzt, während er sich hinter den Tisch kauerte, das soll nun Seekrieg sein? Der Feind tanzt und bläst ins Horn, schwarzgesichtige Männer kommen von den unteren Decks wie die Komparsen einer Komödie auf einer Londoner Bühne, und der einzige richtige Schuss wird von unserem eigenen Kapitän abgefeuert, um einen seiner eigenen Leute zu töten?
    In seiner Nähe hatten sich jetzt mehrere Matrosen versammelt, bereit mit Brassen, Halsen und Schoten die Segel einzustellen, und einige waren zu den zwei Drehbassen an der Backbordreling des Poopdecks geeilt, die etwa gleich weit von Chandagnac entfernt waren. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass die Waffen geladen und mit Pulver versehen waren, warteten sie, beobachteten die Schaluppe der Piraten und bliesen alle paar Sekunden auf das schwelende Ende ihrer Lunten.
    Chandagnac kauerte sich noch weiter zusammen, um zwischen den Stützen der Reling hindurchschauen zu können, und beobachtete ebenfalls, wie die flache Schaluppe auf ihr Schiff zuhielt. Sie war mit einigen recht ansehnlichen Kanonen bewaffnet, von denen die Piraten allerdings keinen Gebrauch zu machen schienen. Stattdessen schwangen sie Pistolen, Säbel, Entermesser und Enterhaken.
    Sie müssen vorhaben, die Carmichael unbeschädigt in ihre Gewalt zu bringen, überlegte Chandagnac. Wenn sie es irgendwie schaffen würden, hätte er gern gewusst, ob sie jemals erfahren würden, welches Glück sie gehabt hatten, dass irgendeine teuflische Katastrophe die Kanoniere der Carmichael außer Gefecht gesetzt hatte.
    Jetzt kämpfte sich Benjamin Hurwood wieder zum Poopdeck hinauf. Er war geradezu gespickt mit Pistolen – sechs trug er immer noch in seiner Schärpe, eine hielt er in der Hand und ein weiteres Dutzend hatte er im Gürtel stecken. Der entschlossene Gesichtsausdruck des einarmigen Professors ließ ihn, zumindest in dieser gefährlichen Situation, wie Chandagnac zugeben musste, eher würdig als lächerlich erscheinen.
    Der Matrose an der Drehbasse hielt die Waffe am Knauf ihres langen Griffs, drehte sie nach achtern und senkte den Lauf, um darüber hinweg zu zielen. Vorsichtig hob er die Lunte. Er war keine zwei Schritte von Chandagnac entfernt, der ihn mit angespannter Erwartung beobachtete.
    Chandagnac versuchte sich vorzustellen, wie die Waffe losging, wie alle Drehbassen losgingen und ebenso die Musketen und Pistolen und Blei und Schrot in das überfüllte kleine Boot der Piraten jagten, zwei oder drei Schüsse pro Waffe vielleicht, bis ein Schleier von Rauch sich über die hilflose Schaluppe legte, auf der die wenigen überlebenden Piraten zwischen den zerfetzten Leichen ihrer Genossen umherkriechen würden, während die Carmichael wieder auf Kurs ging und ihre unterbrochene Reise fortsetzte. Chaworth würde ein böser Schrecken im Gedächtnis bleiben, wenn man bedachte, dass er sich die Versicherung für seine Fracht gespart hatte, und er würde sich sein abendliches Bier mehr als verdient haben.
    Aber der Schuss, der jetzt krachte, ging hinter Chandagnac los, und der Matrose, den er beobachtet hatte, wurde nach vorn über seine Waffe geschleudert, und bevor er über die Reling taumelte, sah Chandagnac das frische blutige Loch in seinem Rücken. Es folgte ein Poltern auf Deck, dann ging ein weiterer Schuss los, unmittelbar gefolgt von einem weiteren Poltern.
    Chandagnac schob sich herum und spähte gerade rechtzeitig über die eichene Tischplatte, um zu sehen, wie der alte Hurwoood eine dritte

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