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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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wie Beth ihn getragen hatte.
    Bis Davies und Shandy das Vorschiff erreichten, hatte die Menge sich für sie geteilt, und Shandy konnte bereits aus einigen Schritten Entfernung einen Blick auf de Burgos Leichnam werfen. Und dieser Augenblick der Vorbereitung rettete ihm wahrscheinlich den Inhalt seines Magens, denn Georgie de Burgo war der Kopf vom Körper abgeschlagen worden, und zwar, wie es den Anschein hatte, durch den Hieb mit einer sehr scharfen und sehr schweren Klinge.
    Shandy starrte mit einer Mischung aus Übelkeit und Faszination auf die Leiche, als der Ausguck meldete: » Und noch eine auf Backbord!«
    » Werft ihn wieder hinein«, befahl Davies mit gepresster Stimme und wandte sich wieder dem Heck zu.
    Er und Shandy sprachen nicht miteinander, bis sie sich zum Ruder und ihrem unheimlichen Navigator zurückgekämpft hatten. » Ich denke«, sagte Davies dann, » wir können davon ausgehen, dass er alle zwölf getötet und über die Reling geworfen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, wie, aber das ist nicht das eigentliche Rätsel.«
    » Richtig«, erwiderte Shandy, der zum freien blauen Horizont vor ihnen sah. » Wer ist seine Besatzung?«
    Für eine volle Minute sprach keiner von ihnen, dann blickte Shandy nach Steuerbord zu der spanischen Galeone hinüber. » Ähm … Phil? Hast du nicht gesagt, wir seien schneller als dieser Spanier?«
    » Hm? Ja, doch, auch an ihrem besten Tag und unserem schlechtesten.« Davies wandte den Blick ebenfalls nach Steuerbord – dann erstarrte er und riss die Augen auf, denn die Galeone hatte die Jenny um ein gutes Stück überholt. » Beim Barte des Propheten«, murmelte er, » das ist nicht möglich.«
    » Nein«, pflichtete Shandy ihm bei. » Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie kein sichtbares Kielwasser hinterlässt.«
    Davies starrte noch einige Sekunden länger übers Meer, dann rief er nach einem Teleskop. Jemand brachte eins und für eine lange Minute beobachtete er durch das Glas die davonsegelnde Galeone. » Bring alle Mann an die Arbeit«, sagte er schließlich und ließ das Glas sinken. » Egal was – lass Tauwerk flicken, Segel setzen und wieder einholen, Mann-über-Bord-Übungen machen –, nur lenk sie von diesem Spanier ab.«
    » Aye, aye, Phil«, sagte der verblüffte Shandy und machte sich ans Werk.
    Er verteilte so schnell so viele Arbeiten, dass ein Mann, der heimlich eine Pfeife geraucht hatte – das war an Bord streng verboten –, es in der Verwirrung schaffte, eine Pfütze von Mister Birds Rum zu entzünden und die Hälfte des Bugs in Brand zu stecken; fettiges Haar und teerverschmierte Kleider loderten auf, und ein Dutzend plötzlich brennender Männer, die erschrocken brüllten, wälzten sich an Deck oder sprangen von Bord.
    Shandy befahl dem Rudergänger sofort beizudrehen, und innerhalb von Minuten zahlte sich Davies’ hartnäckiger Drill aus – das Feuer war gelöscht, und die Männer im Wasser waren alle wieder an Bord geholt worden, bevor einer von ihnen Zeit hatte zu ertrinken. Als die Aufregung sich gelegt hatte und Shandy wieder zu Atem gekommen war, ging er zurück zum Heck. Hurwood, der vermutlich protestiert hatte, als die Jenny in den Wind gelegt worden war, starrte wieder stumm in seinen Holzkasten, und als Shandy nach vorn schaute, sah er, dass der Spanier inzwischen nur noch ein unscheinbares weißes Fleckchen am südlichen Horizont war.
    » Als ich sagte, du solltest ihnen etwas zu tun geben«, begann Davies, » meinte ich nicht …«
    » Ich weiß, ich weiß.« Shandy kratzte sich einen versengten Teil seines Bartes, dann lehnte er sich an die straff gespannten Wanten und sah Davies an. » Also, warum? Nur damit sie nicht merkten, dass das Schiff keine Bugwelle vor sich herschiebt?«
    » Zum Teil. Noch wichtiger war mir aber, dass niemand dazu kam, ein Glas auf ihr Heck zu richten und ihren Namen zu lesen. Es ist die Nuestra Señora de Lagrimas«, fügte er nachdenklich hinzu. » Du hast vielleicht nicht von ihr gehört, aber wahrscheinlich kennt die Hälfte der Männer ihre Geschichte. Sie transportierte Gold von Veracruz und hatte das Missgeschick, auf ein englisches Kaperschiff zu treffen, die Charlotte Bailey. Einige der Engländer überlebten und konnten die Geschichte erzählen. Eine schreckliche Seeschlacht – sie dauerte vier Stunden –, und beide Schiffe sind gesunken.« Er sah Shandy an und grinste. » Das war 1630.«
    Shandy blinzelte. » Das ist vor fast einem Jahrhundert gewesen.«
    » Richtig. Weißt du

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