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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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dir gerade gesagt.«
    » Ah.« Shandy richtete sich zum dritten Mal auf und schaffte es, sich zu erheben. Die Übelkeit wallte in ihm auf und verebbte dann. » Du musst es mir vielleicht noch öfter erzählen.« Er stand taumelnd und bebend da und klammerte sich an die Reling, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er sah sich, von Schwindel befallen, um. » Ähm … der Sturm hat … aufgehört«, bemerkte er, stolz darauf, sein Wissen um die Dinge demonstrieren zu können.
    » Ja, Käpten. Während du bewusstlos warst. Wir haben sie weiter beiliegen lassen und den Sturm abgeritten. Dein Treibanker hat den Ausschlag gegeben.«
    Shandy rieb sich kräftig das Gesicht. » Mein Treibanker.« Er beschloss, nicht zu fragen. » Gut. Welchen Kurs laufen wir?«
    » Südost, mehr oder weniger.«
    Shandy winkte Skank näher heran, und als der junge Mann dicht neben ihm stand, fragte er leise: » Wohin fahren wir?«
    » Jamaika, hast du gesagt.«
    » Ah.« Er runzelte die Stirn. » Was hoffen wir, dort zu finden?«
    » Ulysse Segundo«, antwortete Skank, der von Sekunde zu Sekunde besorgter wirkte, » und sein Schiff, die Ascending Orpheus. Du hast gesagt, er sei Hurwood, und die Orpheus sei in Wirklichkeit die Carmichael. Wir haben Berichte von ihm über Sichtungen des Schiffes bis zu den Caymaninseln, wo du gehört hast, dass er auf dem Rückweg nach Jamaika sei. Oh, und Trauerkloß wollte dorthin, nach Jamaika, bevor er starb.« Skank schüttelte bekümmert den Kopf.
    » Ist Trauerkloß tot?«
    » Das glauben die meisten von uns. Die Gaffel hat ihn durchbohrt wie ein Spieß das Brathähnchen, und nachdem er das große Stück abgebrochen und dir gegeben hatte, ist er einfach umgekippt. Wir haben ihn nach unten gebracht, für ein Begräbnis, wenn wir an Land kommen, denn man wirft einen toten Bocor nicht einfach ins Meer, wenn man weiß, was gut für einen ist – aber einige der Männer sagen, sie könnten einen Puls in seinem Handgelenk fühlen, und Lament sagt, er könne sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, weil Trauerkloß ganz leise vor sich hin summe, obwohl ich nichts höre.«
    Shandy versuchte, sich zu konzentrieren. Er erinnerte sich vage an einige dieser Dinge, als Skank sie beschrieb, und er erinnerte sich an ein Gefühl verzweifelter Dringlichkeit, aber er konnte sich jetzt nicht daran erinnern, was der Grund dafür sein sollte. Vor allem wollte er im Moment etwas Unmögliches – einen trockenen Platz zum Schlafen.
    » Dieser Sturm«, sagte er. » Er kam sehr plötzlich? Es gab keine Zuflucht, die wir hätten nehmen können?«
    » Wir hätten vielleicht nach Grand Cayman zurückfahren können«, erwiderte Skank. » Venner war dafür, das zu tun. Du hast gesagt, wir müssten weiterfahren.«
    » Habe ich … gesagt, warum?«
    » Du hast gesagt, der Sturm würde uns in jedem Fall erwischen und wir könnten genauso gut der Orpheus folgen. Venner sagte, du wolltest wegen dieses Mädchens hin, du weißt schon, Hurwoods Tochter.«
    » Ah!« Er begann, in seinen von der Gehirnerschütterung durcheinandergewirbelten Erinnerungen Hinweise auf ein Muster zu sehen. » Welches Datum haben wir heute?«
    » Ich weiß nicht. Es ist Freitag … und, ähm, Sonntag ist Weihnachten.«
    » Ich verstehe«, sagte Shandy gepresst. » Erinnere mich immer wieder daran, ja? Und jetzt, da der Sturm vorüber ist, setzt alles Tuch, das wir haben.«
    Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang entdeckten sie die Ascending Orpheus – und es gab keine Meinungsverschiedenheiten darüber, was zu tun sei, denn sie hatten die ganze Nacht damit verbracht, Wasser zu schöpfen, und obwohl sie ein mit Teer beschmiertes Segel unter das Vorschiff gezogen und mit Reis gefüllte Stoffrollen in die Spalten zwischen den Plankengängen gehämmert hatten, drang mit jeder Stunde mehr Wasser ein, und Shandy bezweifelte, dass die zerschundene alte Schaluppe lange genug zusammenhalten würde, um festes Land zu erreichen. Alle verfügbaren Segel waren gesetzt und die Jenny lief durch die lange blaue Dünung direkt auf das Schiff zu.
    Shandy, der im Vorschiff kauerte, spähte durch das Teleskop und blinzelte gegen das grelle Glitzern der Morgensonne auf den Wellen. » Sie ist etwas mitgenommen«, bemerkte er zu den hageren, zitternden Männern um ihn herum. » Am Fockmast fehlen Rahen und Teile des Riggs, aber sonst scheint sie gut beieinander zu sein. Wenn wir in der nächsten Stunde unsere Arbeit gut machen, wird es Rum und Essen geben und trockene Kleider.«
    Es

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