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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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Gefahr sein. Du wirst der Kapitän sein, Skank. Segelt so weit ihr könnt, teilt euch die Beute und lebt irgendwo wie die Könige. Ich weiß nicht, ob dies ein Verstoß gegen eure Begnadigungen gewesen ist oder nicht, also geht irgendwohin, wo noch niemand je von irgendeinem von uns gehört hat. Werdet fett und legt euch in die Sonne und betrinkt euch jeden Tag, denn ihr werdet für mich mittrinken.«
    Skank war wahrscheinlich nicht zu Tränen in der Lage, aber seine schmalen Augen waren glänzend, als er Shandy die Hand schüttelte. » Gott, Jack, du wirst es schon schaffen. Du hast schon Schlimmeres überlebt.«
    Shandy grinste und tiefe Falten durchzogen sein Gesicht. » Ja, du hast recht. Nun, lass die Männer Hurwood holen …«
    » Lass den Toten vorläufig an Bord«, unterbrach eine polternde Stimme vom Niedergang. Sowohl Skank als auch Shandy erkannten die Stimme und beobachteten in entsetztem Erstaunen, wie Trauerkloß behäbig die Leiter heraufkam. Der riesige Schwarze hatte sich in ein Stück Segel wie in eine Toga eingehüllt, die das aus seiner Brust ragende Ende der abgebrochenen Gaffel verbarg, und er bewegte sich langsamer als gewöhnlich, aber ansonsten wirkte er ganz wie immer – stark, streng und leidenschaftslos. » Verbrennt Hurwoods Leichnam später. Ich werde dich jetzt an Land rudern. Ich werde auf jamaikanischem Boden sterben.«
    Shandy tauschte einen letzten Blick mit Skank, aber dann zuckte er die Achseln und nickte. » Ich, ähm, schätze, ich werde doch keinen Ruderer brauchen. Nun …«
    » Auf jeden Fall wirst du einen brauchen, Jack«, widersprach Skank. » Es scheint, dass Davies’ Bocor an Land bleiben wird, und du kannst nicht mit deinen zerschnittenen Händen zurückrudern.«
    » Das wird erst morgen sein. Ich werde schon zurechtkommen.« Er drehte sich nervös zu dem Bocor um. Ausnahmsweise erinnerte er sich rechtzeitig daran, dass der Mann taub war, und machte eine Nach-dir-Geste zur Reling und zum Boot hin, das dort in den Davits hing.

Kapitel 28
    Sobald das Boot zu Wasser gelassen war, wurden die Segel für den neuen Kurs getrimmt, der Wind füllte sie, und die Carmichael war bereits um die Südspitze der Hafenbucht verschwunden, bevor Trauerkloß fünfzig Ruderschläge getan hatte. Shandy saß auf der Heckbank, vermied es, das seltsam friedliche Gesicht des Bocors zu betrachten, und gestattete es sich, die Sonne zu genießen und die Aussicht und die würzigen Gerüche in der Brise. Jetzt, da das gekaperte Schiff sich zurückgezogen hatte, waren sie nur zwei Männer in einem Ruderboot – obwohl ein Blick unter Trauerkloß’ Toga zweifellos selbst den welterfahrensten Hafenmeister überraschen würde –, und Shandy hielt es für wahrscheinlich, dass sie an Land gehen konnten, ohne besonderes Interesse zu erregen.
    Selbst als eine Schaluppe der Royal Navy auf sie zuhielt, mit gleißenden Verzierungen und einem schlanken, in der Mittagssonne einschüchternd weißem Klüwer, dachte er, sie könne den Hafen durchaus in einer Angelegenheit verlassen, die nichts mit ihnen zu tun hatte; erst als die Schaluppe den Bug des Ruderbootes kreuzte und dann alle Segel flattern ließ und direkt vor ihnen beidrehte, machte Shandy sich Sorgen. Er fing Trauerkloß’ Blick auf und schaffte es, dem Bocor zu übermitteln, dass sich vor ihnen ein Hindernis befand.
    Trauerkloß schaute über die Schulter, nickte und hob die Riemen aus dem Wasser. Eine Sekunde später stieß das Ruderboot sanft gegen die Schaluppe.
    Flankiert von einem halben Dutzend Matrosen mit Pistolen, trat ein junger Offizier an die Reling der Schaluppe und schaute auf die beiden Männer in dem Ruderboot herab. » Seid Ihr John Chandagnac, auch bekannt als Jack Shandy, und der Hexendoktor, bekannt als Kummerspeck?«, fragte er nervös.
    » Wir fahren nach Jamaika«, unterbrach der Bocor den Offizier mitten in der Frage.
    » Es hat keinen Sinn, mit ihm zu reden …«, begann Shandy.
    » Nun? Seid Ihr es?«, fragte der Offizier scharf.
    » Nein, verdammt«, brüllte Shandy verzweifelt. » Ich bin Thomas Hobbes und dies ist mein Diener, Leviathan. Wir waren gerade …«
    » Wehe dir, Krieger Babylons«, intonierte Trauerkloß mit seiner tiefsten Stimme, deutete auf den Offizier und riss seine beunruhigenden Augen weit auf. » Der Löwe von Juda wird die Nachkömmlinge Eurer Feigenbäume und Weinreben niedertreten!«
    » Ihr steht unter Arrest!«, rief der Offizier mit schriller Stimme und zog seine Pistole. An einen seiner

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