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In Gedanken bei dir (German Edition)

In Gedanken bei dir (German Edition)

Titel: In Gedanken bei dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein , Lara Myles
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trat ein.
    Nick
lag mit Jolie auf dem Bett und spielte mit ihr. Rote, gelbe und weiße
Legosteine aller Größen lagen über die Bettdecke verstreut, aber das
Forschungsschiff, das Nick mit Jolie auf seinem Schoß baute, war schon fast
fertig.
    Jolie
schaute auf, und ein Strahlen brach durch die angespannte Konzentration beim
Spielen. »Mommiiiieee!«, kreischte sie schrill.
    Sie
rutschte von Nicks Schoß, hopste vom Bett und flitzte mit ausgebreiteten Armen
und wippendem Katheter über ihrem Shirt auf Cassie zu. Mit welcher Wucht sie
sich in ihre Arme warf!
    Cassie
hob sie hoch, und sie klammerte sich mit Armen und Beinen an ihr fest, als
wollte sie ihre Mommy nie wieder loslassen. Cassie küsste ihre Kleine auf die
Wange, die sich noch immer ganz heiß anfühlte. »Jolie, meine Süße! Du hast mir
so gefehlt!«
    »Du
mir auch, Mommy. Ich hab dich ganz doll vermisst.«
    »Wie
geht’s dir denn?«
    »Ganz
gut, Mommy. Ich hatte ganz doll Fieber, und alles hat mir wehgetan, aber jetzt
geht’s mir wieder gut.«
    »Das
freut mich.« Mit Jolie auf dem Schoß setzte Cassie sich aufs Bett. Nick
rutschte zur Seite. Sie küssten sich.
    »Wo
ist er?«, fragte er leise.
    Cassie
nickte zur Tür.
    Nick
verstand das auch als Aufforderung, und Cassie war erleichtert, dass er auch
ohne Worte wusste, was sie jetzt wollte. »Okay, ich warte draußen.«
    Ihre
Lippen formten ein lautloses »Danke.«
    Er
antwortete mit einem »Schon gut.«
    Aber
das war es nicht, ganz und gar nicht, denn Nick hatte Tränen in den Augen, als
er mit hochgezogenen Schultern zur Tür ging. Es tat ihr weh, ihn so ...
hoffnungslos? verzweifelt? ... zu sehen.
    Nick
ließ die Tür einen Spalt offen.
    Cassie
wiegte ihr Kind in ihren Armen, und Jolie schmiegte sich an sie.
    Zwei
Puzzleteilchen, die perfekt aneinander passen.
    Wie
oft habe ich sie schon so gehalten!, dachte sie. Und wie oft kann ich es noch?
In diesem flüchtigen Moment liegen Traurigkeit und Hoffnung und eine Liebe, die
niemals enden wird. Mit Jolie in meinen Armen, ihr kleines klopfendes Herz
dicht an meinem, schwindet der Schmerz für ein paar viel zu kurze Augenblicke.
    Neben
ihr auf der Bettdecke stand Jolies Wunschbox. Cassie zog sie zu sich heran.
»Süße, ich hab dir was mitgebracht.«
    Ihre
Stimme klang heiser, weil sie mit den Tränen rang.
    Jolies
Kopf ruckte herum und knallte gegen Cassies Kinn. »Und was?«
    »Wie
wär’s, wenn du ...« Cassies Stimme kippte, und sie musste neu ansetzen. »...
wenn du dir was wünschen darfst, was dann in Erfüllung geht?«
    Jolie
beugte sich vor, als Cassie den Deckel der roten Lackschachtel anhob und sie
hineinschauen ließ.
    Cassie
küsste Jolie von hinten auf den wollenen Beanie, den sie heute morgen trug und
der sie sehr blass machte. »Was wünschst du dir am allerdollsten?«
    Jolie
zuckte mit den Schultern und schob sich den Zeigefinger in den Mund. Sie traute
sich nicht, ihren allergrößten Wunsch laut auszusprechen.
    Cassie
legte ihren Arm um ihre Kleine und wiegte sie wieder. »Sag’s mir, Süße.« Ihr
Atem ging stoßweise, die Brust wurde ihr eng, und sie musste tief Luft holen.
»Was willst du mehr als alles andere auf der Welt?«
    Jolies
Augen glänzten, als sie zu Cassie aufsah. Mit den Fäusten wischte sie sich die
heißen Tränen aus den wimpernlosen Augenwinkeln. »Daddy«, flüsterte sie zaghaft
und so leise, dass ihre Mommy sie kaum verstehen konnte.
    Dann
begriff Jolie plötzlich, dass dieser Wunsch hier und jetzt in Erfüllung gehen
konnte, wenn sie es nur ganz doll wollte. Sie riss die großen runden
Kulleraugen auf, schlug sich die Hand vor die Brust, kreischte schrill auf und
schrie es heraus: »Daddiiieee!«
     
     
     

     
     
     
    Alex sah Nick hinterher, der nach einem langen
Blick mit steifem Rücken und hochgezogenen Schultern den Flur hinunterging. Sie
würden später reden – Alex glaubte, Nick wollte es auch.
    Dann
wandte er sich wieder der angelehnten Tür des Krankenzimmers zu, aus dem
plötzlich kein vertrautes Tuscheln mehr drang, sondern ein schriller Schrei: »Daddiiieee!«
    Sein
Herz flatterte wie ein kleiner Vogel, der aus dem Nest gefallen war und jetzt
fliegen lernte, aufgeregt und ängstlich.
    Gleich
würde er seine Tochter zum ersten Mal sehen!
    Seine
Hände zitterten, als er die Tür aufschob und den Raum betrat, in dem sie seit
vielen Monaten lebte.
    Die
Fototapete eines warmen Sonnenuntergangs über dem Strand einer tropischen
Insel, die weiche Bettwäsche mit Schiffswrack und Tauchern, vermutlich

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