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In Gedanken bei dir (German Edition)

In Gedanken bei dir (German Edition)

Titel: In Gedanken bei dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein , Lara Myles
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das rote Plüschherz auf seinem Schoß, das Coop für Jolie
gekauft hatte. »Alles, nur nicht die Transplantation.«
    Karen
zog die Beine an. Die bunten Ikea-Kinderstühle, auf denen sie saßen, waren ein
bisschen zu klein für Karen, Cassie und ihn. »Wir haben keinen passenden
Spender. Cooper Wilkes ist vor einigen Tagen gestorben.«
    »Ich
will mich testen lassen«, sagte Alex, und er wunderte sich selbst, wie ruhig
und besonnen er klang.
    Karen
starrte den Strauß weißer Kleenexblüten auf dem niedrigen Tisch zwischen ihnen
an und atmete langsam aus. Die Blüten sahen aus wie ein Trauergebinde, und Alex
beschloss, sie gleich nachher wegzuwerfen.
    »Nein.«
Karen schüttelte den Kopf. »Kommt nicht infrage.«
    »Ich.
Will. Mich. Testen. Lassen.«
    »Alex
...«
    »Cassie
hat mir während der Fahrt gesagt, dass sie als Spenderin nicht infrage kommt.
Sie hat Jolie das Leben geschenkt, aber sie kann sie nicht retten. Jolie hat
die Hälfte der HLA-Merkmale von ihr, die andere Hälfte von mir. Cassie ist
nicht geeignet. Punkt. Bin ich es. Fragezeichen.«
    Karen
zögerte, dann senkte sie den Blick und gab schließlich nach. »Okay.«
    »Angenommen,
mein Blut kann Jolie retten.«
    »Bei
der Transplantation werden Stammzellen übertragen, die Jolie heilen können. Du
bekommst einige Tage lang Medikamente, die die Produktion von Stammzellen
anregt. Bei der Entnahme wird dein Blut durch eine Zentrifuge geleitet und in
seine Bestandteile getrennt. Wir fangen die Stammzellen auf und leiten das Blut
wieder an dich zurück.«
    »Und
wie oft machen wir das?«
    »Bis
wir genügend Stammzellen haben. Dreimal, viermal, fünfmal.« Karen hob beide Hände.
»Jedenfalls dauert das mehrere Stunden.«
    »Und
dann?«
    »Bevor
wir deine Stammzellen transplantieren können ...«
    Alex
hob das Plüschherz, das wie ein Transfusionsbeutel aussah, auf seinem Schoß an,
und Karen nickte.
    »...
muss Jolie in Remission sein.«
    »Was
heißt das?«
    »Jolie
muss sich so weit erholt haben, dass sie eine erneute hochdosierte
Chemotherapie und eine Bestrahlung des ganzen Körpers überlebt. Sie muss nach
dieser ... wir nennen es Konditionierung ... in Remission sein. Das heißt, sie
darf keine Symptome mehr haben, und in ihrem Blut dürfen keine Leukämiezellen
mehr vorhanden sein.«
    Alex
versuchte, den Schmerz in seiner Lunge wegzuatmen. Das Stechen in seinem Herzen
blieb. »Das hört sich schlimm an.«
    »Aber
das Schlimmste kommt erst noch.«
    Sein
Blick flog zu Jolie, die hinter ihm auf dem Krankenbett saß und auf den
angezogenen Knien ein Bild malte. Sie konzentrierte sich aufs Malen und hörte
nicht zu.
    »Die
Transplantation?«, fragte er mit gedämpfter Stimme.
    »Nein,
Alex, die mögliche Abstoßungsreaktion.« Karen beugte sich vor, die Ellbogen auf
den angezogenen Knien, und legte die Fingerspitzen zusammen. »Okay, Klartext:
Die hochdosierte Chemotherapie schaltet die Immunabwehr des Körpers völlig aus.
Jolie wird anfällig für Infektionen und muss isoliert werden. Vor und nach der
Transplantation wird sie auf einer speziellen Station untergebracht, wo sie
intensiv betreut wird. Ärzte und Pfleger tragen Schutzkleidung. Und Cassie und
du auch, wenn ihr überhaupt zu ihr dürft.«
    Karens
Blick fing Cassies ein und hielt ihn fest, dann sah sie wieder Alex in die
Augen.
    »Die
Abstoßungsreaktion, wenn sie denn auftritt, ist das Schlimmste, was du dir
überhaupt vorstellen kannst. Deine Immunzellen, Alex, die mit dem Transplantat
übertragen werden, können Jolies geschwächten Körper angreifen. Für deine
Kleine wird das die Hölle auf Erden sein. Die Reaktion kann lebensbedrohlich
werden, und Jolie stirbt dann nicht an ihrer Krankheit, sondern an der
Therapie, mit der sie gerettet werden soll.«
    »Ich
würde mein Kind zu Tode quälen«, sagte er langsam, und das Begreifen war
schmerzhaft.
    »Ja.«
    »Aber
wenn wir es nicht versuchen, wird sie in einigen Wochen sterben.«
    »So
viel Zeit bleibt ihr vielleicht nicht mehr.«
    Cassie
schnaufte durch die Nase und barg ihr Gesicht in beiden Händen.
    »Aber
es wird ein glücklicher Tod sein, Alex«, sagte Karen. »Jolie wird zu Hause in
ihrem Bett liegen, umgeben von ihren Kuscheltieren. Sie wird Morphium bekommen
und keine Schmerzen haben. Mommy und Daddy werden neben ihr liegen und sie in
ihren Armen halten. In ihren letzten Stunden wird sie eure Liebe spüren, und
sie wird sich geborgen fühlen. Vielleicht schafft sie es trotz ihrer
Benommenheit durch das Morphium noch, glücklich zu

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