In glücklichen Umständen
fast zusammenbrach, kam Lulu mit einem durchdringenden Jaulen wieder hervorgesaust. «Soll ich Demelza nehmen?» erbot ich mich, aber die Dame schüttelte den Kopf.
«Nein, Teuerste, vielen Dank. Sie ist sehr nervös. Können Sie von dort aus ihre Augen sehen?» Ich hätte sie nicht aus einer Entfernung von io Zentimetern sehen können. Demelza hatte ein Fell wie ein Astrachanschaf in freier Wildbahn. «Wenn Sie könnten», erklärte Mrs. Boisover voll Stolz, «würden Sie sehen, daß sie total verängstigt sind. Völlig verängstigt! Sie weiß, daß wir uns trennen müssen, und es bricht ihr das Herz.» Demelza gähnte und versuchte, hinunterzuspringen. Mrs. Boisovers Stimme versagte, und sie schniefte ein Schluchzen zurück. Ein rosa Angorahandschuh wischte eine Träne ab.
Ich streckte eine Hand aus. «Keine Sorge», sagte ich ernst und versuchte, Hettys Gesicht zu ignorieren, «ich verspreche, daß sie es gut haben wird. Sie tun genau das richtige. Ich werde mich persönlich um sie kümmern.» (Als ob ich zwanzig Mann Personal hätte.) «Nehmen Sie einen Sherry?» Ich stand auf und ging zur Hausbar, wo ich den Rest vom Weihnachts-Creamsherry versteckt hatte. Ich hoffte, sie würde nicht denken, ich sei Alkoholikerin. Ich schenkte zwei Gläser ein und ein drittes nur so weit, um nicht in Verlegenheit zu kommen. Wir prosteten uns ernsthaft, die Gläser weit von uns haltend, zu und tranken andächtig. Dann setzte ich mich wieder hin und ließ Hetty sehnsüchtig auf die Flasche starren.
«Ich bringe es nicht fertig, unsere kleine werdende Mutter allein zu lassen», murmelte Mrs. Boisover. Die Beschreibung traf nicht ganz zu, aber ich konnte nicht umhin, Mitleid zu empfinden. Ich gab leise, tröstliche Laute von mir und versuchte, Demelzas Kinn zu finden, um es ein bißchen zu kraulen.
«Ich hätte ihr ja bis zuletzt beigestanden», beharrte Mrs. Boisover. «Ich hab mich sogar darauf gefreut. Sehen Sie, Mr. Boisover und ich waren nie damit gesegnet. Ich hätte so gern ein kleines Mädchen gehabt. Aber zum Glück habe ich
Demelza, Gott segne sie, und als meine Freundin Hilda uns mit ihrem Jungen besuchte, mit ihrem Chirpy, haben sich die beiden sofort ineinander verliebt... Nun, wir hatten einfach nicht das Herz, sie nicht zueinander zu lassen. Ich meine, das kann man doch nicht, nicht wahr?»
Im Gegenteil, man kann, wenn man weiß, was gut für einen ist, dachte ich, aber ich fragte nur: «Was für eine Rasse ist sie eigentlich?» Ich war sicher, daß es im Hundekalender keine einzige gab, die ich nicht kannte, es sei denn die von Demelza.
Ich hatte recht. «Sie ist ein Schottischer Shag», sagte Mrs. Boisover, ein wenig gefaßter. «Sie sind sehr selten. Noch nicht vom Zuchtverband anerkannt. Wir haben Demelza auf einer Farm bei Inverness gekauft. Mr. McDougal hatte einen Wurf von vier Welpen. Wir hatten großes Glück, daß wir sie bekamen. Mr. Boisover hätte nie einen Hund genommen, aber Mr. McDougal versicherte uns, daß sein Wert sich vervielfachen wird, sobald sie die Rasse anerkennen.» Sie strahlte voller Stolz.
Wir schwiegen einen Moment. Ich studierte Hettys Gesicht. Es zeigte keine Bewegung. «Und woher hat Ihre Freundin Chirpy bekommen?» fragte ich.
«Sie identifizierte ihn als Schottischen Shag, als sie ihn in einem Tiergeschäft in Scunthorpe sah. Und können Sie sich vorstellen, daß der Inhaber keine Ahnung hatte, daß er ein Shag war? Wir haben 40 Pfund gezahlt, und auch das nur, weil mein Mann Mr. McDougal herunterhandelte. Er ist ein guter Kaufmann. Aber Hilda hat für Chirpy nur 3 Pfund gezahlt. Natürlich gehen wir davon aus, daß wir für die Welpen mindestens 60 Pfund das Stück bekommen, wegen der Inflation. Aber wo kriegen wir bloß Papiere her?»
Sie sah Hetty hoffnungsvoll an, aber Hetty schüttelte den Kopf.
«Na ja, ich glaube, Normie wird enttäuscht sein, aber ich denke, offen gesagt, einzig und allein an Demelza. Ich hätte sie so gern dabehalten, stimmt’s, Herzblatt? Aber Normie meinte, es würde zuviel Unruhe ins Haus bringen. Sie wissen ja, wie Männer sind. Er kann es nicht ausstehen, wenn ich meine Aufmerksamkeit noch anderen schenke. Und dann der Damenkochclub. Ich bin dieses Jahr Vorsitzende. Es hätte ein bißchen gefährlich sein können, wenn ich zu Versammlungen muß oder wenn die Mädchen bei uns sind und Herzblatt vielleicht das Gefühl hat, ihre Zeit sei gekommen.» Es klang schrecklich biblisch. «Aber wie dem auch sei, wir wollen alles für sie tun, was wir
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