In glücklichen Umständen
können, und deshalb waren wir auch so froh, als wir hörten, Sie könnten uns durch das freudige Ereignis geleiten.» Sie legte eine fette, rosa behandschuhte Hand auf meine. Ich konnte dicke und schwere Brillantringe darunter fühlen und frohlockte.
«Sie wird sich bei uns sehr wohl fühlen», versprach ich schneidig. Mich an meine Rolle erinnernd, wurde ich etwas offizieller. «Wir müssen selbstverständlich gewisse Regeln einhalten.» Mrs. Boisover richtete sich kerzengerade auf, und sogar Hetty fing an, interessiert zu blicken. «Ja», fuhr ich fort, «ich muß leider darauf bestehen, telefonische Erkundigungen auf einmal täglich zu beschränken und Besuche rechtzeitig anzumelden. Ich tue das nur, weil ich meine anderen kleinen Mütter nicht immerfort stören möchte. Vollkommene Ruhe vor und nach der Geburt ist meine oberste Regel, das schulde ich unseren Lieblingen in ihrer schweren Stunde, und die Sorge und Neugier der Besitzer müssen dahinter zurückstehen.» Ich fixierte sie unerbittlich. Die ungewohnte Autorität drohte mich zu berauschen. «Geschenke sind natürlich willkommen. Ein Spieltier, dann und wann ein Päckchen mit Hundedrops, ein Hundeknochen für Mußestunden. Aber bitte keine richtigen Knochen. Wir nehmen auch gern nahrhafte Mitbringsel entgegen, zum Beispiel ein kleines Filetsteak oder meinetwegen auch ein größeres -» Bens Appetit! - «frische Eier oder sehr frischen Angelfisch. Viele Hündinnen mögen auch gern Räucherlachs -» ich gehörte zu ihnen — «oder einen winzigen Schluck Champagner zur Feier des Tages.» Ich hielt plötzlich inne und sah endlosen Luxus voraus, von dem ich bisher nicht zu träumen gewagt hatte. Es war Ewigkeiten her, seit bei uns Lachs - geräuchert, frisch oder auch nur in Konserven - auf den Tisch gekommen war. Und was Champagner betrifft, nun, die letzte Flasche, die wir vor drei Jahren zu meinem Geburtstag gekauft hatten, war vor dem Laden auf dem Bürgersteig zerschellt, weil Pa vor Begeisterung über seine unglaubliche Großzügigkeit nicht aufgepaßt hatte, und ich hatte mich damit zufriedengegeben, daß es die Geste war, die zählte.
Ich wurde mir Hettys Augenbrauen bewußt, so daß ich schnell zum Schluß kam. «Bitte keine Besuche von Kindern oder anderen Haustieren, so gutartig sie daheim auch sein mögen. Aber ich bin sicher, das versteht sich von selbst. Also... Haben Sie Ihre Daten dabei? Sehr gut. Und bitte Ihre Telefonnummer. Viiielen Dank. Wir werden Sie benachrichtigen, sobald die Wehen eingesetzt haben und wenn der Wurf vollständig zur Welt gekommen ist, es sei denn natürlich, es ist mitten in der Nacht. Sie können sie alle besuchen, wenn die Mutter sich ein wenig ausgeruht hat und die Welpen sich einigermaßen zurechtfinden.»
Ich setzte das unpersönliche Lächeln auf, das Matronen überall auf der Welt geläufig ist. Das Lächeln, das besagt: «Bitte keine Widerrede. Unbedingter Gehorsam. Absolute Beherrschung.» Ich bugsierte Mrs. Boisover hinaus, und ich bin nicht sicher, wer von uns erleichterter war, Demelza oder ich. Demelza bezog ihr neues Quartier und machte es sich mit einem befriedigten Seufzer bequem. Ich bin sicher, jene heißen Arme und der üppige Busen hätten sie langsam, aber sicher erstickt. Sie schlappte ein bißchen Wasser und drehte sich auf die Seite, so daß man den prangenden Unterleib mit den Zitzenreihen sah, die sich schon unter dem Druck der Milch spannten.
«Es war alles sehr beeindruckend», sagte Hetty später am Telefon. «Ich hoffe nur, du hast der Boisover nicht so viel Angst gemacht, daß sie ihr kostbares Herzblatt morgen wieder abholt.»
«Unsinn, Autorität flößt Vertrauen ein. Sie wird vor all ihren Freundinnen mit meiner drakonischen Strenge angeben.»
«Sie hat mich auf dem Rückweg gefragt, wie viele Hündinnen du eigentlich aufnehmen könntest. Sie hatte so sehr gehofft, die anderen und ihre Babies zu sehen, wagte aber nicht, darum zu bitten.»
«Siehst du? Gut, daß ich sie ein bißchen eingeschüchtert habe.»
«Na ja, ich habe heute abend noch eine andere Anwärterin. Eine Dänische Dogge. Sie ist fortgelaufen und wurde irgendwo unten in der Fulham Road gedeckt, wo man sie mit einem stürmischen und hartnäckigen Malteserhündchen beobachtet hat. Ein wahrer Optimist. Ich sehe nicht, wie man ihm die Schuld geben kann, es sei denn, sie ist müde geworden, so daß sie zuletzt in den Knien einknickte, weil...»
«Danke», unterbrach ich sie unhöflich, «aber ich wäre dir dankbar,
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