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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Schrankteile unter der langen Anrichte waren separat wie richtige Einzelzimmer, wenn die Türen nur angelehnt waren. Bei uns gab es keinen Unterschied zwischen Privat- und Kassenpatienten. Ich ging zu Demelza und säuberte ihren Karton. Ich bemerkte, daß die Zeitungen ein bißchen durchwühlt waren, dachte aber, sie habe es getan, weil sie den Wirtschaftsteil deprimierend fand und bei den Klatschspalten auf andere Gedanken kommen wollte. Sie hatte die Wolldecke in eine Ecke gedrückt, um ihre Pfoten warm zu halten.
    Ich ging zurück und sagte zu Ben: «Ich fahre jetzt.»
    «Wir werden gut auf alles aufpassen», versprach Emily und schob mich beinahe gewaltsam zur Tür.
    «Bist du auch sicher, daß ihr alles habt?» fragte ich besorgt. Ich meinte nur, falls etwas passiert, doch Emily sagte geheimnisvoll: «Ja, wir werden uns bestimmt gut amüsieren.»
    Ich sah zu Ben. Er saß auf einem nach hinten gekippten Stuhl und hatte die Füße auf den Tisch gelegt. Er las wieder in dem elenden Taschenbuch.
    «Hast du gewußt, daß Mopswelpen nur zur Welt kommen...»
    «Nur in Monaten mit einem ?» ergänzte ich. Mattie warnte mich aus ihrer Ecke, daß nichts Gutes dabei herauskommen würde. Hätte ich doch auf sie gehört!
    Noch in diesem Moment wurde ich daran gehindert, den Kombi zum Leben zu erwecken, denn drinnen klingelte das Telefon. Ich stieg hastig wieder aus. Emily rief: «Alles in Ordnung. Es war Pa, er hat gesagt, er hat sie.» Trotzdem rannte ich wieder ins Haus, riß Ben den Hörer aus der Hand und rief: «Was hast du?» Aber im selben Moment fiel Constance von der Stange und wachte mit einem gellenden Schrei auf, der alle Hunde weckte und ein großes Bell-in auslöste. Ich konnte nicht einmal das Freizeichen hören. Ich fragte mich nicht das erste Mal, warum ich überhaupt ein Telefon in der Küche hatte. Es war wie ein Schulhof mit Tieffliegern.
    «Er klang sehr positiv», sagte Ben. «Also ist es bestimmt nicht die Räude oder Herpes oder die Blattern. Es könnte natürlich eine Fischbratküche sein.»
    Jetzt konnte mich nur noch der Trödelmarkt darüber hinwegretten.
    Hosanna und ich marschierten frech zum vorderen Ende der Schlange, wo zwei früh von den Wölflingen auf gestiegene Pfadfinder Lakritzstangen kauten und mürrisch aus Anorakkapuzen hervorsahen, die mit räudigem Nylonpelz gesäumt waren. Endlich wurden die Türen aufgerissen.
    Die Eile, mit der frisch amnestierte politische Häftlinge aus Kerkern der Dritten Welt strömen, ist nichts gegen das unerbittliche Drängen von 40 Frauen, die bei einem Wohltätigkeitsbasar die ersten sein wollen. Sie donnerten in die Halle wie Stiere in Pamplona und schubsten einander, um zu den Schneebesen, den alten Elektrorasierern und den aus Benidorm mitgebrachten Kastagnetten zu kommen. Vergessen waren die rückständige Miete, Jims Arbeitslosigkeit und die ersten Zähne der Zwillinge. Vergessen das scheußliche Wetter, die eiskalten Füße, die Kopfschmerzen, die schlechte Laune von vorhin, die Temperatur und die Müdigkeit, als sie das Nirwana in Besitz nahmen, das Joe Hatchetts lange Unterhosen und Maisie Frolics Übergrößenbikini mit den defekten Schnallen verkörperten. Hosanna vergaß Harry, ich vergaß Demelza und Pearl und Phyllis und Ben und Em.
    «Capes», zischte ich Hosanna zu und bahnte mir einen Weg durch eine Horde kämpfender Frauen zu «Jacken und Röcke». Ich blieb bei der Konfektion, aber Hosanna eilte zu dem dicht umlagerten Krimskrams und verschwand bald in einem Meer von Armen, die emaillierte Kuchenteller mit kleinen Fehlern und zerlesene Taschenbücher schwangen.
    «Ich gehe», sagte ich erschöpft, als ich sie 10 Minuten später wiedertraf. Die fieberhafte Aktivität hatte ein wenig nachgelassen, aber die aufgewandte Energie hätte Cape Canaveral einige Jahre lang in Schwung gehalten. Hosanna sagte, sie werde bis zur Versteigerung bleiben. Alle größeren Gegenstände, wie Armstühle ohne Sitzfläche und klapprige Fahrräder, Teppiche oder altersschwache Staubsauger, wurden nach der ersten halben Stunde an den Meistbietenden versteigert - gewöhnlich für 5 Pence. Dies war ein schlauer Schachzug, der die Aufmerksamkeit der Leute wachhielt, so daß sie nicht enttäuscht davoneilten, sondern sich in der Zwischenzeit damit beschäftigten, mehr und mehr zu kaufen. Bei manchen Trödelbasaren der Grafschaft wurde alles versteigert, von Bündeln alter Socken angefangen. Selbst Gebote von einem Penny wurden akzeptiert, und ich bekam einmal

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