Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
für 2 Pence zwölf Plastikregenmäntel, die ich zu Weihnachtsgeschenken für zwölf Bekannte machte.
    «Wozu?» fragte ich. «Was willst du denn haben?»
    «Die rote Brücke mit dem Brandloch und den Fußschemel da. Es fehlt nur ein Bein. Vielleicht auch das kaputte Gewürzregal.»
    «Du hast doch eins.»
    Sie starrte mich an. «Ich könnte was daran aufhängen.» Ihre Offenheit ließ mich hoffen, daß sie nicht Harry meinte. Ich wünschte ihr Hals- und Beinbruch und wankte mit einem Stapel alter Punch- Nummern, einigen Bauernstiefeln Größe 8, einem Tweedhut mit einer Feder und einigen eingerissenen, verschossenen, ehemals blauen Samtvorhängen zum Wagen. (Ich nehme alles, was verschossen und ausgebleicht ist. Erstens, weil es so billig ist, und zweitens, weil es aus einer Zeit stammt, in der die Farben noch nicht «farbecht» waren, und drittens, weil es meist viel hübscher ist als neue Muster und Drucke.) Und ich hatte noch zwei handbestickte Kissenbezüge erstanden, mit Krinolinendamen in blumenprangenden Gärten. Ich empfinde eine perverse Bewunderung für das, was Kitsch genannt und von Snobs verschmäht wird.
    Ich ließ gerade den Motor an, als eine Dame ans Fenster hämmerte. «Können Sie mich mitnehmen?» schrie sie mit hochgezogenen Augenbrauen durch die Scheibe.
    Ich machte die Tür auf, denn das Fenster gehörte zu jenen, die nach den ersten Wochen auf immer blockieren. «Tut mir leid», sagte ich ungeduldig, denn sie hätte in Manchester wohnen können, «aber ich hab’s schrecklich eilig, nach Haus zu kommen.» Um zu zeigen, daß es mir ernst war, kuppelte ich aus und rollte los. Sie rannte mit ihrem Trödel hinterher und rief: «Ich bin von der Swallows Farm! Wir haben uns neulich im Dorfladen kennengelernt! Setzen Sie mich einfach an Ihrer Einfahrt ab, und ich gehe das letzte Stück zu Fuß.»
    Ich zögerte und drehte mich um und sah die Seidenbluse. Sie war ein weiterer Traum, dem Hosanna und ich bisher ergebnislos nachgejagt waren, eine aus der guten alten Zeit. Wie hatten wir sie bloß übersehen können? Ich spürte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. Seide ist natürlich oft zu vornehm, um sich zwischen Nylon und anderen Kunstfasern Geltung zu verschaffen. Sie mußte irgendwo in dem Wühlhaufen gelegen haben, voller Pein über die grellen Karos und Streifen und Blumenmuster, die dort den Ton angaben.
    Jetzt mußte ich meine Karten raffiniert ausspielen, um Hosanna endlich einmal in den Schatten stellen zu können.
    Es stand fest, wer von uns sie bekommen würde. Nur der Offiziersmantel würde geteilt werden müssen. Alle geringeren Kostbarkeiten gehörten der, die sie entdeckte. Die Bluse, deren Cremeton einen wunderbaren satten Altersschimmer hatte, lag jetzt zusammengebündelt mit dem Rest ihrer Einkäufe hinten im Wagen, aber ich konnte den hohen Kragen, die wundervolle Stickerei und den Rand einer Kräuselmanschette sehen. Mein Herz hüpfte vor Aufregung.
    Die Frau plapperte unentwegt. «Eigentlich habe ich ja Pflanzen gesucht, Ableger und so.» Alle haben irgendeinen Vorwand fürs Trödeln: Bei manchen sind es Bücher, bei anderen selbstgebackene Kuchen, und ich kannte einmal eine Frau, die in der Hoffnung trödelte, einen Buchara-Teppich zu ergattern - sie hofft immer noch. «Nachdem wir auf die Farm gezogen sind, brauchen wir so wahnsinnig viel, um es ein bißchen gemütlich zu machen, verstehen Sie? Die Korsetts habe ich natürlich nur wegen des Fischbeins genommen. Wissen Sie, warum?» Ich schüttelte den Kopf, obgleich ein einziger Blick auf ihre wogende Fülle genügte, um den Mord an einem Walfisch zu rechtfertigen.
    «Sehr flexible Stützen für Mollige.»
    Zu denen gehörte sie gewiß. Der kleine Kombi hing aus Protest durch. Ich fragte, wie sie denn zum Trödelmarkt gekommen sei.
    «Mit Bob Fossetts Bestattungsinstitut», antwortete sie indigniert, und ich fragte mich, ob sie wohl als Trauergast mitgefahren und unterwegs abgesprungen sei. Manche Leute tun alles für einen Gelegenheitskauf.
    «Ich fahr Sie bis vor Ihre Haustür», versprach ich plötzlich, mich selbst vergessend. Die Swallows Farm lag hinter der alten Pfarrei. In Anbetracht der Kollektion auf der Ladefläche war es das mindeste, was ich tun konnte. Sie sagte, bis zur Einfahrt sei weit genug, und ich wußte, daß es weniger aus Rücksicht war, sondern weil sie mich von ihrer Küche fernhalten wollte. Wir hatten meine eigene Einfahrt schon passiert, und ich wollte gerade das Blusenthema zur Sprache bringen, als sie

Weitere Kostenlose Bücher