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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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antwortete ich und überlegte krampfhaft, wie ich sie loswerden könnte.
    In diesem Moment sahen wir Ben mit seiner Einkaufstüte auf dem Kopf um die Hausecke gelaufen kommen. «Oh!» quetschte ich hervor. «Das ist Ben!» Als ob wir alle in eisigen Nächten bei Schneesturm stets im Freien zu singen pflegten.
    Ben blieb am Auto stehen und schob den Kopf vor, um etwas erkennen zu können. In meiner Angst, ihn zu beruhigen, daß ich es war, drückte ich das Gesicht an die Scheibe. Er zuckte entsetzt zurück. Du siehst bestimmt nicht sehr einladend aus, sagte ich mir, aber so schlimm kann es doch wohl nicht sein. Ich kurbelte die Scheibe ein paar Zentimeter herunter und rief: «Wen und Bun sind da», und dann, weil es so albern klang, ganz so, als verstünde es sich von selbst: «Sie wollten zum Tee vorbeikommen.»
    Sie gingen, gefolgt von Ben, ins Haus. Ich glaubte, er dächte, ich hätte Neuigkeiten von Pearl, denn sonst wäre ich wohl kaum bei dem schlimmsten Wetter seit Jahren in der Gegend herumgelaufen, um Einladungen zum Tee auszusprechen. Mir fiel beim besten Willen nicht ein, wie ich ihm klarmachen konnte, daß ich meinen Ruf und meine geschäftlichen Interessen schützen mußte, indem ich Pearl einstweilen vergaß, oder wie ich ihn veranlassen konnte, den Mund zu halten, falls er nicht schaltete. Doch ich hatte keine Zeit, mir einen besonderen Plan auszudenken. Außerdem sind besondere Pläne oft viel weniger zuverlässig als ein feiner Instinkt.
    «Wie fabelhaft gemütlich!» krähte Bun, nachdem sie erleichtert festgestellt hatte, daß meine Unordnung der ihren glich.
    «Ich hätte auch gern so einen alten Ofen», sagte Wen und wärmte sich die Hände auf der Platte.
    «Legen Sie doch ab», rief ich verzweifelt, den Kessel aufstellend und beide Türen gleichzeitig beobachtend, weil ich damit rechnen mußte, daß Emily und Ben jeden Moment aus entgegengesetzten Richtungen hereinkommen und nach Pearl fragen würden, ehe ich zwinkern, den Kopf schütteln, etwas Vielsagendes bemerken oder einfach in Ohnmacht fallen und jedermann ablenken konnte.
    «Es ist immer dasselbe bei Pensloe und Wensley», seufzte Bun bedauernd. «Sie besorgen einen schönen Griffon, um Leute anzulocken, und stellen zusammen damit einen schlecht kupierten Boxer mit einem Hoden aus -» er muß beim Kupieren schrecklich gezappelt haben, dachte ich -«und einen Haufen Ausschuß, der anderswo schon bei der Aufnahme disqualifiziert wird. Sie können natürlich erraten, wer den ersten Preis bekam, wenn ich Ihnen sagte, daß Mrs. Spagworth Preisrichterin war.»
    «Der Boxer?» riet ich, obgleich ich sehr wohl wußte, daß ich damit disqualifiziert war.
    «Ein Maremma!»
    Es klang wie ein schenkelklatschender südamerikanischer Zigeunertanz. Lautes rhythmisches Stampfen und rote Rosen zwischen blitzenden Zähnen.
    «Sie wissen natürlich, wem er gehört.»
    «Carmen Miranda?» fragte ich todesmutig und reihte die Becher auf dem Tisch auf.
    Sie starrten mich an. «Betreut die nicht die Pekinesen und Neufundländer in Lines?» sagte eine von ihnen unsicher. Ich atmete auf, als Ben, der vorher wieder hinausgegangen war, nachdem er gesehen hatte, daß wir Pearl nicht hatten, mit einer teilweise aufgelösten, an seinen Ohren klebenden Einkaufstüte hereinkam. Ich lief zu ihm, um ihm eine Warnung ins Ohr zu flüstern, aber die Mäuse in den Bauernstiefeln sorgten dafür, daß ich über eine Teppichkante stolperte und flach aufs Gesicht fiel. Es war fast so gut wie eine Ohnmacht. Alle rannten zu mir und halfen mir auf. «Schon gut, es ist nichts passiert», protestierte ich zwischen Lachen und Tränen der Verzweiflung. Die Zwillinge murmelten unbehaglich: «Mehr Glück als Verstand» und «Alte Katzen fallen gut» und schoben mich auf einen Stuhl. Ich bin sicher, sie dachten, ich sei betrunken. Wer bei 15 oder 20 Grad unter Null knöcheltief im Schnee singt, muß entweder betrunken oder high von Drogen sein.
    Ben puhlte sich braune Papierklumpen aus den Haaren. «Ich hab keine Spur von ihr entdeckt», sagte er verzweifelt.
    Ich schüttelte den Kopf und zog die Augenbrauen hoch und grinste einfältig. Als Botschaft war es unmöglich zu entschlüsseln.
    «Sind Sie wohlauf?» fragte Wen besorgt.
    «Ja, ja, sicher», murmelte ich. Und zu Ben: «Keine Sorge, ich denke, sie wird bis später warten müssen. Das Wetter, verstehst du.» Ich gab mir alle Mühe, ihm mitzuteilen, daß wir unser furchtbares Geheimnis auf keinen Fall preisgeben durften.
    «An einem

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