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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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gestrampelt und hockte nun wie eine Verkörperung von Trotz und Dickköpfigkeit auf den Dielen.
    «Ich muß dich sehen», sagte Marsha. «Bald.»
    «Na ja, zunächst mal würdest du es gar nicht bis hierher schaffen», sagte ich zuversichtlich. «Sie benutzen Rentiere, um die Schnellstraße zu finden. Wer zu uns will, braucht mindestens einen Hubschrauber.» Aber es war ihr zuzutrauen, daß sie einen charterte, wenn sie wirklich fest entschlossen war, zu uns zu kommen.
    «Es ist dringend. Ich glaube nicht, daß du dir dessen bewußt bist, aber bald wird es sogar sehr dringend sein. Ich habe ja noch keine Gelegenheit gehabt, dir alles zu erzählen. Ich hab es in den Kräuselungen gelesen. Wenn ich dich endlich mal erreiche, hast du nie mehr als ein paar Minuten Zeit für mich. Ich habe den Kräuselungen entnommen, daß du und ich eng verbunden sind, sehr eng verbunden, und weil wir dazu auserkoren sind, den Menschen von Gott die Kraft der Einsicht zu überbringen, müssen wir von nun an viel zusammen sein. Ich brauche nur ein kleines Zimmer nach Süden, und wie du weißt, esse ich nichts, gar nichts.»
    «Mein Gott», dachte ich, ihr ist schon wieder gekündigt worden. Ich wette, sie hat die ganze Miete für Poly-Dingsbums ausgegeben.
    «Was ist mit deinem neuen Freund?» fragte ich barsch.
    «Diese Sache ist größer als wir alle. Polyflor ist gegangen.» (Mit dem Sparschwein?) «Ich hab meine Kräuselungen lesen lassen, und sie waren eine Offenbarung. Wir beide müssen uns von nun an sehr nahe sein.»
    Marsha hat mehrere Katzen und kocht den ganzen Tag Fischköpfe. Ihre Wohnung ist sehr klein, und ich gebe mir alle Mühe, Distanz zu wahren, denn der Geruch von Schellfischaugen, die langsam auf dem Herd dahindampfen, setzt sich überall fest. Ich sagte: «Wahnsinnig interessant, aber ich hab gerade Gäste. Ich ruf nachher zurück.» Dann, von meiner Neugier besiegt: «Was für Kräuselungen?»
    «In der Kraft der Einsicht vermögen wir, Wasser zu lesen», sagte sie. «Möglichst das Meer. Hier in London begnügen wir uns mit der Themse oder mit dem Round Pond oder auch mit einem Aquarium, wenn’s sein muß.»
    «Aber, aber», sagte ich vergnügt. «Paß bloß auf, daß es nicht überläuft und die Fische davonschwimmen.»
    «Ich meine, wenn es sein muß, weil wir keine natürliche Ressource zur Verfügung haben», korrigierte sie streng. «Mit Fischen haben wir nichts mehr im Sinn.»
    «Das habe ich befürchtet», beharrte ich. «Es ist alles wahnsinnig interessant, Marsha, ich muß nachher unbedingt mehr darüber hören. Bis dann.»
    Ich legte auf und drehte mich um. Bun hatte den oberen Knopf ihrer Bluse aufgemacht, und ihr Hals war hochrot. Frilly knabberte an den Knöpfen einer selbstgestrickten Strickjacke. Frilly hatte einmal sämtliche Knöpfe eines Kleides abgetrennt, und die Trägerin merkte es erst, als sie aufstand und das Kleid abfiel. Aber Bun machte sich keine Sorgen. Sie hatte die Füße mit den flachen Schnürschuhen weit von sich gestreckt und den Kopf zur Seite geneigt. Ihr Gesicht war knallrot. Auch Wen hatte die Augen geschlossen. Sie trug knöchelhohe Wildlederstiefel, mit Lammfell gefüttert. Ihre Strümpfe waren gerippt, und da sie aufrecht saß und die Beine spreizte, konnte man oberhalb der Knie den Beginn der gummiverstärkten Schlüpfer sehen. Ich hatte also recht gehabt. Sie trugen tatsächlich noch ihre Schülerinnenschlüpfer.
    Ben kippte den letzten Rest von dem Rum. Es sah aus wie eine Zeichnung von Hogarth. «Ich sehe mal schnell nach Demelza», sagte ich.
    Bun zuckte zusammen. «Oh, darf ich mitkommen?» Mit unsicheren Schritten, doch aufgeregt wie eine Fünfjährige im Zirkus, hoppelte sie durch den Raum. Ich brannte eigentlich nicht darauf, daß irgend jemand unsere Mütterstation zu sehen bekam. Eine Reihe von Schrankfächern unter einer Anrichte entsprach womöglich nicht der Profivorstellung von Wurfzwingern, doch in Anbetracht ihrer Erfahrung und ihres Wissens würde Buns Rat unschätzbar sein. Also ging ich ihr mit gemischten Gefühlen voran.
    Pearl schlief, aber Demelza war aktiv. Sie hatte sich jetzt ganz nach hinten gekrümmt, um die neuesten Entwicklungen zu begutachten, und für einen so großen Hund mit superlangem Fell und der zusätzlichen Last war es keine geringe Leistung. «Oh, sehen Sie nur!» juchzte Bun. «Sie ruft das erste kleine Baby heraus. Wir sind genau rechtzeitig gekommen.»
    Sie umklammerte meinen Arm und kicherte. «Meinetwegen können Sie mich für

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