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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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dann eifriger fortzufahren: «Hast du gewußt, daß der Aggatibo, der in entlegenen Gebieten Asiens lebt, Saltos machen kann, indem er zwischen seinen eigenen Hinterbeinen hindurchläuft?»
    «Ich komme mir vor, als hätte ich den ganzen Abend dasselbe getan. Würdest du bitte kurz auf die Milch aufpassen? Komisch, daß Pa nicht wieder angerufen hat. Wen und Bun sind gegangen.» Wie kam es nur, daß alles, was ich sagte, so langweilig und nüchtern klang? Ich nahm mir vor, künftig dann und wann ein paar Epigramme oder Tiefsinnigkeiten einzustreuen. Ich quirlte ein Ei in die Milch, und da es mir ein Herzensanliegen war, unseren Lebensstandard insgesamt ein wenig zu heben, fügte ich noch einen Schuß Sherry hinzu. Ben zog die Augenbrauen hoch. «In Saskatchewan», begann er tadelnd, «hat ein betrunkener Affe versucht, eine Schlange zu vergewaltigen.»
    Ich zermarterte mir das Hirn, um eine schlagfertige oder
    geistvolle Antwort zu geben, aber so etwas braucht bei mir seine Zeit. Statt dessen sagte ich unwirsch: «Ja, eine dreijährige Klapperschlange, die Prince hieß. Sie bekam dabei einen leichten Anfall von Schluckauf.» Dann brachte ich Demelza die Milch.
    Sie schlief fest. Bun und ich hatten saubere Zeitungen und eine in einen alten Pullover gewickelte Wärmflasche in die Kiste gelegt. Obgleich winzig und verletzlich, wenn auch bereits ein integraler Bestandteil unserer aller Welt, waren die Welpen schon im Begriff, sich möglichst gute Plätze zu sichern. Kann es irgendeine Hoffnung auf Chancengleichheit geben, seufzte ich innerlich, wenn die Natur selbst nach dem Machtprinzip funktioniert?
    Demelza hob den Kopf. Sie blickte besorgt an mir vorbei, doch als sie sah, daß Bun fort war, verzog sie den Mund zu einem, wie mir schien, zufriedenen Grinsen. «Los», sagte ich und reichte ihr den Napf. «Zur Feier des Tages.» Sie schlappte ihn aus und leckte sich die Lippen, als sie den Sherry schmeckte. Dann schlief sie wieder ein. Ich wünschte, ich könnte das gleiche tun.
    Pearl war nach all der hektischen Betriebsamkeit von vorhin in eine schmollende Lethargie verfallen, weil kein Mensch ihr sagte, wie raffiniert und gescheit und vom Schicksal verwöhnt sie sei. Sie war aus ihrer Kiste gekrabbelt, um den Schwanz einer toten Maus zu holen, den Frilly wahrscheinlich als Geschenk für die Jungen gebracht hatte. Sie knabberte gleichgültig darauf herum, als wäre es Kautabak. Er war nicht gerade das, was man auf einer Entbindungsstation zu finden vermutet, aber ich ignorierte ihn um ihretwillen und streichelte ihr den Kopf. Ich versprach, ihr dafür später einen Keks zu bringen.
    Kip lag noch in der Nähe der Haustür, als ich durch die Diele ging. Seine Nase zuckte, um aus all den Gerüchen den seines Herrn herauszufiltern. Ich knipste den Heizofen in der Diele für ihn an und wandte mich zur Treppe.
    Ben kam mir aus der Küche hinterher. «Und wenn sie in eine Schneewehe kommen?» sagte er vorwurfsvoll. Ich wußte genau, wen er meinte. Mir war genauso unbehaglich.
    «Wen ist durchaus imstande, selbst zu entscheiden, was gut für sie ist», erwiderte ich, doch bei Bun wäre ich nicht so sicher gewesen. «Und ich habe ihnen schließlich angeboten, über Nacht zu bleiben, nicht wahr?»
    «Aber nicht sehr nachdrücklich.»
    «Sie mußten sowieso wegen der Hunde zurück.»
    «Du weißt doch, daß sie den ganzen Rum getrunken haben.»
    Nicht ohne Schärfe sagte ich: «Es hat aufgehört zu schneien. Es ist Vollmond. Sie kennen den Weg. Und sie sind keine Kinder mehr.»
    «Nicht an Jahren», fuhr Ben geduldig fort, und ich kam mir vor wie ein Ungeheuer. «Aber was Erfahrung und Urteilsvermögen angeht, würde ich sagen, sind sie weniger zuverlässig als Charlie.»
    «Sie werden es schon schaffen», sagte ich lahm, aber ich war nicht davon überzeugt. Es hatte keinen Sinn, jetzt Schuldgefühle oder Angstzustände zu entwickeln. Ich hatte genug um die Ohren und konnte mich nicht noch um andere Dinge kümmern.
    «Hast du gewußt, daß das Telefon im Büro abgenommen war?»
    Ich blieb auf dem Treppenabsatz stehen, wo das hohe Fenster fast mit Schnee zugeweht war, von dem jeder Windstoß pudrige Wolken ablöste. «Was?»
    «Der Hörer lag daneben. Bun hat den Wetterbericht angerufen, und sie kam zurück, weil die Verbindung so schlecht war, und dann hat Wen die Durchsage in der Küche abgehört, aber Bun hat den Hörer neben dem Apparat liegenlassen. Also war der Anschluß besetzt. Ich hab wieder aufgelegt.»
    Ich seufzte.

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