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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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«Dann hat Pa bestimmt geschimpft, daß er nicht durchkam, und die Boisovers und die Pawleys haben garantiert angerufen, und Hetty hat angerufen, um mich vor neuen Gästen zu warnen, und wer sonst noch alles.» Ich dachte tatsächlich voll Bangen, womöglich hätte Ross es aufgegeben, mich zu erreichen.
    Als ich das Lesezimmer betrat, schlief Phyllis und Emily ebenfalls. Ich zischelte Ben zu: «Hast du nicht gesagt, Phyllis sei praktisch schon in den Wehen?»
    «Em hat mir gesagt, sie keuche so fürchterlich.» Wir standen einen Augenblick in der Tür und betrachteten den riesigen Hund und das zierliche Mädchen, die Kopf an Kopf friedlich schlummerten. «Was für ein schöner Anblick», flüsterte ich.
    «Emily wollte nicht ins Bett gehen und sie allein lassen.»
    «Jetzt wird es höchste Zeit, aber ich wecke sie nicht gern. Sieh doch bitte nach, ob ihre elektrische Wolldecke angeknipst ist und ihr Heizofen.»
    Sie erwachte, als ich sie berührte, und gähnte. «Schatz, du mußt ins Bett. Es ist furchtbar spät», sagte ich.
    Sie schauerte plötzlich zusammen und setzte sich auf. «Sind sie weg? Wie geht es Demelza? Wie viele sind es? Und was ist mit Pearl?» Verblüffend, der Sprung von Träumen in die reale Welt. «Bei Phyllis muß es falscher Alarm gewesen sein. All das Keuchen und Röcheln, ich war schrecklich aufgeregt. Aber sie wollte sich nur übergeben. Hat meterweise Farbbeilagen erbrochen, natürlich vom Observer.»
    Sie gab mir einen Gutenachtkuß, dann Phyllis und zuletzt Ben, der zurückgekommen war und in der Tür stand. Sie zögerte, küßte ihn dann schnell noch auf die andere Wange und war fort. Lächelnd sagte Ben: «Gut, daß Adam kommt. Wird für euch beide sehr schön sein.» Diese Überheblichkeit! Dennoch gab ich auch ihm einen Gutenachtkuß, extra herzlich, weil er sich so mühelos in seine Rolle als Mann fand.

    Der Sonntag verlief überraschend friedlich. Petrus hatte ein Einsehen, und es wurde richtig schön. Die Kirchenglocken klangen in der kalten, klaren Luft heller, die Sonne strahlte heiter vom Himmel, die Zeitung kam wie bestellt (mehr um meine Patienten zu versorgen, als um unseren Informationshunger zu stillen), und ehe wir es uns versahen, war der Montag angebrochen.
    Als das Telefon schließlich klingelte, standen Bens Koffer an der Tür, und er machte noch einmal eine Runde durchs Haus, um nachzusehen, ob er etwas vergessen hatte. Eifrig sagte ich: «Das Buch, Ben» und nickte zu dem scheußlichen kleinen Ding auf dem Büfett hin, mit seinen tierischen Perversionen, Eselsohren und Kochklecksen. Ben rief aus der Diele: «Ich lasse es da für Adam. Emily weiß Bescheid. Vielleicht lernt er dann endlich was über die Natur.» Ich warf im Vorbeigehen einen angewiderten Blick darauf. steckte darin.
    Bun war am Apparat. «Wen und ich möchten uns vielmals bedanken. So ein lustiger Abend! All der Zaster in den Stiefeln, Babies in Kisten und Singen im Schnee. Ihr Kakao war auch ausgezeichnet. Wir werden uns noch lange daran erinnern.»
    «Ich auch», sagte ich mitfühlend.
    «Übrigens, das Kupieren machen Sie am besten selbst, Sie brauchen dazu nur eine Veterinärschere und...» An der Haustür fuhr ein Auto vor. Ich haßte schon den Gedanken daran, den kleinen Würmern den Schwanz zu stutzen, und zum Glück plärrte eine Hupe so laut, daß sie mich nicht der Lüge zeihen konnte, als ich sagte: «Entschuldigung, aber da kommt jemand. Kann ich später zurückrufen? Ich kann mich auf kein Gespräch konzentrieren, wenn ich abgelenkt werde.» Ehe ich auflegte, rief sie: «Wen hat ganz vergessen, Lulu abzutasten!» Aber ich tat so, als hätte ich sie nicht mehr gehört.
    Hetty kam buchstäblich hereingerauscht. Sie trug silberfarbenes Leder mit einem großen Kragen. Sogar ihre hohen Stiefel waren ein Wunder an Paßform und Eleganz. Sie streichelte sie mit Blicken, wenn sie dachte, ich sähe nicht hin, aber mir entging, was Hetty betraf, keine klitzekleine
    Schwäche, und Hetty hatte eine Menge kleine Schwächen, wirklich.
    «Ben ist fast fertig», sagte ich. «Ihr kriegt den 927 mit Leichtigkeit. Er weiß, welcher Bahnsteig, und er hat schon eine Fahrkarte.» Ich versuchte absichtlich, es klingen zu lassen, als wäre er ein kleiner Junge mit einem Namensschild um den Hals.
    «Wie der Zufall so spielt», murmelte sie abwesend. «Ich kann ihn bis nach London bringen. Ich muß heute auch hin. Wegen einer unaufschiebbaren Besprechung, wird sicher

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