In glücklichen Umständen
übergeschnappt halten», bot sie mir an, «aber ich glaube wirklich, daß sie mit den Welpen redet und sie ruft, herauszukommen und guten Tag zu
sagen.»
Ich bemerkte nichts dazu. Mir fehlten echt die Worte. Aber Bun fuhr fort: «Sehen Sie? Jetzt sucht sie das erste.» Demelza schien in der Tat mit der Nase drinzustecken. Bun kniete sich daneben hin und versuchte, das Ereignis zu beschleunigen, indem sie ein kleines Wiegenlied summte.
Los, mein Baby, los! Nur nicht so zimperlich!
Alle Welt hier wartet schon auf dich.
Kommt, ihr Herzchen, kommt schon schnell.
Lieb leckt dem ersten man das Fell.
Und als hätte er es verstanden, kam der erste Welpe, in seine Geschenkfolie gehüllt, zum Vorschein.
«Ich habe es selbst komponiert», prahlte Bun. Ich zweifelte keinen Moment daran, aber wenn man es mir vorgesummt hätte, hätte ich sofort kehrtgemacht. «Es funktioniert oft, die Macht der Musik, verstehen Sie? Und natürlich ein paar aufmunternde Worte.» Dann, abrupt: «Wollen Sie nicht?»
Ich starrte sie verwirrt an, und sie erklärte: «Wollen Sie nicht Hand anlegen? Das Nötige tun? Das Nachthemd ausziehen und den Kleinen in die Badewanne legen?»
Es klang wie Kannibalismus. Schroff sagte ich: «Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich tue nichts. Die Mutter weiß es am besten. Was für eine Badewanne meinen Sie überhaupt?»
«Maisie Pilcher steckt sie in angewärmte Marmeladengläser, während sie sich um den Rest kümmert, aber ich halte nicht viel davon. Natürlich gilt es neuerdings als progressiv, der Mutter zu helfen. Biddy Farquharson macht alles selber. Aber auch alles. Ich hab schon zu Wen gesagt, es wäre einfacher, Biddy mit einem Lhasa Apso zu paaren, dann hätte sie noch dazu die Freuden der Schwangerschaft. Sie nimmt den Welpen und putzt ihn und steckt ihn in ein Glas und schnappt sich die Plazenta und gönnt der Hündin nichts davon.» Sie steckte ihre spitze Nase in den Schrank und fast in Demelzas Ohr.
«Ein Junge!» rief sie entzückt. «Ich kann seinen Piepmatz sehen!»
Ich war wütend über ihre Aufdringlichkeit. Es war ein Augenblick, in dem ich die Wunder der Schöpfung ganz still hatte auf mich wirken lassen wollen, ohne aufgeregtes Publikum. «Warum erzählen Sie es nicht den anderen?» sagte ich. «Vielleicht möchten Sie noch ein bißchen Kakao? Haben Sie auch die Scheinwerfer ausgemacht? Könnten Sie bitte Frilly hereinlassen?» (Nach dem Knopfereignis hatte sie schwach hüstelnd gebeten, nach draußen zu gehen.) «Und Emily bitten, noch mal nach Phyllis zu sehen?» Wenn mir noch etwas eingefallen wäre, um sie loszuwerden, hätte ich weitergeredet.
Als der zweite Welpe warm und geborgen mit der stumpfen Nase im dichten zottigen Fell vergraben dalag, ging ich zu Phyllis hinauf. Emily lag auf der Couch und sah zu, wie sie gerade ein paar alte Nummern des Bauernblattes zerriß. Pa hatte es abonniert, als er sich der steigenden Bodenpreise bewußt geworden war. Da sich nur Millionäre und arabische Scheiche Farmen leisten konnten, wandte er sich heruntergekommenen Landhäusern zu. Wir hatten ein paar davon gehabt, außerdem einige Klitschen, Baumschulen und ein aufgelassenes Kloster. Dann wurden sogar Landhäuser und Klöster weggeschnappt von Verbänden, Regierungsstellen, Gewerkschaften und Maharischis, um zu Sommerschulen, Ferienheimen für jugendliche Delinquenten, Meditationszentren und für subversive politische Aktivitäten umfunktioniert zu werden, und Pa mußte noch eine Stufe weiter hinunter, zu den Kuriosa, die er nun mit der Begeisterung eines Corgis im Dienst der Königin jagte. Aber das Bauernblatt würde wohl bis an unser Lebensende kommen.
* 10 *
Zu meiner Überraschung passierte an jenem Abend nichts mehr. Wen und Bun schwankten endlich hinaus in den Schnee und fielen einander ins Wort, um mir überschwenglich und nur ein bißchen lallend für die aufregenden Stunden zu danken. Sie kletterten ins Auto und sausten winkend und rufend in die Nacht hinaus. Das kleine Fahrzeug ruckte und schleuderte, aber der Schnee hatte ein Einsehen gehabt und lag nicht mehr so pulverig wie vorhin. Wens Zipfelmütze war ihr über ein Auge gerutscht, doch sie lenkte den Wagen souverän wie immer. Ich ging wieder ins Haus und machte mit einem Seufzer der Erleichterung die Tür zu. Ich wärmte etwas Milch für Demelza auf. Während ich am Ofen stand, kam Ben in die Küche spaziert. Er hatte seinen teuren Bademantel an.
«Em sagt, Phyllis strengt sich furchtbar an», teilte er mir mit, um
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