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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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schon aufgeben, aber ich hatte noch ein letztes As im Ärmel. «Natürlich beruht alles auf Gegenseitigkeit. Geben und nehmen, hab ich das nicht erwähnt? Wenn Sie uns zwei alte Regenmäntel geben, können Sie sich dafür einen neueren und besseren von denen aussuchen, die wir haben, oder eine Topfpflanze.» Ich erfand die Regeln in Sekundenbruchteilen. «Ja, wir haben eine ganze Menge Pflanzen, die man gegen Regenmäntel eintauschen kann.» Ich kam mir immer mehr vor wie eine schlechte Varieténummer.
    Sie blieb in der Tür stehen und drehte sich um. Ich hoffte, sie würde mich zu einer Tasse Tee (und einem schnellen Blick in die Runde) einladen, obgleich es unwahrscheinlich war. In der Tat sagte sie nur unwirsch: «Er kommt gleich, und er will beim Essen seine Ruhe haben.» Die Warnung war mehr als deutlich.

    Das Telefon hörte gerade auf zu klingeln, als ich meine Küche erreicht hatte. Ich sah auf den Rand der Daily Mail und las: «Pa hat zweimal angerufen. Will es wieder versuchen.» Und weiter unten: «Sue-Ellens Besitzerin hat angerufen.» (Damit ich ihrer Verbindung noch mal meinen Segen gab?) Dann, mit roter Tinte: «K. Green hat wegen Phyllis angerufen. Du hast ihr nicht Bescheid gesagt!» Ich fragte mich, was ich sonst noch alles nicht gesagt und was sie Killarney Green gesagt haben mochten. Das erinnerte mich an Demelza, und ich versuchte noch einmal, Mrs. Boisover zu erreichen.
    «Hallo?»
    «Mrs. Boisover?»
    «Ja, meine Liebe?»
    «Sehr gut. Ich hab’s schon mal versucht, aber Sie waren wohl nicht zu Haus. Demelzas Kleine sind da. Vier - drei Rüden und ein Weibchen. Alle sehr niedlich.»
    «Oh, wie herrlich! Wunderbar. War es schlimm für sie? Meine arme Demmie! Kann ich gleich hinkommen? Wer hat sie entbunden? Ich lasse alles stehen und liegen und bin in einer Stunde da.»
    « Morgen , Mrs. Boisover», sagte ich fest, mich an meine Rolle als gestrenge Mutter Oberin erinnernd. «In den ersten 24 Stunden keine Besuche, wissen Sie noch? Ich würde vorschlagen, Sie kommen morgen nachmittag, und es wäre schön, wenn Sie ihr etwas mitbrächten, um ihr zu zeigen, daß Sie sich freuen.»
    «Aber natürlich !» Ich meinte zu hören, wie sie Angora-Bettjacken, Weintrauben und die neueste Ausgabe des Tat- ¡ 1er erwog. «Ich bin so aufgeregt. Ich weiß nicht, wie ich es aushalten soll, so lange zu warten. Wann genau ist es passiert?»
    Wenn ich ihr die Wahrheit sagte, würde sie sich aufregen, warum ich sie nicht gleich angerufen hätte. Ich konnte schlecht zugeben, daß ich es glatt vergessen hatte und daß Demelza schon seit über zwei Tagen stolze Mutter war. Also sagte ich schnell: «Eine sehr einfache Entbindung. Keinerlei Komplikationen. Man könnte sogar sagen, sie hat es ganz allein geschafft! Sie ist eine sehr gute Mutter, sehr selbständig und tüchtig.» Man sah förmlich, wie sie hurtig Windeln wechselte.
    «Und stillt sie, ich meine, kann sie selbst stillen?»
    «Kein Problem», sagte ich.
    «Ich bin so stolz», flüsterte sie. «Was halten Sie von kaltem Hähnchen? Oder ihre Lieblingsschokoknochen? Oder vielleicht Fisch, gedünsteter Kabeljau?»
    «Hähnchen», empfahl ich schnell. «Das wäre ideal. Sie hat natürlich einen furchtbaren Hunger. Ißt für fünf, verstehen Sie?» In Wahrheit hoffte ich, Demelza würde darauf bestehen, den Vogel mit uns zu teilen, wenn er groß genug wäre - ich brauchte nur noch einen warmen Salat mit reichlich Knoblauchdressing zu machen.
    «Bestellen Sie ihr bitte alles Liebe von mir. Sagen Sie ihr, ich werde um drei Uhr da sein. Darf sie jetzt ihre eigene Wolldecke haben? Ich habe eine sehr hübsche gehäkelt, rosa, mit ihrem Namen in Zierstich - und ein paar Vergißmeinnicht und einem Knochen. Haben Sie etwas dagegen, daß ich eine Flasche von ihrem Lieblingssherry mitbringe, damit wir auf ihr Wohl anstoßen können?» (Ich hatte die ganze Zeit gewußt, daß sie heimlich Sherry trank.) «Bei besonderen Anlässen trinkt sie gern einen Tropfen.»
    Wer tut das nicht? Ich antwortete, es sei eine hervorragende Idee. Ich würde ihr vorschlagen, die Flasche dazulassen, weil der Anblick des Etiketts sie an daheim, an unvergeßliche gemeinsame Sherry-Stunden erinnern würde. Bei genügend freundlichen Besitzern könnte ich viel Haushaltsgeld sparen.
    Emily kam herein, als ich mich gerade verabschiedete.
    «Du hast gar nicht gesagt, daß es Killarney Green ist», warf sie mir vor. «Wir haben es erst erfahren, als sie anrief.» Ich senkte schuldbewußt den Kopf. «Adam

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