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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Pearl blickte selbstzufrieden drein.
    Beim ersten Füttern konnte ich kaum die Augen offenhalten, als ich dem Welpen mit einer Pipette einen Tropfen nach dem anderen verabreichte. Er schlürfte und schluckte, bis die Flüssigkeit an der anderen Seite seines Munds hinauslief, und dann drehte er sich auf den Rücken und strampelte. Er war schon viel kräftiger. Diesmal wickelte ich ihn in den oberen Deckenfetzen, und er schlief sofort wieder ein und machte leise schmatzende Geräusche. Ich stellte den Wecker auf vier und fragte mich, ob ich bei der Rettung des Welpen nicht vielleicht selbst draufgehen würde.
    Um sechs fuhr ich zerschlagen das dritte Mal aus dem Schlaf, fütterte den Welpen, stand auf und fiel wieder hin. Mein Kopf tat weh, und meine Gliedmaßen waren wie Blei. Die Stille im Haus war wie ein gedämpftes Nichts, als ich mir die Nase putzte und den berühmten Pfropfen in den Ohren bekam. Es war unheimlich und entnervend. Ich nahm den Hörer ab, um die Wetteransage zu wählen, aber es gab kein Freizeichen. Ich machte Kaffee, schwarz und sehr stark. Ich war so müde, daß ich nicht klar blicken, und so benommen, daß ich keinen richtigen Gedankten fassen konnte. Ich machte Toast, sah nach den Welpen, ließ die Hunde hinaus (die besorgt an mir vorbeitrotteten) und stellte die Boiler an. Adam kam gähnend in die Küche, und ich erklärte, wir seien eingeschneit.
    «Das könnte deine letzte Mahlzeit sein, mein Lieber, mach also das Beste draus.»
    «Ich hab die ganze Nacht Glocken läuten hören», beschwerte er sich, immer noch gähnend.
    «Mein Wecker - und mein Totengeläut. Dem Welpen geht es gut. Ich bin mehr als erschöpft. Kann keine Hilfe anfordern, die Telefonleitung ist unterbrochen. Ob wir Demelza überreden könnten, noch jemanden zu adoptieren?»
    Es war meine letzte Hoffnung, um mir den Rest Widerstandskraft zu bewahren, den ich brauchte, um mit dem Belagerungszustand fertig zu werden. Aber Demelza war außer sich. «Ich bin doch nicht hierhergekommen, um Ausgesetzte zu bemuttern», knurrte sie und schleuderte ihren Kleinsten durch die halbe Kiste, um an das hintere Ende zu kommen. Ihre Miene war aufrührerisch. Sie widerstand meinem Drängen beinahe so, wie ich es getan hätte, zumindest jetzt, wo ich wußte, was für eine Plackerei es bedeutete. Ich nahm den Verstoßenen wieder an mich und schob ihn in meinen BH zurück. In seiner Pralinenschachtel sah er so einsam und unerwünscht aus wie ein zurückgewiesenes Toffee mit Zahnabdrücken.
    Adam hatte ein schlechtes Gewissen wegen gestern abend. «Emily war ein bißchen komisch», begann er.
    «Hmm.»
    «Sie hat dauernd von Ben geredet.»
    «Was denn?» Ich hatte gerade an das Geld aus; den Bauernstiefeln gedacht. Ich würde es behalten müssen, bis die Straßen wieder befahrbar waren. Ich kam mir vor, als versteckte ich Schmuggelgut.
    «Sie sagt, er ist anders geworden.»
    «Anders?»
    «Erwachsen.» Es bedeutete: zum Gegner übergelaufen.
    Er zog seine Handschuhe an, dicke Dinger aus Schafwolle mit Angora, ein Geschenk, das ich für 10 Pence beim So-gut-wie-neu-Basar im Pfarrhaus gekauft hatte.
    «Na ja», stimmte ich zu, «ich denke, da ist was Wahres dran. Aber früher oder später mußte es ja so kommen.»
    «Em mag es nicht.»
    Ich lachte. «Vielleicht mag er es auch nicht, aber in Wirklichkeit ist er immer noch der alte Ben.» Ich wußte genau, was sie meinten — Ben war unauffällig, beinahe unbeobachtet von ihrer Seite der Generationenkluft auf meine gesprungen. Aber er hatte es nicht bewußt getan, nein: Er hatte sich plötzlich dort wiedergefunden, wo die Zeit ihn hingebracht hatte.
    Ich glaubte, der Schnee würde nicht so hoch liegen, wie es vom Fenster aus schien, aber er lag noch höher. Er ging uns bis an die Knie, und die Stellen, die wir gestern freigeschaufelt hatten, waren längst wieder bedeckt. Also noch ein Tag ohne Humphrey, Milch, Bäcker und Metzgerwagen. Ich hoffte, Edyth würde es über sich bringen, Ananasscheiben zu essen, denn in ein paar Tagen würden nur noch Obstkonserven da sein.
    Wir sahen uns mißvergnügt um. Immer noch fielen feine Flocken, und der dunkle Himmel kündigte für den Rest der Woche nichts Gutes an. Adam sagte: «Hast du gewußt, daß 1891 ein Pinguin über den Nordpol geflogen ist?»
    Als wir zurückgingen, sagte ich mürrisch: «Pinguine können gar nicht fliegen.»
    «Und wenn es eine Ente gewesen wäre... würdest du das glauben?»
    «Wenn du dir weiter was ausdenkst, wirst du bald genug

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