In glücklichen Umständen
und gesagt: «Na ja, es könnte schlimmer sein», was in Wahrheit bedeutet, daß es so schlimm ist, wie es nur sein kann, weil alles, was noch schlimmer wäre, außerhalb meines Vorstellungsvermögens läge. Aber es war niemand da,
der zuhörte.
Ich rief die Hunde: «Wer kommt mit?»
Keiner von ihnen rührte sich. Verräter, dachte ich bitter.
Ich nahm Sue-Ellen an die Leine und hoffte, die anderen würden folgen, aber bei dem Gedanken, hinausgezerrt zu werden und sich den tobenden Elementen auszuliefern, fing Sue-Ellen an zu zittern, und zuletzt trug ich sie einfach hinaus, wartete, bis sie den makellosen Schnee verunreinigt hatte, brachte sie nach oben zu Edyth, die von Hetty auf einen viel früheren letzten Gang trainiert worden war, und probierte es noch einmal bei den anderen. Ich erläuterte Mattie, ich wolle früh zu Bett gehen, und wenn sie jetzt nicht gingen, würden sie sich später alle nicht wohl fühlen und es bereuen. Mattie seufzte schließlich, rappelte sich grummelnd hoch und gab mir zu verstehen, sie könne es auf jeden Fall bis morgen früh aushalten, und schließlich seien es die Jüngeren, die Selbstdisziplin üben müßten. Die anderen Hunde richteten sich widerstrebend auf und schlichen hinter mir her. Ich versammelte sie alle an der Hintertür, ehe ich aufmachte. Ich wollte nicht, daß der kalte Wind länger als unbedingt nötig ins Haus blies.
Aber es war nicht nur kalter Wind, sondern einer von den Schneestürmen, von denen sie im Wetterbericht geredet hatten. Eine feste, weiße Wand. Wir taumelten zurück wie ein Mann, und ich machte die Tür schnell wieder zu. Einige Hunde schmunzelten ein bißchen und eilten in ihre Kisten zurück. Mattie schenkte mir einen «Ich hab’s dir ja gesagt»-Blick und trottete wieder zum Ofen. Ich zögerte eine Minute. Dann ging ich allein hinaus in die schlimmste Nacht seit Jahren. Nur meine Dickköpfigkeit hielt mich aufrecht. Ich kam mir vor wie Captain Scott. Ich hoffte, irgend jemand würde später «Sie war eine sehr tapfere Frau» sagen, obgleich es wahrscheinlicher war, daß sich gewisse Leute nur wegen meines beweglichen BHs an mich erinnern würden. Ich beneidete den Welpen, der in einer wattegepolsterten Pralinenschachtel auf der Anrichte ruhte. Ich holte einen Spaten aus dem Pflanzschuppen und fing an, einen notdürftigen Weg zur hinteren Gartenpforte zu schaufeln. Falls jemand versuchen sollte, uns ein Care-Paket zu bringen, würde er wenigstens bis zur Tür gelangen. Aber der Schnee fiel immer dichter und deckte all meine Bemühungen wieder zu, und ich fing an zu bezweifeln, daß es überhaupt jemand versuchen würde.
Ich arbeitete zehn Minuten, und während ich gegen die Elemente ankämpfte, machten sie sich hinter mir über mich lustig. Aber ich schaufelte immerhin eine Stelle für die Hunde frei. Ich ging wieder ins Haus und sprach mit zorniger Autorität, und diesmal kamen sie wie eine Reihe von Häftlingen beim Zwangssport hinter mir her.
Sie waren in Sekundenschnelle wieder im Haus. Pearl, Demelza und Phyllis, die noch nicht wußten, was draußen los war, kamen willig, aber nervös mit, und in ihrer Eile, ins Haus zurückzukommen, merkten sie kaum, was für ein Wetter herrschte. Pearl knurrte Phyllis an, was in Anbetracht des Größenunterschieds nicht sehr intelligent war, und Phyllis knurrte zurück, und ich schnauzte sie beide an, das Maul zu halten und ihr Geschäft zu erledigen. Pearl zog sich schmollend zurück und piete unter einem Busch, ohne die anderen aus den Augen zu lassen. Ich nahm an, sie war eifersüchtig auf ihren Erfolg beim Wettlauf um die schnellste Niederkunft. Sie blieb unter dem schneebeladenen Busch hocken und bequemte sich erst wieder aus seinem Schutz, als Phyllis nicht mehr zu sehen war. Der Fußboden war mit nassen Pfotenabdrücken und Tropfen von den Fellen bedeckt. Ich hätte sie ebensogut alle drinlassen können. Es wäre kaum nasser geworden.
Rosie, die gewöhnlich für sich blieb und sich draußen mit unappetitlichen Dingen beschäftigte, hatte Sniff letzte Woche in ihrer Kiste ertappt. Sniff und Snuff waren inzwischen abgeholt worden, aber Rosie trug immer noch an der Vergeltung, die beide an ihr geübt hatten, nachdem sie Sniff hinausgejagt hatte. Sie dürstete danach, sich an jemand anderem - irgend jemandem - zu rächen. Edyth und Sue-Ellen waren die meiste Zeit bei Lulu im Arbeitszimmer oder oben in meinem Schlafzimmer. Normalerweise, das heißt, wenn die Hunde viel im Freien waren, hatte ich es
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