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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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Mittagessen einzuladen.
    Er stellte sich vor, wie sie gemeinsam in der Kantine saßen und sich eine Pizza mit Salami und zwei Sorten Schinken schmecken ließen.
    »Ich kann nicht glauben, dass du das einfach so gewonnen hast«, würde sie sagen. »Eine ganze Pizza.«
    »Und wo die herkommt, gibt’s noch mehr«, würde er entgegnen. Alles andere würde sich dann schon irgendwie ergeben.
    Als sie von der Toilette zurückkehrte, sprang Craig von seinem Stuhl, wild entschlossen, sie einzuladen. Doch ihr grimmiger Gesichtsausdruck ließ ihn zögern. Sie wirkte erschöpft und müde. Er wollte sie auf keinen Fall nerven, wenn sie sowieso schon niedergeschlagen war.
    Außerdem hatte er ihr nichts Besonderes zu bieten. Es ging ja nur um eine mittelgroße Pizza, kaum genug für zwei. Und was, wenn sie mehr als nur Salami und zwei Sorten Schinken wollte? Es wäre absolut beschämend, wenn sein Gutschein nicht angenommen werden würde.
    »Weißt du was?«, sagte Eliza. »Ich geh noch mal nach oben.«
    Craig betrachtete sie skeptisch. »Hast du was vergessen?«
    Sie biss sich in ihren Daumennagel, kaute kurz darauf herum und riss ein großes Stück ab. Craig zuckte zusammen, als sie sich den sichelförmigen Nagel von der Zunge pickte und auf den Boden schnickte. Ein paar ihrer Fingernägel waren so zugerichtet, dass sie bluteten.
    »Ich geh jetzt noch mal nach oben«, erklärte sie, »ich sage ihm, dass er die Gebete lesen soll. Drei Jahre lang habe ich sie sortiert. Er muss sie ja nicht erhören, aber das Mindeste ist doch, dass er sie liest.«
    »Vielleicht solltest du lieber nach Hause gehen? Ein Nickerchen machen?«
    »Ich bin nicht müde«, fuhr sie ihn an und versenkte einen kleinen Finger im Mund.
    Craig verspürte bizarrerweise plötzlich den Drang, ihre Hand zu packen, nur damit sie aufhörte, an ihren Nägeln zu kauen.
    »Wünsch mir Glück«, sagte sie.
    Craig konnte nichts machen. »Viel Glück«, sagte er betreten.
    Gott trank Bier gerne aus dem Glas. Er konnte gar nicht genau sagen, warum. Nicht dass das Glas den Geschmack verändert oder das Bier kälter gemacht hätte. Es hatte einfach mehr Klasse, mehr Würde. Es vermittelte einem ein gutes Gefühl beim Biertrinken, auch wenn man allein mitten am Tag im Büro saß.
    Er schenkte sich nach und schaltete den Flachbildfernseher an. Ein guter Zeitpunkt, um nach dem Propheten zu sehen. Er fand ihn an einem Highway in Detroit, wo er mit einem Pappschild herumfuchtelte und einen selbstgebastelten Anzug aus Alufolie trug.
    »Hey, Raoul«, sagte Gott. »Alles fit?«
    Raoul zuckte mit den Schultern. »Alles geschmeidig.«
    Gott lachte. »Cooles Outfit«, sagte er. »Ist das komplett aus Alufolie?«
    Raoul nickte. »Hab ganze sechs Rollen dafür gebraucht. Die halten mich alle für verrückt. Aber ich glaube, die sind selbst verrückt.«
    Gott grinste. Er stand auf Raouls Einstellung: alles von sich abprallen lassen. Er war froh, dass er sich in diesem Jahrhundert für ihn als Propheten entschieden hatte.
    »Also, sag an«, meinte Raoul, nahm ein frisches Pappschild und einen Edding.
    »Was meinst du?«
    »Wie lautet deine Botschaft? Was soll ich den Menschen mitteilen?«
    Gott senkte den Blick. Eigentlich hatte er im Moment gar keine Botschaft für die Menschen. Aber er wollte sich die Wahrheit nicht eingestehen – in Wirklichkeit hatte er Raoul nur angerufen, weil er einsam war. Er nahm einen Schluck Bier, wollte Zeit gewinnen.
    »›Das Ende ist nah‹«, sagte er schließlich. »›Tut Buße‹.«
    Raoul nickte. »Ich schreib’s auf mein Schild.«
    »Super!«, sagte Gott. »Das ist super, Raoul. Pass auf dich auf.«
    Er stellte den Fernseher ab und sah auf seine Armbanduhr. Noch über zwei Stunden bis zu seiner Verabredung am Nachmittag, und er hatte absolut nichts zu tun. Er nahm seinen Zauberwürfel und spielte eine Weile damit. Fast hatte er die gelbe Seite fertig, aber er kam einfach nicht weiter, ohne die rote Seite wieder kaputt zu machen. Und das wollte er nicht – die rote Seite war die einzige, die schon vollständig war. Nach ein paar frustrierenden Minuten drehte er den Würfel wieder so, wie er gewesen war, und warf ihn auf seinen Schreibtisch.
    Gott lümmelte lustlos auf seinem Stuhl. Er wollte es den anderen gegenüber nicht zugeben, aber in letzter Zeit fühlte er sich nicht so gut. Seine Quoten sanken seit Jahren. Ja, über achtzig Prozent der Menschen glaubten noch an ihn. Aber in einigen Städten an der Ostküste hatte er kaum noch die Mehrheit. Die

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