In Gottes Namen. Amen!
mehr«, sagte Gott. »Aber keine Angst – ich hab jemanden, der für mich aufpasst.«
Er schaltete den Fernseher an. Auf dem Bildschirm war der Prophet Raoul zu sehen, der auf einem Walmart-Parkplatz herumrannte und die Einkaufenden anschrie. Er trug nichts außer einem Schrittzähler am Handgelenk und hielt sich ein riesiges Pappschild über den Kopf.
»2012 – das Ende der Welt ist gekommen«, stand darauf. »Noch achtundzwanzig Tage bis zum Weltuntergang.«
»Da haben wir’s doch«, sagte Gott. »Ich würde sagen, du machst dich jetzt besser wieder an die Arbeit.«
Craig trottete aus Gottes Büro, vorbei an Vince’ Schreibtisch.
»Wer ist jetzt ein Stümper?«
Craig drehte sich verwirrt zu ihm um. »Verzeihung – was?«
Vince griff nach seinem Martini-Glas und hob es zynisch, als wollte er ihm zuprosten, hoch über den Kopf. Craig nahm besorgt zur Kenntnis, dass der Erzengel ziemlich betrunken war.
»Hast dich immer für wahnsinnig schlau gehalten«, lallte Vince, »mit deinen Windtabellen und deinen Regenbogen und deinen süßen kleinen Schneetagen …«
Er beugte sich zu Craig vor und fuhr flüsternd fort: »Aber jetzt, wenn’s wirklich um was geht – jetzt, wo du unter Druck stehst? Da weißt du nicht weiter. Bist völlig hilflos.«
Er grinste. »Du bist geliefert.«
Craig hielt es für das Beste zu gehen. Er wollte Vince gerade den Rücken zukehren, als der Erzengel aggressiv auf ihn zeigte.
»Weißt du, was lustig ist?«, fragte er. »Wenn die Welt explodiert, wird auch deine Arbeit für immer gelöscht. Die Menschen, diejenigen, die hier hochkommen, werden sich an nichts erinnern, was du für sie getan hast. Als hättest du nie existiert.«
Craig wusste, dass es keinen Sinn hatte, vernünftig mit Vince sprechen zu wollen, trotzdem konnte er nicht anders, als darauf zu reagieren.
» Ich werde mich an alles erinnern, was ich gemacht habe«, sagte er. Er hatte herausfordernd klingen wollen, doch seine Stimme kam plötzlich piepsig und kindisch heraus.
Vince machte weiter, anscheinend ahnte er, dass er im Vorteil war. »Na klar werden dir deine eigenen Erinnerungen bleiben. Du kannst dir deine Auszeichnungen als Engel des Monats hübsch aufgereiht an die Wand hängen. Aber eines Tages wirst du aufwachen und merken, dass deine Arbeit im Großen und Ganzen vollkommen unbedeutend war.«
Craigs Lippen bebten, und Vince hatte den Eindruck, er würde gleich weinen. Stattdessen jedoch brach der Engel in ein seltsames, schrilles Gelächter aus.
»Meinst du, das weiß ich nicht?«, sagte Craig. »Du glaubst, mir wäre nicht klar, dass meine Arbeit unbedeutend ist? Das wusste ich schon vom ersten Tag an! Letztes Jahr habe ich fünf Monate damit verbracht, einer Frau zum Sieg bei einem Tomaten-Pflanz-Wettbewerb zu verhelfen – und dann hat sie vergessen, sich anzumelden! Jedes Mal, wenn ich für einen kleinen Jungen einen Fisch fange, wirft ihn sein Dad wieder ins Wasser zurück. Ich weiß, dass ich keine Macht habe – keiner von uns hat Macht! Ich weiß, dass das alles nichts bedeutet – aber mir bedeutet es was. Was bedeutet dir denn was?«
Vince rutschte betreten auf seinem Stuhl herum; er hatte Craig noch nie zuvor schreien gehört.
»Ich würde mich liebend gern noch weiter unterhalten«, sagte Craig. »Aber ich habe zu arbeiten.«
»Alles klar?«, fragte Eliza Craig. »Du schwitzt wie verrückt.«
»Mir geht’s gut«, sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. »Lass uns einfach anfangen, okay?«
Er packte einen Stapel Notizen auf seinen Schreibtisch. »Ich habe früher schon Zufallsbegegnungen arrangiert«, erklärte er. »Ist schwierig – aber nicht unmöglich.«
Er ging seine Notizen durch. »Laura geht jeden Tag zu Dunkin Donuts, meistens so um elf Uhr. Sam fährt jeden Morgen um halb zehn mit der U-Bahn zur Arbeit. Vielleicht könnten wir eine kleine Verspätung einbauen und seine Route ändern? Dafür sind einige Tricks notwendig, aber ich bin sicher, wir können dafür sorgen, dass sich die beiden über den Weg laufen.«
»Und was dann?«
Craig zuckte mit den Schultern. »Sie fangen an sich zu unterhalten, es funkt zwischen ihnen … und danach wird’s romantisch?«
Eliza schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
»Was? Was stimmt damit nicht?«
»Selbst wenn deine Codierungen hinhauen – selbst wenn wir die beiden dazu bringen, sich exakt zur selben Zeit an exakt demselben Ort aufzuhalten –, dann haben wir, glaube ich, immer noch ein Problem.«
»Was meinst
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