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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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aus einer Karaffe ein und setzte sich in einen Ledersessel.
    »Also«, sagte er mit großer Geste. »Was kann ich für dich tun?«
    Craig brachte den Erzengel so gut er konnte auf den aktuellen Stand, nahm dabei gleichzeitig aber wahr, dass Vince’ Augen immer wieder zu der nicht weit entfernten Uhr wanderten.
    »Wir kommen nicht voran«, sagte Craig. »Deshalb dachte ich, vielleicht sollten wir uns jemand Neues ins Team holen. Jemanden, der draufgängerisch ist und über den eigenen Tellerrand schaut.«
    »Du willst, dass ich dir jemanden empfehle?«
    »Nein«, sagte Craig. »Ich will dich.«
    Vince verschränkte die Arme.
    »Ich würde gerne helfen«, sagte er. »Aber ich hab schon jede Menge wichtige Projekte an der Backe.«
    » Wirklich ?«
    Vince hielt inne. »Nein«, gab er zu. »Eigentlich nicht. Diese Woche hat mich Gott Speisekarten entwerfen lassen. Jedes Mal, wenn ich ihm eine Probekarte gezeigt habe, hat er gemeckert, sie sei ihm nicht ›fusion‹ genug.« Er seufzte. »Allmählich glaube ich, der weiß gar nicht, was das Wort bedeutet.«
    Craig nickte verständnisvoll.
    »Vermisst du die alte Abteilung manchmal?«
    Vince schnaubte. »Natürlich nicht.«
    »Komm schon. Das muss dir besser gefallen haben als das, was du jetzt machst. Ich meine, wozu steigt man die Karriereleiter hinauf, wenn man keine Freiheiten bekommt?«
    »Vielleicht werde ich ja noch mal befördert.«
    »Wohin? Zum Partner? Du weißt, was mit dem letzten Erzengel passiert ist, der das von ihm verlangt hat.«
    Vince nickte. Gott war so wütend geworden, dass er ihm »Überheblichkeit« vorgeworfen und ihn aus der Firma geworfen hatte. Ein großes Bohei hatte er darum gemacht.
    »Ich weiß, dass es hier oben nicht perfekt ist«, sagte Vince. »Aber wenigstens bekommt man ein bisschen Anerkennung. Im Siebzehnten ist man praktisch unsichtbar.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Natürlich stimmt das. Ich hab den ganzen Tag gearbeitet, jeden Tag, hab diesen bescheuerten Menschen geholfen. Keinem ist je was aufgefallen.«
    Craig zuckte mit den Schultern. »Doch, mir.«
    Vince schwieg eine Weile. Als er endlich weitersprach, klang seine Stimme ungewöhnlich schwach. »Du hast gesagt, ich sei ein Mitläufer.«
    »Kann mich nicht erinnern, das gesagt zu haben.«
    »Du hast es gesagt.«
    »Dann hab ich’s nicht so gemeint.«
    »Warum hast du’s dann gesagt?«
    Craig verzog das Gesicht, war nun seinerseits vom Gesprächsverlauf irritiert.
    »Weil ich eifersüchtig war«, sagte er. »Vince, wenn ich so viel Selbstvertrauen hätte wie du, oder auch nur halb so viel …« Er blickte in seinen Schoß. »Dann sähe mein Leben ganz anders aus.«
    Als er aufblickte, sah er, dass Vince rot geworden war.
    »Okay«, sagte der Erzengel. »Ich bin dabei.«
    »Wirklich?«
    Vince stellte seinen Drink ab und streckte die Hand aus. Craig atmete erleichtert aus und schlug wild schüttelnd ein.
    »Ach, das ist ganz toll!«, sagte er. »Und Spaß wird es auch machen! Das verspreche ich dir!«
    Vince und Eliza starrten einander eisig über den Pausentisch hinweg an. Nach langen Minuten des Schweigens kehrte Craig mit dem Kaffee zurück.
    »Zwei Becher Kaffee«, sagte er. »Für meine beiden Partner!«
    Er reichte ihnen den Kaffee und grinste, versuchte, die Feindseligkeit zwischen beiden zu entschärfen.
    »Hab ich was verpasst?«, fragte er nervös.
    »Deine Kollegin hat gerade mein Basketballwunder kritisiert«, sagte Vince. »Weißt du, das allseits so beliebte?«
    »Ich habe es nicht kritisiert«, sagte Eliza. »Ich habe nur gefragt, ob das von dir war, weil es ganz nach dir aussah. Melodramatisch und lächerlich.«
    Craig seufzte. Vince’ Basketballwunder war fast fünf Jahre alt, aber einige Engel ärgerten sich immer noch darüber. Es war eines der schludrigsten Wunder in der Geschichte des Unternehmens. Es hatte sich im Westen von Pennsylvania ereignet. Für die ungeschlagenen Pittsfield Lions war es das letzte Spiel der Saison, und im vierten Viertel hatten sie einen Vorsprung von fünfundzwanzig Punkten auf ihren Rivalen. Den Sieg praktisch in der Tasche wechselte der Coach Pat Kenward ein, einen schwer autistischen Studenten, der die vergangenen vier Spielzeiten freiwillig als Wasserträger gearbeitet hatte. Und dann übernahm Vince.
    »Willst du behaupten, du hast es dir nicht gerne angesehen?«, fragte Vince Eliza.
    »Ich finde, du hast einfach viel zu dick aufgetragen«, sagte sie.
    Kaum hatte Pat den Ball, warf er von der Dreipunktelinie aus. Der Ball

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