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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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und verkauft wurde. Das Ungerechte daran trieb Cliff beinahe Tränen in die Augen.
    »Das Gerät akzeptiert Ihre Visakarte nicht«, erklärte ihm der Mann.
    Cliff lächelte. »Da muss ein Fehler vorliegen.«
    »Ich hab’s dreimal versucht.«
    »Hm«, sagte Cliff. »Dann versuchen Sie’s mit meiner AmEx.«
    Mit einem Anflug von Angst sah er zu, wie der Ladenbesitzer seine Karte durch den Leser zog – und es erneut versuchte.
    »Keine Chance«, sagte er. »Tut mir leid, mein Junge.« Brummend nahm er die Schreibmaschine und schleppte sie wieder ins Schaufenster.
    »Sie müssen was falsch gemacht haben«, sagte Cliff. »Auf die falsche Taste gekommen sein oder so.«
    Der Ladenbesitzer verschränkte ungeduldig die Arme. »Soll ich sie noch mal durchziehen?«
    »Nein«, sagte Cliff und fasste sich wieder. »Ich bin in einer Minute wieder da.«
    Er taumelte nach draußen und zündete sich mit zitternder Hand eine selbstgedrehte Zigarette an. Nach ein paar tiefen Zügen hatte er ausreichend Mut gesammelt, um seinen Vater anzurufen.
    »Clifford, wo zum Teufel hast du gesteckt?«, schrie der alte Mann. »Ich hab bestimmt ein Dutzend Mal angerufen.«
    »Ich hatte zu tun«, sagte Cliff. »Hör zu – ich hab Probleme mit meinen Kreditkarten. Anscheinend funktionieren sie nicht mehr.«
    »Ich weiß. Ich habe sie sperren lassen.«
    »Was?«
    »Verdammt, Clifford! Hast du deine Nachrichten nicht abgehört?«
    Cliff gestand, dass er dies nicht getan hatte.
    »Die Firma ist am Ende«, teilte ihm sein Vater mit. »Mein Reinvermögen ist in drei Tagen um achtzig Prozent gesunken. Das Fiasko hat uns ruiniert!«
    »Welches Fiasko?«
    Sein Vater fluchte leise. »Hast du keine Nachrichten gesehen?«
    »Ich besitze keinen Fernseher«, sagte Cliff stolz.
    »Na ja, dann erzähl ich’s dir, wenn du nach Hause kommst. Hol Geld am Automaten und kauf dir ein Ticket nach Michigan. Und flieg Holzklasse , Herrgott noch mal! Wir können uns deinen extravaganten Lebensstil nicht mehr leisten.«
    Cliff knirschte mit den Zähnen. »Verstehe«, sagte er. »Du drehst mir den Hahn ab, weil ich mich für eine Karriere als Künstler entschieden habe. Und jetzt willst du mich verstoßen.«
    »Ich kann nur deine Miete nicht mehr bezahlen.«
    »Du musst mich nicht unterstützen«, behauptete Cliff. »Alle großen Künstler haben phasenweise entsetzliche Armut durchlitten. Zum Überleben brauche ich nur ein paar Seiten weißes Papier, einen Pinsel und ein kleines Loft für meine Leinwände.«
    »Dein kleines Loft kostet mich zweitausendneunhundert Dollar im Monat. Tut mir leid, Junge. Du musst nach Hause kommen.«
    »Aber Dad, ich will hier bleiben!«
    Cliff biss sich auf die Lippe, sein kindischer Ausbruch war ihm peinlich.
    »Tut mir leid, wenn ich so geschwollen daherrede«, sagte er mit möglichst tiefer Stimme. »Wenn’s um meine Kunst geht, gehen mit mir nun mal die Gäule durch. Das ist eine Flamme in meinem Herzen, die niemals aufhören wird zu brennen. «
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    Cliff seufzte. »Keine Ahnung«, gab er zu.
    »Hab dir gleich gesagt, das ist leicht«, meinte Vince und legte die Füße auf Elizas Schreibtisch.
    Craig sah sich entsetzt die Zahlen an; in nur drei Tagen hatte Vince Cliffs Familie praktisch in den Bankrott getrieben. Die Davenports waren finanziell dermaßen auf den Hund gekommen, dass Cliff auf unbestimmte Zeit zu Hause würde wohnen müssen. Möglicherweise musste er sich sogar irgendeine Art Job suchen.
    »Das ging schnell«, gab auch Eliza zu. »Trotzdem finde ich deine Maßnahmen ziemlich drastisch.«
    »Wenn’s funktioniert, ist es nicht drastisch.«
    Beide sahen sie erwartungsvoll Craig an.
    Er lächelte verlegen. »Ich denke, es ist Zeit für mehr Kaffee.«
    Daraufhin eilte er in den Pausenraum, setzte frischen Kaffee auf und wartete, bis er durchgelaufen war. Natürlich war er ganz und gar Elizas Ansicht; Vince’ Wunder gehörte zum Geschmacklosesten, das er je gesehen hatte.
    Dennoch konnte er der Argumentation des Erzengels nicht widersprechen. Das Vermögen der Davenports lag so gut wie vollständig in Aktien der Americo Pastries Company. Wenn man sie ruinieren wollte, musste man den Wert der Unternehmensaktien senken. Und das ging am besten, indem man das Image der Firma beschädigte.
    Über dreißig Jahre hatte Regis Philbin der Americo Pastries Company offiziell als Sprecher gedient. Er war das öffentliche Gesicht des Unternehmens, mehr noch als Cliffs Vater. Vince hatte ihn sofort ins

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