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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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prallte vom Korbbrett ab – und sprang irgendwie ins Netz. Die Menge brach in Applaus aus, war hysterisch vor Freude.
    »Du hättest es bei einem Wurf belassen können«, sagte Eliza zu Vince. »Das wäre genauso erbaulich gewesen.«
    Der Erzengel grinste. »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    Der Coach wollte Pat gerade wieder aus dem Spiel nehmen, zufrieden darüber, dass dieser seine Pflicht erfüllt hatte. Doch bevor er eine Auszeit nehmen konnte, gelangte erneut ein verirrter Ball in die Hand des autistischen Jungen. Verwirrt feuerte er ihn wie wild aus der Spielfeldmitte Richtung Korb. Er ging glatt durchs Netz. Die Menge jubelte – und war anschließend geschockt –, weil Pat immer weiter Dreierwürfe verwandelte. Am Ende hatte er fast vierzig Punkte geholt.
    »Disney hat sich die Filmrechte gesichert«, sagte Vince stolz.
    Er stand auf und ging zum Snackautomaten. Er war beinahe schon zur Tür draußen, als er sich noch einmal zu Eliza umdrehte.
    » Disney«, wiederholte er.
    »Der Typ ist ein Stümper«, flüsterte sie Craig zu, als der Erzengel sicher außer Hörweite war.
    »Bitte vergraul ihn nicht«, bettelte Craig. »Ich musste ihm dreißig Minuten lang Honig ums Maul schmieren, bis er endlich bereit war, uns zu helfen.«
    »Ich kapier nicht, wozu wir ihn überhaupt brauchen.«
    »Sieh mal«, sagte Craig, »ich weiß, dass Vince es nicht immer so genau nimmt. Aber was erwartest du? Er ist im Vorstand, ein Mann der Ideen. Es gehört zu seinem Job, die Dinge aufzumischen.«
    »Aber er ist so eingebildet .«
    »Ich weiß«, sagte Craig. »Aber vielleicht hat er das Selbstbewusstsein, das wir jetzt brauchen.«
    Er klappte seinen Laptop auf und suchte Raoul, der vor einem Fastfood-Restaurant stand – in Damenunterwäsche gekleidet und in eine große graue Plane gewickelt.
    »Das Ende der Welt ist nah«, stand auf seinem Schild. »Die Welt wird in vierzehn Tagen untergehen.«
    Craig sah Eliza in die Augen. »Uns läuft die Zeit davon.«
    Vince ging Craigs Recherchen durch.
    »Dieser Cliff scheint ja ziemlich cool zu sein«, meinte er. »Cooler Bart, kranke Anmachsprüche. Kein Wunder, dass dem die Weiber hinterherrennen.«
    Eliza warf Craig einen Blick zu.
    »Wir müssen ihn absägen«, erklärte Craig. »Sonst kommt Sam nicht zum Zug.«
    Der Erzengel nickte. »Wir könnten ihn umbringen«, schlug er beiläufig vor.
    Craig hustete. »Das ist vielleicht ein bisschen drastisch. Ich dachte, möglicherweise könnte er einfach New York verlassen?«
    Vince zuckte mit den Schultern. »Nichts leichter als das.«
    Langsam lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und schloss die Augen.
    »Eliza, schreib mit.«
    »Ich bin keine Sekretärin.«
    »Ich schreib mit«, murmelte Craig.
    Er nahm einen Block und einen Bleistift und sah zu, wie sich Vince Blake an die Arbeit machte.
    Erde – elf Tage bis zum Weltuntergang
    Cliff Davenport grinste stolz über seine neue Anschaffung. Noch nie hatte er eine Underwood-Schreibmaschine aus der Vorkriegszeit in derart makellosem Zustand gesehen. Sie war so schlank, so elegant, so authentisch. Sie war genau das, was er brauchte, um endlich seinen Roman zu schreiben.
    Er hatte versucht, sein Werk auf dem Computer zu verfassen, aber moderne Technologie hatte etwas so unglaublich Seelenloses. Sie sog sämtliche Romantik aus dem kreativen Prozess. Literatur war nichts, das man sich auf einem massengefertigten Laptop abrang, als wär’s eine Firmenbilanz. Mitten im ersten Satz hatte er’s schon aufgegeben.
    Jetzt, nach sechsmonatiger Suche, hatte er endlich ein geeignetes Schreibinstrument gefunden. Er konnte sofort mit seinem Roman beginnen. Er brauchte nur noch etwas Tinte, ein paar Bänder, einen Stapel weiches französisches Papier, ein hübsches Büro, einen bequemen Ledersessel, einen schlichten Schreibtisch aus Eichenholz, ein oder zwei Vasen mit frischen Schnittblumen und eine Flasche hochprozentigen Absinth, um seine Fantasie anzuregen. Er hatte zwar noch kein Thema für seinen Roman, aber er war sicher, ihm würde rechtzeitig etwas einfallen.
    »Das macht viertausend Dollar«, sagte der Verkäufer mit heiserer Stimme hinter dem Tresen.
    Cliff lächelte den Händler mitleidig an. Der arme Mann verstand offensichtlich nichts von Kunst. Sein Leben war hart, ein ständiger, animalischer Kampf ums Überleben. Er verbrachte seine Tage zwischen wunderschönen Schreibmaschinen, doch für ihn waren sie nichts als ›Waren‹ – lebloses Blech, das wie jeder andere Gegenstand gekauft

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