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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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als massenhaft bereits gelieferte Ware aus den Geschäften zurückzuziehen, um die verängstigten Kunden zu beschwichtigen. Die Aktie fiel um knapp fünfundachtzig Prozent.
    Craig versteckte sich so lange er konnte im Pausenraum, aber als er zu seiner Kabine zurückkehrte, lag immer noch Streit in der Luft.
    » Das ist ein alter Mann« , sagte Eliza. »Kannst du dir vorstellen, was ihm das für eine Angst gemacht haben muss? Erst geht’s ihm gut – dann muss er aus heiterem Himmel kotzen.«
    Vince grinste verschlagen. »Ach, komm schon«, sagte er. »Du musst zugeben, dass es unterhaltsam war.«
    »Ekelhaft war’s!«
    »Leute, bitte«, unterbrach Craig. »Was geschehen ist, ist geschehen, und wir haben keine Zeit, darüber zu streiten.«
    Er rief Raoul auf seinem Computer auf, und das Pappschild des Propheten ließ ihn nach Luft schnappen.
    »›In acht Tagen geht die Welt unter‹«, las Eliza laut vor. »Ich kann’s nicht glauben – jetzt sind wir schon im einstelligen Bereich!«
    »Hm«, sagte Vince. »Dann ist jetzt Schluss mit der Zurückhaltung.«
    Craig stellte seinen Kaffeebecher ab und stand zum ersten Mal seit zwölf Stunden auf. Er hatte so lange gearbeitet, dass sein Hemd an seinem Stuhl klebte. Als er sich erhob, machte es ein ekelhaftes Geräusch, wie Heftpflaster, das von einer Wunde abgezogen wird.
    »Hast du’s hinbekommen?«, fragte Eliza hoffnungsvoll.
    »Nicht ganz.«
    Sie nickte. Zwei Zufallsbegegnungen in zwei Wochen waren mehr, als man von einem Engel erwarten konnte, selbst wenn er so genial war wie Craig.
    »Woran hängt’s?«, fragte Vince.
    »Keine Ahnung. Es gibt einfach zu viele Variablen.«
    Er nahm einen Notizblock von seinem Schreibtisch und zeichnete eine ungefähre Karte der Lower East Side.
    »Sams Apartment befindet sich hier«, erklärte er und zeichnete ein Strichmännchen an die Ecke Ludlow und Delancey.
    »Und Laura wohnt hier.« Er zeichnete ein Strichmännchen mit langen Haaren an die Ecke Forsyth und Stanton. »Das bedeutet, dass sie praktisch auf seinem Arbeitsweg liegt. Eigentlich müsste es einfach sein. Aber die Sache ist die – ihre Wege kreuzen sich nie. «
    » Warum nicht?«
    »Aus zwei Gründen. Erstens, Laura verlässt ihr Apartment so gut wie nie. Sam könnte stundenlang auf den Stufen vor ihrem Haus sitzen, und sie würden sich trotzdem nicht sehen. Zweitens, Sam geht nie zu Fuß zur Arbeit. Er nimmt immer die U-Bahn.«
    »Aber er muss nur acht Ecken weiter.«
    »Ich weiß«, sagte Eliza. »Er ist unglaublich faul.«
    »Und bei schönem Wetter?«, fragte Vince.
    Craig seufzte. »Egal, auch bei fünfundzwanzig Grad. Er läuft nicht.«
    »Wow.« Vince rümpfte die Nase. »Mich wundert, dass er nicht dicker ist.«
    »Wir haben ihm eine Salmonellenvergiftung verpasst«, erklärte Eliza.
    Vince hob beeindruckt die Augenbrauen, und Eliza grinste unwillkürlich stolz.
    »Egal«, sagte Craig, »ich hab eine Möglichkeit gefunden, wie wir Laura nach draußen bekommen.«
    Er rief ihre Wohnung auf seinem Computer auf und zoomte auf ihre verkrumpelte Jeans.
    »Sie trägt jeden Tag diese schmutzige Jeans. Die Taschen lösen sich schon auf.« Er klickte ein paarmal mit der Maus, vergrößerte ihre linke Pobacke. »Seht ihr?«, sagte er und zeigte auf den zerschlissenen Stoff. »Voller Löcher. Ich muss nur irgendeinen Kontakt erzwingen – sie auf dem Bürgersteig ausrutschen lassen oder so –, dann fallen ihre Schlüssel raus.«
    »Das ist perfekt!«, sagte Eliza. »Dann muss sie den Hausmeister anrufen und vor der Tür auf ihn warten.«
    »Genau. Dann kann sie auch eine Zeitlang nicht weg.«
    »Und was ist mit Sam?«, fiel ihnen Vince ins Wort. »Wie bringst du ihn dazu, an ihrem Haus vorbeizugehen?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Craig. »Wie gesagt, er nimmt immer die Bahn zur Arbeit – eine Haltestelle, von der Essex Street zur Second Avenue. Wir können ihm ja schlecht sagen, dass er gefälligst laufen soll.«
    Vince grinste. »Und wenn wir den Zug aufhalten?«
    Eliza sah ihn misstrauisch an. »Wie?«
    Der Erzengel zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Vielleicht ein Unfall? Oder ein Erdbeben?«
    Eliza verdrehte die Augen. Sie wollte gerade das Thema wechseln, als Craig sie unterbrach.
    »Die Bahn kann ganz leicht einen Unfall haben«, sagte er. »Wenn die Bremse ein paarmal blockiert, ist der Zug nicht mehr fahrbereit.«
    »Kinderleicht«, pflichtete ihm Vince bei.
    Eliza starrte ihre Kollegen entsetzt an. »Ihr überlegt ernsthaft, ob ihr die U-Bahn

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