In Gottes Namen
Zufall. Das ist die Spur, der Sie folgen müssen. Jede Sekunde, die Sie darauf verschwenden, mich als Mörder dieser armen Frau aufzubauen, nützt nur dem wahren Täter, der irgendwo rumläuft – mit einem Rasiermesser, der Kettensäge, oder was immer in diesem Song benutzt wird.«
McDermott und Stoletti wechseln rasche Blicke. »Nehmen wir an, Sie hätten recht«, sagt er zu Riley. »Sie haben es eben selbst erwähnt. Kein Rasiermesser. Keine Kettensäge. Keine Machete. Kein Küchenmesser.« Er zuckt mit den Achseln. »Wenn das tatsächlich unser Täter ist, warum weicht er dann vom Songtext ab?«
Riley schüttelt den Kopf. »Ich kann mir nur vorstellen«, sagt er, »dass es sich um eine Art Rache handelt. Dieser Typ will mir etwas heimzahlen. Ich war das verdammte Aushängeschild der Anklage im Burgos-Prozess.«
»Ja«, bestätigt McDermott, »aber Sie leben noch.«
Darauf hat Riley auch keine Antwort. Obwohl das zweifellos die Schlüsselfrage ist. Wenn es sich tatsächlich um denselben Mörder handelt, warum verschont er dann den ehemaligen Ankläger Riley und tötet die Frau? Und warum macht er sich anschließend die Mühe, Rileys Abdrücke überall auf der Tatwaffe zu platzieren?
Er muss an Carolyn Pendry denken und ihre Erklärung für den Mord an ihrer Tochter: Etwas Schlimmeres konnte er mir nicht antun. Das leuchtet McDermott ein. Verdammt, nichts träfe ihn tiefer, als wenn sich so ein Schwein seine Tochter Grace schnappen würde. Vielleicht hielt der Täter Amalia Calderone für Rileys Freundin und versuchte, ihm eine ähnliche Wunde zu schlagen wie Carolyn Pendry, indem er einen ihm nahe stehenden Menschen tötete?
»Er will mich mit reinziehen«, sagt Riley. »Er schickt mir Briefe. Er tötet jemand, der neben mir geht. Er platziert meine Fingerabdrücke auf der Waffe. Er will, dass ich ein Teil des Spiels werde.«
Aber warum? Warum sollte der Täter Riley da mit reinziehen wollen?
McDermott nickt Riley zu. »Wir lassen den Rechtsmediziner einen Blick auf Ihren Kopf werfen«, sagt er. »Und auf Ihre Hand. Wir haben oben ein Labor.«
Riley streckt sich und streicht seinen Anzug glatt. »Sie wollen ausschließen, dass ich mir selbst eins übergebraten habe.« Er lacht. »Okay. Warum nicht. Und wenn Sie sich dann genug mit mir amüsiert haben, sollten Sie vielleicht auch mal daran denken, das eine oder andere Verbrechen aufzuklären.«
McDermott bringt Riley nach oben ins gerichtsmedizinische Labor. Als er zurückkommt, sitzt Stoletti noch im Verhörraum. »Irgendwas stimmt da nicht«, sagt sie.
McDermott lässt sich auf einem Stuhl nieder. »Du hast gesagt, Riley hätte bei deiner Befragung des Professors gut kooperiert.«
Sie bestätigt das. »Albany hat uns Informationen verschwiegen. Ich hab das nicht bemerkt. Riley schon. Warum wohl?«, fragt sie und spinnt den Gedanken weiter aus. »Glaubst du, die beiden haben mir was vorgespielt?«
McDermott weiß es nicht, aber das ist immerhin eine Möglichkeit. »Riley wollte unbedingt mit von der Partie sein. Außerdem ist er derjenige, der den Namen des Professors ins Spiel gebracht hat.«
»Indem er uns den Professor liefert, lässt er es so aussehen, als wäre er ernsthaft an der Aufklärung der Sache interessiert.« Stoletti scheint sich immer mehr für die Idee zu erwärmen. »Er ist ziemlich clever, so viel ist sicher. Aber wie passt Amalia Calderone ins Bild?«
McDermott seufzt. »Vielleicht ein weiteres Täuschungsmanöver. So ist er das Opfer eines Überfalls.«
»Ich bin keine Medizinerin«, sagt sie. »Aber die Wunde an seinem Kopf macht nicht den Eindruck, als hätte er sie sich selbst zugefügt.«
»Das meine ich auch nicht.« McDermott schüttelt den Kopf. »Ich behaupte nicht, dass Paul Riley diese Leute getötet hat. Und in einem Punkt hat er recht. Dieser Kerl will ihn mit im Boot haben. Er weicht von seinem Plan ab, nur um Paul Riley als Privatperson in die ganze Sache zu verwickeln. Warum?«
Stoletti denkt darüber nach. Keiner von ihnen hat eine schlüssige Lösung.
»Vielleicht«, rätselt McDermott, »braucht er irgendwie Rileys Hilfe.«
Der Gedanke scheint Stoletti zu beunruhigen. Sie springt von ihrem Stuhl auf und fängt an, im Raum auf und ab zu laufen. McDermotts Augen folgen ihr. Den kräftigen Knochenbau verdankt sie laut eigener Aussage ihrer deutschen Mutter. Und vermutlich halten ihre Jungs – beide im Teenageralter – sie tüchtig auf Trab. Obendrein zwingt ihr Single-Dasein sie wahrscheinlich dazu, auf
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