In Gottes Namen
möge jetzt die Hand heben.«
Eines muss man dem Kerl lassen, er ist nicht leicht einzuschüchtern.
Aber McDermott hat schon andere lautstark ihre Verbrechen abstreiten hören. Und erlebt, wie vermeintliche Unschuld sich binnen eines Lidschlags in eine Maske des Schreckens verwandelt hat.
»Also, Joel Lightner lässt Sie alleine zurück«, greift McDermott den Faden wieder auf. »Er nimmt an, Sie sind in guten Händen, und will Ihnen nicht im Weg stehen. Sie verlassen die Bar zusammen mit dieser Frau. Sie begleiten sie nach Hause. Unterwegs biegen Sie in eine Gasse ein und kriegen von irgendwoher eins über den Schädel. Ein wenig später wachen Sie wieder auf, ohne Molly, ohne Geld.«
Riley nickt. »Sie erstatten keine Anzeige. Sie erzählen nicht mal Ihrem Kumpel Lightner davon, weil Ihnen die ganze Sache so peinlich ist.«
»Ich hab mich wie ein Idiot gefühlt.«
»Und Sie behaupten, der Täter hat Ihre Hand um die Mordwaffe gewickelt, um Ihnen die Tat in die Schuhe schieben zu können.«
Die Polizei hatte die Brechstange – ein L-förmiges Eisenstück mit scharfkantigem Ende – im Müll gefunden, direkt neben Amalia Calderone.
»Entweder das«, sagt Riley, »oder ich bin ein Mörder. Was meinen Sie?« Er schmettert den Ball zurück auf ihr Feld. Der Mann ist gut.
»Sie geben zu, unter Alkoholeinfluss gestanden zu haben«, wirft Stoletti ein.
Ein guter Punkt. Menschen tun die verrücktesten Dinge, wenn sie betrunken sind.
»Ich konnte kaum noch grade stehen«, antwortet Riley. »Und außerdem bin ich kein gewalttätiger Mensch. Wenn man betrunken ist, zeigt sich die wahre Persönlichkeit. Wie bei Ihnen, Ricki. Ich nehme an, Sie sind eine noch gehässigere Furie, wenn Sie ein paar intus haben.«
»Nur weiter so, Riley«, knurrt sie.
McDermott verkneift sich ein Lächeln. Er wird den Gerichtsmediziner einen Blick auf Rileys Wunde werfen lassen – die Tiefe, den Winkel -, um ausschließen zu können, dass er sie sich selbst beigebracht hat. »Was ist mit der Hand?«, fragt er und späht auf den Verband an Rileys Knöcheln.
Riley seufzt. »Ich musste in mein Haus einbrechen. Er hat meine Schlüssel mitgenommen. Ich hab mich am Glas geschnitten.«
»Sie haben die Scheibe mit der Hand eingeschlagen?«
»Ich hätte natürlich das Brecheisen benutzen können«, antwortet er. »Aber das hab ich ja am Tatort zurückgelassen.«
Stoletti gefällt sein Ton nicht, aber McDermott ist mehr mit dem beschäftigt, was hinter der ganzen Sache stecken könnte. Das Ganze ergibt einfach keinen Sinn. Sie haben ein Überwachungsvideo aus dem Sax. Riley war so betrunken, dass er kaum aufrecht stehen konnte. Er trug einen Smoking. Er hatte keine Waffe bei sich. Jedenfalls ganz sicher kein Brecheisen. Könnte sein, dass das Ding zufällig irgendwo in der Gasse lag, trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass er in diesem Zustand zu so was in der Lage war. Obendrein hatte die Frau ihn angesprochen, nicht umgekehrt. Und das Video sprach dafür, dass sie sich tatsächlich zum ersten Mal begegnet waren.
»Die Frau war eine Prostituierte, richtig?«, fragt Riley.
Stoletti legt den Kopf schief. »Warum fragen Sie?«
Amalia Calderone war in der Tat eine Prostituierte, allerdings gehobene Klasse, Begleitservice. Nicht ungewöhnlich für diese Mädchen, sich in Bars wie dem Sax herumzutreiben.
»Irgendwie hatte ich den Eindruck, rückblickend betrachtet«, erklärt er.
»Wo ist Ihr Smoking?«, fragt Stoletti.
»Reinigung.« Riley schaut die beiden an. »Ich bin in einem Müllhaufen aufgewacht, Herrgott noch mal. Fragen Sie in meiner Reinigung nach, ob Blutflecken drauf waren. Ich meine, außer meinen eigenen.«
»Werden wir tun.«
»Gut, Ricki. Tun Sie das.« Riley erhebt sich. »Und wo Sie schon dabei sind, warum nehmen Sie nicht gleich das Brecheisen und schieben es sich in den Hintern? Ich helfe Ihnen auch gerne dabei und hinterlasse ein paar taufrische Fingerabdrücke darauf.«
McDermott hebt die Hand. »Setzen Sie sich, Riley. Sie reißen Ihre Klappe verdammt weit auf für jemanden, dessen Fingerabdrücke sich auf einer Mordwaffe befinden und der als Letzter mit dem Opfer gesehen wurde. Sie wissen verdammt gut, dass das ausreicht, um Sie auf der Stelle zu verhaften. Setzen«, wiederholt er und zeigt mit dem Finger nach unten.
Riley lässt sich einen Moment Zeit, dann legt er die Hände flach auf den Tisch und beugt sich zu den beiden Detectives vor. »Der gleiche Täter«, sagt er. »Es muss so sein. Das ist kein
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