In Gottes Namen
Gang und drückt sich einen Eisbeutel gegen den Kopf.
Esteban gibt ihnen eine Kurzzusammenfassung: der Anruf in der Zentrale, die Fahrt zum Einsatzort, Riley mit Brandon Mitchum im Arm, und dann die Ergebnisse der anschließenden Befragungen.
»Sieht so aus, als hätte Riley diesem Mitchum das Leben gerettet«, sagt Esteban und nickt in seine Richtung.
McDermott späht rüber zu Riley, der sie bemerkt hat, aber nicht herüberkommt. »Glauben Sie das wirklich?«
»Ja, Sir. Das Opfer, Mr. Mitchum, klammerte sich förmlich an Mr. Riley. Dankte ihm immer wieder.«
»Riley meint, der Angreifer sei der Kerl von dem Foto«, erklärt der Cop mit Namen Wilson. »Der mit der Narbe. Sagt Ihnen das was?«
»Ja.« McDermott läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Der Kerl auf dem Foto, hinter Harland und den Reportern.
»Wir haben die Spurentechniker bestellt«, sagt Esteban. »Dieser Riley hat immer wieder darauf gedrängt, nach Fingerabdrücken zu suchen.«
Ein guter Gedanke. Wenn der Angreifer sich als Cop ausgab, konnte er schlecht Handschuhe tragen. Und er hatte nicht genügend Zeit, den Tatort zu säubern. Das könnte der Durchbruch sein.
»Wie ausgesprochen hilfreich von Mr. Riley«, bemerkt Stoletti.
Wilson und Esteban kriegen die darin verborgene Häme natürlich nicht mit. McDermott schon. Er marschiert rüber zu Riley, der sich jetzt erhebt.
»Wie geht’s Ihnen?«, erkundigt er sich.
»Ich werd’s überleben.«
Ja, das wirst du sicher, denkt McDermott . Ist ja nicht das erste Mal. »Was wollten Sie dort?«
»Brandon Mitchum war damals in Mansbury mit Cassie und Ellie befreundet. Die drei kannten sich ziemlich gut. Wenn jemand was über Cassies Schwangerschaft weiß, dann er.«
»Und uns haben Sie das nicht verraten?«, wirft Stoletti ein. »Spielen Sie sich jetzt als Cop auf?«
»Tja, ich dachte, irgendwer muss den Job ja übernehmen.«
»Okay, mein Freund.« McDermott macht einen Schritt auf Riley zu. Er ist zwar kein ausgesprochener Fan von Anwälten, aber hat er kein Problem mit Riley, persönlich gesehen. Allerdings häufen sich für seinen Geschmack die merkwürdigen Zufälle. »Erzählen Sie uns, was Sie zu erzählen haben. Und verkneifen Sie sich Ihre albernen Kommentare.«
Rileys Version der Geschichte unterscheidet sich nur unwesentlich vom Bericht der beiden Beamten. Interessant wird es erst, als er zu der Konfrontation mit dem Angreifer kommt.
»Du«, wiederholt McDermott. »Er war also überrascht, Sie dort zu sehen. Als würde er Sie kennen.«
»Oder als könnte er nicht verstehen, warum Sie ihn zu stoppen versuchen«, fügt Stoletti hinzu. »Warum sollte er das tun? Warum sollte er Sie für einen Verbündeten halten?«
Riley hat keine Ahnung. »Ich weiß nur so viel – ich war einen Kopf größer als dieser Kerl, aber er hat mich durch die Luft gewirbelt wie nichts.«
»Er war stark.«
»Ja, vermutlich war er stark, aber das meine ich nicht. Er wusste genau, was er tat. Ich hab mich bemüht, ihn von hinten in den Schwitzkasten zu nehmen, aber in weniger als zwei Sekunden hatte er sich befreit, er fuhr herum und schleuderte mich gegen die Wand.
Er muss verdammt gut trainiert sein.«
McDermott stößt einen Seufzer aus. »Übrigens spricht er mit Akzent«, fügt Riley hinzu. »Osteuropäisch, schätze ich. Lassen Sie uns mit Brandon reden, vielleicht kann er mehr sagen, nachdem er ein Beruhigungsmittel bekommen hat.«
McDermott hebt die Hand.
»Oh«, sagt Riley. »Bin ich nicht eingeladen?«
»Nein, Sie sind nicht eingeladen. Sie können von Glück sagen, dass ich Sie nicht festnehmen lasse.«
Riley mustert die beiden einen Moment, dann streckt er die Hände aus, wie um sich Handschellen anlegen zu lassen.
»Oh, hören Sie mit diesem lächerlichen Theater auf.«
Riley lässt die Arme sinken. »Den Gefallen tu ich Ihnen gerne. Ich verschwinde jetzt nämlich.«
Und damit drängt er sich an ihnen vorbei. McDermott wechselt einen Blick mit Stoletti. Keiner von beiden weiß, was sie mit Riley anfangen sollen. Vielleicht einfach einsperren. Seine Fingerabdrücke auf dem Brecheisen würden das mehr als rechtfertigen. Andererseits ist Paul Riley niemand, den man ohne gute Gründe einsperren kann.
»Er hat schlampig gearbeitet, heute Abend.«
Sie wenden sich wieder Riley zu, der nachdenklich stehen geblieben ist.
»Denken Sie an die ersten beiden Morde«, erklärt Riley. »Perfekte Planung. Er kommt und geht, ohne Spuren zu hinterlassen. Saubere Morde. Den hier hat er
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