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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Pendry über lange Zeit hinweg zu foltern, ohne dass irgendjemand etwas davon mitkriegte. Keine leichte Übung.
    »Dann hab ich ihm gesagt, was ich Evelyn über Gwen erzählt habe. Und von dem Streit.«
    »Dem Streit.«
    »Ja, damals während der Abschlussprüfungen zum Ende des Semesters – Sie wissen schon, Ende Mai, Anfang Juni -, ein paar Wochen vor den Morden. Gwendolyn war in der Stadt. Das tat sie öfter. Sie kam aus Europa, aus der Karibik, von wo auch immer angejettet, um mit Cassie und Ellie einen draufzumachen. Jedenfalls, Cassie und Gwen kamen nicht sonderlich gut miteinander klar. Sie waren sehr verschieden. Gwen war eher aggressiv, schätze ich. Ziemlich ruppig, wissen Sie. Jedenfalls, Cassie und Gwen hatten einen Riesenstreit, ein paar Tage vor den Examen. Ich meine, wir waren – also wir hatten – wir waren nicht gerade nüchtern …«
    »Das ist mir egal, Brandon. Ihr habt also damals was geraucht oder geschnupft?«
    Er nickt. »Wir haben Koks geschnupft. Und wir waren alle im Haus, Cassie, Ellie, Gwen und ich. Es war vielleicht drei Uhr früh, wir waren bisschen rumgezogen, und dann waren wir wieder im Haus …«
    »In welchem Haus?«
    »Oh. Gwendolyns Haus. Das Haus ihrer Mutter, das inzwischen ihr gehörte. Sie wissen ja, ihre Mutter war ein paar Jahre zuvor bei einem Autounfall gestorben. Ich glaube, Mrs. Bentley ist nach ihrer Scheidung dort eingezogen. Aber diese Sache spielte sich natürlich noch vor ihrem Einzug ab.«
    »Fahren Sie fort, Brandon.«
    »Jedenfalls, Ellie und ich hingen ziemlich bedröhnt unten auf der Couch, und plötzlich hörte man von oben wüstes Geschrei und Lärm wie von einer Schlägerei. Also, wir hatten alle ziemlich was eingefahren. Ich bin mir nicht mal sicher, ob Ellie aufgewacht ist. Aber egal, das war ein richtiger Kampf, und als ich mich endlich aufgerappelt habe und mitkriege, was da abläuft, stürmt Cassie schon die Treppe runter und aus dem Haus. Sie springt in ihr Auto und fährt davon.«
    »Warum haben die beiden sich gestritten?«, fragt Stoletti. Er zuckt mit den Achseln. »Weiß nicht. Cassie wollte nie darüber reden. Und, ehrlich gesagt, für mich hieß es am nächsten Tag wieder büffeln fürs Studium. Ich musste gute Noten schreiben. Für Ellie und Cassie spielte das nicht so eine Rolle. Sie hatten ohnehin Geld. Aber ich nicht. Ich musste mich echt ins Zeug legen, um die Prüfungen zu schaffen.«
    »Sie haben also«, versucht McDermott die Sache zu beschleunigen, »über den Anlass tatsächlich nie was erfahren.«
    »Genau. Und den ganzen Rest der Woche war Cassie noch schlechter drauf als sonst. Normalerweise war ich ziemlich oft mit ihr zusammen, brachte sie dazu, sich ein bisschen zu öffnen. Aber in dieser Woche ging das nicht. Ich hatte Angst, in Soziologie durchzufallen.«
    »Und das haben Sie dem Eindringling erzählt.«
    »Ja.« Brandon räuspert sich mühsam, das Gesicht schmerzvoll verzerrt. »Nicht so entspannt wie jetzt Ihnen, aber ja, ich hab ihm davon erzählt – von dem Streit, und dass ich nicht wusste, um was es ging. Dann fuhr er wieder auf mich los – was weißt du noch über Gwendolyn, was weißt du über Gwendolyn, erzähl’s mir, erzähl’s mir -, also, der Kerl war komplett abgedreht. Zwischenrein schnippelt er mit dem Messer an mir herum und drückt mir den Mund zu. Dieser Typ war total außer Kontrolle, und gleichzeitig hatte er die totale Kontrolle, wenn Sie verstehen, was ich meine. Jedenfalls über mich.«
    McDermott signalisiert ihm, fortzufahren.
    »Ich erzähle dem Kerl also, dass ich Gwendolyn danach nie wieder begegnet bin. Ein paar Wochen drauf waren ja schon die Morde, und ich nehme an, es gab keinen Grund, sich noch mal zu treffen. Sie war Cassies Cousine und Ellies Freundin. Ich habe gar nicht erwartet, dass sie sich noch mal bei mir meldet.«
    »Verstehe.«
    »Und dann macht er mit Cassie weiter, der gleiche Scheiß. Erzähl’s mir, erzähl’s mir, erzähl’s mir. Mann, ich hatte echt keine Ahnung, was er eigentlich von mir wollte. Aber dann brabbelt er, Scheißvater, Scheißvater, Scheißvater, und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.«
    McDermott wippt auf den Zehenballen.
    »Er steigert sich wieder in seinen Sermon rein. Erst sagt er, Scheißvater, sicher achtmal, dann sagt er, Evelyn, Evelyn, Evelyn, Evelyn, und dann, was hat sie gesagt, was hast du gesagt – also echt, so ein Irrer. Ich dachte, jetzt ist es gleich so weit, und er stößt mir die Klinge ins Auge oder schlitzt mir die

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