In Gottes Namen
Boden. Berührt ihre Wangen. Wartet auf seine Anweisungen.
Er öffnet selbst den Reißverschluss seiner Hose. Sie schielt ihn an, unsicher, ob er will, dass sie zusieht oder nicht. Bald versteht sie: Sie soll zuschauen.
Als er befriedigt ist, schließt er die Hose wieder und geht auf sie zu. Er bemerkt, dass sie zusammenzuckt. Außerdem fällt ihm auf, dass sie nicht versucht wegzurutschen.
Auf dem Weg nach draußen betritt er erneut den Raum, in dem er vorhin das Geschäft ausgehandelt hat. Der Fettkloß hat die Füße auf dem Tisch und liest ein Automagazin.
»Ja hotel by kupit Dodya«, sagt er.
Der Mann starrt ihn einen Augenblick lang an, die dichten Augenbrauen fragend zusammengezogen. Dann bricht er in schallendes Gelächter aus. Nachdem er sich ausreichend amüsiert hat, blickt er Leo wieder an und merkt, dass er sein Gegenüber besser ernst nehmen sollte.
»Skol’ko?«, fragt Leo. »Odna tysjacha?«
Der Mann ist jetzt ganz bei der Sache. Er überlegt einen Moment.
Sie einigen sich auf achttausend.
Ich spaziere durch das Krankenhaus und drücke mir dabei vorsichtig einen Eisbeutel gegen den Hinterkopf. Sie haben gemeint, es würde eine Weile dauern, bis Brandon verarztet ist. Ein plastischer Chirurg wurde gerufen, um die eine Seite seines Gesichts zusammenzuflicken. Er hat ein paar weitere leichte Verletzungen am Oberkörper, aber nichts Lebensbedrohliches.
Die Cops haben mir befohlen, in der Nähe zu bleiben. Ich habe ihnen McDermotts Namen gegeben, und er ist vermutlich schon unterwegs. Aber sie lassen mich frei herumlaufen. Mitchum konnte zu dem Zeitpunkt, als die Kavallerie eintraf, nicht mehr viel sagen – der Schock machte sich bemerkbar -, aber immerhin schaffte er es noch, mich als den Guten und nicht als den Bösewicht in der ganzen Angelegenheit darzustellen.
Also schlendere ich nach draußen, genieße die frische Luft und nutze die Gelegenheit, um zu telefonieren. Mein erster Anruf gilt Shelly. Wir hatten uns eigentlich für heute Abend verabredet. Ich versichere ihr, dass alles halb so wild ist, und, nein, sie soll nicht zu mir ins Krankenhaus kommen, denn ich werde mich ohnehin nur mit ein paar Cops herumschlagen müssen, die – den Teil lasse ich aus – mich in einem nicht allzu guten Licht sehen.
»Schließ die Türen ab«, rate ich ihr. »Ohne Scherz.«
»Und was ist mit dir?«, fragt sie mich.
Ihre Antwort bringt mich ins Grübeln. Dieser Kerl scheint ein Faible für mich zu haben. Kein Zweifel, er hätte mich töten können. Aber er ließ mich am Leben. Rechnet man noch Amalia Calderone am Montag in der Gasse hinzu, hatte er mich schon zum zweiten Mal verschont.
Du, hat er zu mir gesagt, als wäre er überrascht, ausgerechnet mich hier zu sehen.
Diese Briefe, die er mir schickt. Ich muss mir die Briefe unbedingt noch mal anschauen.
»Ich liebe dich, Shelly«, sage ich. Mein Herz macht einen Sprung, trotz der Umstände.
Als Nächstes rufe ich Harland Bentley auf dem Handy an. Er ist in irgendeinem Restaurant, vermutlich mit einem neuen Supermodel. Ich weise ihn auf die Dringlichkeit der Angelegenheit hin, und er verspricht, mich gleich zurückzurufen.
Als er sich kurz darauf meldet, höre ich an den Verkehrsgeräuschen im Hintergrund, dass er das Lokal verlassen hat. Ich schildere ihm rasch, was passiert ist. Er lässt mich ausreden und sagt dann: »Die Polizei will mich morgen befragen.«
»Harland, haben Sie gehört, was ich Ihnen gerade erzählt habe?«
Schweigen. Im Hintergrund ertönt wütendes Gehupe. Irgendwie passt das Geräusch zur Situation.
»Ja, habe ich«, erwidert er.
»Brandon erwähnte den Vater. Der Typ auf dem Foto hat mich fast umgebracht. Schon zum zweiten Mal. Haben Sie nichts dazu zu sagen?« Die Erfahrung, knapp dem Tod entronnen zu sein, rührt sicher vieles in einem auf, aber befördert definitiv nicht die diplomatischen Fähigkeiten, nicht mal gegenüber einem milliardenschweren Klienten. Außerdem kriege ich langsam das Gefühl, dass man mich in Bezug auf eines der Mordopfer damals bewusst im Dunkeln tappen ließ.
»Nicht am Telefon«, sagt er. »Rufen Sie mich an, wenn Sie dort fertig sind.«
»Das könnte eine Weile dauern.«
»Wenn Sie dort fertig sind«, sagt er mit Bestimmtheit, »rufen Sie mich an.«
McDermott und Stoletti treffen etwa fünf Minuten später ein. Die Streifenbeamten, die als Erste am Tatort waren, haben auf sie gewartet, ein Mann namens Wilson und eine Frau namens Esteban. Riley sitzt auf einem Stuhl im
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