In Gottes Namen
viel Geld ist jederzeit in der Lage, einen unter Druck zu setzen. Bisher hat er es nur noch nie so deutlich ausgesprochen.
»Ich wusste nicht, dass ich da wählen muss«, sage ich.
»Und wenn Sie es müssten?«
»Ich bin Anwalt, kein Cop.« Ich bin zu stolz, um vollständig zu kapitulieren, aber er hat bekommen, was er wollte.
Sein überlegener Gesichtsausdruck kehrt zurück. »Dann können wir reden.« Er schiebt sich dicht an mir vorbei, und ich folge ihm in sein Büro am Ende des Flurs.
Ein Arzt tritt aus Brandon Mitchums Zimmer und teilt McDermott und Stoletti mit, dass der Patient bereit für ein kurzes Gespräch ist. McDermott telefoniert gerade, ein Anruf von der Spurentechnik.
»Sieht so aus, als hätten wir Abdrücke an der Tür, Mike«, informiert ihn das Labor.
McDermotts Herz macht einen Hüpfer. Der Durchbruch – unter Umständen. Jedenfalls das Beste, was sie bisher haben.
Genau wie Riley es vorausgesagt hat.
»Okay, keiner geht nach Hause, bevor wir sie nicht durch den Computer gejagt haben.« McDermott drückt auf die Austaste seines Handys, bevor das Stöhnen am anderen Ende zu ihm vordringen kann. Er verkündet Stoletti die Neuigkeiten. »Endlich mal eine gute Nachricht.«
Brandon Mitchum liegt in einem Krankenbett, wach, wenn auch unter Beruhigungsmitteln. Sein Gesicht ist dick bandagiert, aber seine müde glänzenden Augen lugen über den Rand des Verbands und richten sich dann auf das Foto des Mannes hinter Harland Bentley.
Es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde, dann saugt Mitchum scharf die Luft ein. Das reicht ihnen als Identifikation.
»Er hat behauptet, er wäre ein Cop«, sagt Brandon und gibt das Foto zurück. »Er hatte eine Dienstmarke. Er hat gesagt … er hat gesagt, er wollte über Evelyn sprechen …«
Das Beruhigungsmittel tut seine Wirkung. Gut für ihn, schlecht für McDermott. Er streckt den Arm aus und berührt Brandon an der Schulter. Er braucht den Jungen heute Nacht, nicht erst morgen.
»Ich wollte ihn nicht reinlassen«, fährt Mitchum stockend fort. »Er hat sich reingedrängt.«
Richtig. Hat die Hand gegen die Tür gestemmt. Daher die Fingerabdrücke.
Brandon fragt: »Ist Evelyn tot? Stimmt das?«
Stoletti antwortet. »Ja, sie wurde ermordet.«
»Oh.« Mitchum schließt die Augen. »Und war es der gleiche Kerl?«
»Davon gehen wir aus, ja.«
Die Augen immer noch geschlossen, schluckt Mitchum und nickt. »Ich war als Nächster an der Reihe. Das hab ich gespürt.«
»Wir müssen genau wissen, was passiert ist, Brandon. So schwer Ihnen das auch fallen mag.«
»Ich weiß.« Seine Augen öffnen sich, schweifen zum Fenster. »Der Typ war ein Freak.«
»Fangen Sie ganz vorne an«, fordert ihn McDermott auf. »Er behauptet, er sei ein Cop. Er kommt rauf. Sie lassen ihn rein …«
»Ja, und bevor ich kapiere, was los ist, drückt er mir die Klinge gegen die Kehle und schiebt sich in meine Wohnung. Er zwingt mich …«, kurz versagt Brandon die Stimme, »zu Boden. Er – o Gott, der Kerl war wie von Sinnen. Er brabbelte unverständliches Zeug. Und wiederholte pausenlos meinen Namen. Brandon, Brandon, Brandon. Und dann: Sag mir, was du zu ihr gesagt hast, sag mir, was du zu ihr gesagt hast. Er wusste, dass ich mit Evelyn gesprochen habe.«
Brandon schüttelt abwesend den Kopf. McDermott ist plötzlich froh über die Beruhigungsmittel. »Sie machen das großartig«, versichert er ihm.
»Dann fing er mit dem Messer an.« Seine Hand zeigt auf eine Stelle unter dem Krankenhausnachthemd, in der Gegend seines Brustkorbs. »Er hat ziemlich präzise geschnitten. Wissen Sie, es sollte mich nicht töten. Es tat einfach nur weh.«
»Richtig. Verstehe.«
»Ich hab ihm gesagt, dass Evelyn nach Cassie, Ellie und Gwendolyn gefragt hat.«
Gwendolyn. »Gwendolyn Lake? Cassies Cousine?« Brandon antwortet nicht, der Alptraum hat ihn wieder im Griff. »Er hat gebrabbelt, Gwendolyn, Gwendolyn, Gwendolyn, plötzlich war er ganz aufgeregt. Was ist mit Gwendolyn, was ist mit ihr? Dann kam wieder das Messer.« Brandon zieht die Finger quer über seine Brust. »Ich hab geschrien, aber seine Hand war schon über meinem Mund. Ich weiß gar nicht, wie. Er hat mit der Hand meine Kehle umklammert, aber vor dem Schnitt hat er sie ganz schnell auf meinen Mund gepresst.«
McDermott muss daran denken, was Riley über seinen Kampf mit dem Angreifer berichtet hat – der Kerl wusste, was er tat. Und er hatte Routine darin. Es war ihm gelungen, sowohl Fred Ciancio wie auch Evelyn
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