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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Kehle auf. Dann hat mir noch mal in die Brust geschnitten.«
    »Was haben Sie ihm über diese Sache mit dem Scheißvater erzählt?«
    »Die Wahrheit. In der Woche nach dem Streit war Cassie, wie gesagt, völlig durch den Wind. Schlimmer noch als sonst, und Cassie war sowieso ein schwieriges Mädchen. Süß und liebenswert, aber zutiefst unglücklich. Jedenfalls hab ich zufällig mitgekriegt, wie sie in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim telefoniert hat. Ich kam zufällig vorbei und sie schreit ins Telefon: Du bist der Scheißvater! Ich geh zu ihr und frage: Was ist los? Aber sie wollte nicht darüber reden.«
    Du bist der Scheißvater. »Und der Eindringling wusste davon, Brandon?«
    »Ja, er wusste es. Sehr wahrscheinlich von Evelyn. Denn ich hab es ihr erzählt.«
    Das klang plausibel. Brandon erzählt es Evelyn, und Evelyn erzählt es ihrem Angreifer, vermutlich unter der Folter. Und jetzt hatte der Angreifer die vollständige Version von Brandon hören wollen.
    »Okay«, schaltet sich Stoletti ein. »Sie haben also dem Eindringling die Geschichte mit dem Scheißvater erzählt. Was dann?«
    »Der Kerl sagt zu mir: Wer ist der Vater? Wer ist der Vater? Aber dann erstarrt er, hält mir den Mund zu und schaut zur Tür. Ich konnte es auch hören. Schritte. Dann hämmerte Mr. Riley an die Tür, und ich glaube, er rief Polizei, was ziemlich clever von ihm war.«
    »Und was dann?«
    »Ich witterte meine Chance. Er holte mit dem Rasiermesser aus, und ich glaube, er wollte mich umbringen, aber ich drehte mich zur Seite. So erwischte er bloß mein Gesicht. Dann rannte er weg, und Mr. Riley stürmte rein und rannte hinter ihm her, und dann – ja, das war’s wohl.«
    McDermott nickt. »Was hat sich zwischen Riley und dem Eindringling abgespielt?«
    Brandon schüttelt den Kopf. »Ich war so in Panik, ich habe echt keine Ahnung. Ich war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen, als Mr. Riley wieder reinkam und die Polizei verständigt hat. Er hat mir ein feuchtes Handtuch aufs Gesicht gelegt und mit mir gesprochen.« Er stößt einen nervösen Seufzer aus. »Gott sei Dank war er da. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Die Tür schwingt auf, und ein Arzt tritt herein. Er bittet sie um eine Pause, damit er den Patienten untersuchen kann. McDermott nickt Stoletti zu. Sie sind noch nicht durch, aber es ist ein günstiger Moment für eine Unterbrechung.
    Draußen auf dem Flur wandert Stoletti im Kreis, was sie immer tut, wenn sie intensiv nachdenkt. Normalerweise dreht sie zwei, drei Runden und produziert dann eine gute Idee.
    »Vielleicht stimmt das mit Cassies Schwangerschaft doch«, sagt McDermott. »Hört sich ganz so an, als hätte sie sich am Telefon mit dem Vater des Kindes gestritten.«
    Stoletti hält inne. »Der Täter hat Mitchum dasselbe angetan wie Ciancio und Evelyn Pendry. Die vielen kleinen Verletzungen. Aber dafür gibt es jetzt eine völlig neue Erklärung.«
    McDermott stimmt zu. »Wir haben gedacht, er foltert sie zu seinem Vergnügen. Aber wir lagen falsch.«
    Sie nickt. »Er hat sie befragt. Er wollte rausfinden, was sie wissen.«
    »Das ist kein Nachahmungstäter, Ricki.« McDermott starrt hinauf zur Decke. »Diese Morde sollen etwas vertuschen.«

35. Kapitel
    Mit zitternden Händen heftet Leo das Foto an den Spiegel des Hotelbadezimmers. Er entspannt sich, wendet eine Atemübung an, die er bei Dr. Pollard gelernt hat, strafft seinen Körper und versucht, das Foto anzulächeln. Er kann ihr nur helfen, wenn er ganz ruhig ist.
    Es ist die Kopie eines Fotos aus dem Highschool-Jahrbuch. Ihr Kopf ist etwas unnatürlich geneigt, und sie schaut nicht direkt in die Kamera. Sie trägt einen schlichten pinkfarbenen Pullover mit V-Ausschnitt und ein Kettchen mit einem Glücksbringer um den Hals. Ihr Haar ist frisch geschnitten, kaum schulterlang, ihr Lächeln das eines Engels.
    Du siehst hübsch aus.
    In seiner Vorstellung ist ihr Gespräch ganz locker und entspannt:
    Quatsch, tu ich gar nicht.
    Doch, das tust du. Ich schwör dir, du siehst wunderhübsch aus. Und ich will, dass du dir keine Sorgen machst. Ich werde mich um alles kümmern. Sie wollen gewisse Dinge über dich verbreiten, aber das werde ich nicht zulassen. Niemand wird etwas erfahren.
    Aber Brandon ist noch am Leben.
    Ich weiß, meine Liebste, mein Ein und Alles, aber ich habe schon einen Plan.
    Mit dem Finger zeichnet er die Umrisse ihres Gesichts nach. So schön, so wunderschön.
    Ich liebe dich, Leo.
    Und ich liebe dich, Cassandra.
    Wenn du mich liebst, dann

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