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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Knaller.«
    »Der Knaller.«
    »Cool, meine ich. Sie sah zu ihm auf.« Er überlegt einen Moment.
    »Das haben Sie Evelyn erzählt?«
    »Ja, und sie war ganz versessen darauf, zu erfahren, wie viel Zeit Cassie mit Albany verbracht hat.«
    »Hat sie gesagt, warum?«
    »Na ja, sie hat mich gefragt, ob Cassie schwanger war – ich meine, ich bin ja nicht blöd.«
    »Nein, ganz sicher nicht«, versichert ihm McDermott.
    »Aber hat sie das Ganze in einen größeren Zusammenhang gerückt?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich hab sie danach gefragt, aber sie wollte es mir nicht sagen.«
    Sie versuchen, Brandon weitere Details, Namen, Ereignisse oder Orte zu entlocken, die Evelyn vielleicht erwähnt hatte. Doch es scheint die typische Unterhaltung mit einem Reporter gewesen zu sein, in der der Befragte die meiste Redezeit bestreitet. Evelyn Pendry hatte sich nicht in die Karten gucken lassen.
    »Was ist mit Gwendolyn Lake?«, fragt Stoletti. »Irgendeine Ahnung, wo wir sie finden können?«
    Nein, hat er nicht. »So wie sie es damals getrieben hat, wäre ich ziemlich überrascht, wenn sie überhaupt noch am Leben ist.«
    »Sie sind ihr seit dieser Nacht vor den Examen, in der sich der Streit ereignete, nie wieder begegnet?«, versucht es McDermott. »Nie? Nicht mal bei Cassies Beerdigung?«
    Brandons Augen wandern zur Decke. »Nein. Sie war nicht da.«
    Merkwürdig. Gwendolyn kam nicht zur Beerdigung ihrer Cousine? Auf seinen Blick hin zuckt Stoletti mit den Achseln.
    Dann stellt sie die nächste Frage. »Haben Sie das damals der Polizei erzählt? Die Sache mit dem Streit? Die Bemerkung über den Scheißvater?«
    »Nein«, gibt Brandon zu. »Weil es keine Rolle mehr spielte. Sie hatten Burgos ja schon geschnappt, und er lieferte ein umfassendes Geständnis. Da dachte ich, es geht niemanden was an. Ich hatte das Gefühl, ich wäre es Cassie schuldig, ihr Geheimnis nicht auszuplaudern. Außerdem kam es in Cassies Fall nie zu einer Anklage, richtig? Darum haben sie wegen ihr auch nie richtig ermittelt. Das einzige Mal, als ich aussagen musste, war während des Prozesses – und auch nicht in Cassies Fall. Es ging um Ellie.« Sein Blick huscht zwischen den beiden Detectives hin und her. »Ehrlich, ich hab keinen Anlass gesehen, den Namen eines wunderbaren Menschen grundlos zu beschmutzen.«
    Das klingt ein wenig so, als wolle Mitchum sich rechtfertigen. Vermutlich hat er so sein schlechtes Gewissen schon öfter beruhigt. Auch wenn er nicht ganz unrecht hat. McDermott kann ein Lied davon singen, was es bedeutet, im allgemeinen Interesse Geheimnisse zu wahren. Allerdings beschäftigt ihn im Moment mehr die Tatsache, dass Cassies Mord von den Ermittlungen ausgenommen wurde. Wieder einmal erweist sich, dass damit eine ganze Reihe bohrender Fragen geschickt vermieden wurden.
    Doch McDermott lässt es vorläufig dabei bewenden. »Gibt es sonst noch was, Brandon? Irgendwas über den Täter oder Evelyn oder ganz allgemein von damals, worüber wir noch nicht gesprochen haben?«
    Es kommt immer wieder vor, dass Zeugen so von den Fragen der Polizei in Anspruch genommen sind, dass sie darüber wichtige Dinge vergessen. McDermott hat schon zahlreiche Zweitbefragungen durchgeführt, bei denen überraschende neue Dinge ans Tageslicht gefördert wurden und die Zeugen ihn höflich informierten: Danach hat man mich beim ersten Mal einfach nicht gefragt.
    Brandon Mitchums Mund formt ein kleines o, und seine Augen blinzeln kurz. Seine Miene erweckt weniger den Anschein, als wühle er in seinem Gedächtnis, sondern eher, als ringe er mit sich.
    »Alles, was Ihnen einfällt«, sagt McDermott. »Der Kerl wird nicht aufhören, bevor wir ihn stoppen.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagt Brandon.
    »Und ich bin mir nicht sicher, was diesen Beutel mit Gras in Ihrem Apartment betrifft«, erwidert McDermott. »Wir sind bisher sehr zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs, und ich wollte Sie eigentlich mit einer kleinen Verwarnung davonkommen lassen.«
    Brandon hebt die Hand. »Okay, okay. Ich dachte – ich dachte nur nicht, dass es wichtig ist. Und ich weiß nicht mal, ob es stimmt.« Er schüttelt den Kopf. »Okay, ich sag’s Ihnen. Aber Sie haben es nicht von mir.«

36. Kapitel
    Wir betreten Harlands Büro, von dem aus man über den Südteil der Stadt schaut und weiter bis zum Fluss und dem neu errichteten Theater. Ihm gehören große Grundstücke im Süden, zu beiden Seiten des Expressways, und er plant dort Bauvorhaben in großem Maßstab.
    Ich

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