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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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verrate mir deinen Plan.
    Pst … bitte, mach dir keine Sorgen.
    Leo beugt sich dicht zum Foto und streift mit den Lippen ihre Stirn. Ich muss leider gehen, aber ich bin bald zurück.
     
    Zweite Runde des Gesprächs mit Brandon Mitchum. Er macht einen entspannteren Eindruck, offensichtlich wirken die Beruhigungsmittel. Gedankenverloren kaut er auf seinen Lippen herum, als Stoletti und McDermott ihre Plätze wieder einnehmen.
    McDermott weiß jetzt, dass Riley richtig liegt. Der Täter hat diesmal tatsächlich schlampig gearbeitet. Er ist von seinem Plan abgewichen. Offensichtlich ist er im Besitz von Evelyn Pendrys verschwundenem Computer. Er hat ihre Aufzeichnungen gelesen, alles, was sie recherchiert hat. Dabei ist er auf Brandon Mitchums Namen gestoßen und hat ihm einen Besuch abgestattet. Aber er hat überstürzt gehandelt – gerade mal einen Tag nach dem Mord an Evelyn – und sich nicht damit abgegeben, die Umgebung vorher gründlich zu studieren. Daher hatte er keine Ahnung, dass das Schloss an der Eingangstür zu Brandons Wohnhaus defekt war. Diesmal hat er sich nicht die Zeit genommen, unbemerkt in das Apartment einzudringen und seinem Opfer dort aufzulauern.
    Und das, obwohl er sein Handwerk verdammt gut beherrscht. Er ist trainiert darin, Schlösser zu knacken und Menschen in seine Gewalt zu bringen.
    Evelyn war offensichtlich auf der richtigen Spur, und jetzt folgt der Täter dem von ihr skizzierten Weg und versucht dabei, alle Spuren zu verwischen. Evelyn hat mit Ciancio gesprochen, der jetzt tot ist. Evelyn hat mit Brandon geredet, also sollte der als Nächster dran glauben. Und weil Evelyn auch Professor Albany kontaktierte, hat McDermott gerade im Revier angerufen und einen Streifenwagen zu dessen Haus beordert.
    Stoletti beginnt. »Hat Evelyn Pendry Ihnen verraten, was sie vorhatte?«
    »Sie wollte über Terry Burgos schreiben, nehme ich an.« Brandons Stimme ist jetzt dünn und heiser. Langsam geht ihm die Kraft aus. »Eine Reportage oder so was.«
    »Eine Reportage«, schaltet sich McDermott ein. »Also kein reiner Hintergrundsbericht.«
    Brandon fasst sich mit der Hand an den Gesichtsverband. »Evelyn war Reporterin, wie Sie ja wissen, daher hat sie sich ziemlich bedeckt gehalten. Vermutlich wollte sie ihre Story schützen. Aber sie wirkte ziemlich besorgt. Offenbar glaubte sie, dass mehr hinter den Burgos-Morden steckte, als bisher angenommen wurde. Wie schon gesagt, sie hat sich vor allem für Cassie, Ellie und Gwen interessiert. Sie schien größtes Interesse daran zu haben, etwas über den Charakter der Mädchen rauszufinden.«
    »Dann erzählen Sie uns davon.«
    Brandons Augen wandern zur Decke. »Mansbury, wissen Sie, hat den Dünkel, eine liberale Elite-Kunsthochschule zu sein. Was vermutlich auch zutrifft. Aber wie an jeder Eliteschule tummeln sich auch dort die Sprösslinge der Finanzgrößen. Eine Menge Kids, die ihr Leben lang keinen Finger krumm machen mussten. Ich komme aus einfachen Verhältnissen, aber Cassie und Ellie – die hatten richtig Kohle. Bei Cassie lag das auf der Hand, aber auch Ellies Familie gehörte eine riesige Stahlfirma, irgendwo in Südafrika, glaube ich.«
    »Und weiter?«, versucht McDermott das Ganze zu beschleunigen.
    »Na ja, jedenfalls war Ellie eines von diesen reichen Partymädchen. Ein nettes Mädchen, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber sie hatte nicht besonders viel – wie soll ich sagen – Tiefgang. Ja.«
    Er kichert. »Nicht besonders viel Tiefgang. Schicke Klamotten, teure Frisuren, die richtigen Leute kennen. Sie war schon in Ordnung auf ihre Art. Aber der einzige Grund, warum ich überhaupt was mit ihr zu tun hatte, war Cassie.«
    Er merkt, dass er jetzt die volle Aufmerksamkeit der beiden Detectives genießt, und fährt fort. »Und Cassie war ein echter Schatz. Ungelogen, das Mädchen war wirklich eine Seele von Mensch. Wissen Sie, was ich meine? Sie hatte mehr Geld als Gott persönlich, aber sie war total großzügig. Sie engagierte sich ehrenamtlich, studierte fleißig, war immer für einen da. Aber da war eine Sache …«
    McDermott wippt schon wieder auf den Zehenballen.
    »Cassie war einfach ziemlich durch den Wind. Schauen Sie, sie hatte diese ganze Kohle und alles, also muss man vielleicht nicht allzu viel Mitleid mit ihr haben. Das hätte sie selbst auch nicht gewollt. Aber es schien, als ob sie nicht genau wüsste, wer sie eigentlich war.« Er seufzt. »Sie war nie mit sich zufrieden, keine Ahnung, warum. Sie war nett, sie

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